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10. 02. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Michael Jacksons Leibarzt plädiert auf nicht schuldig

Der wegen Todschlags vor Gericht stehende Leibarzt von Michael Jackson plädierte am Montag auf nicht schuldig. Damit ging der Vorhang auf für ein unglaubliches Gerichtsdrama, bei dem die Staatsanwaltschaft beweisen will, dass Dr. Conrad Murray den Tod des Kings of Pop verursacht hatte.

Rund zwei Stunden, nachdem die Staatsanwälte die Anklagepunkte vorgebracht hatten, kam der fast zwei Meter lange Murray im Gericht an. Er trug einen grauen Anzug. Als er den Raum betrat, blickten mehrere Mitglieder der Jackson-Familie zu Boden. Der Oberrichter Keith L. Schwartz setzte für Murray eine Kaution von 75.000 US-Dollar fest. Dies ist drei Mal mehr, als bei den meisten Fällen von fahrlässiger Tötung. Die Staatsanwaltschaft hatte 300.000 Dollar von Murray gefordert, der zwar von den Polizeikräften bewacht, nicht aber in Handschellen gelegt wurde.

Gemäß einer fünfseitigen Anklageschrift habe Murray "auf eine illegale, aber nicht böswillige Weise Michael Joseph Jackson" getötet, indem er nicht "die nötige Vorsicht und Umsicht" hat walten lassen. In der Anklage stehen keine Details zur Todesursache von Jackson, aber die Behörden haben bereits zuvor festgestellt, dass der Sänger starb, nachdem ihm Murray ein starkes Schlafmittel und andere Medikamente verabreicht hatte.

Als Murray auf dem Weg zum Gericht eine Menge von mehreren Hundert Reportern und Jackson-Fans durchqueren musste, wurde er von ihnen als "Mörder" beschimpft. "Ich will nur Gerechtigkeit", war alles, was Jacksons Vater sagte, als er an den zahlreichen Reportern vor dem Gerichtsgebäude vorbeiging. Er und seine Familie kamen an, kurz nachdem die Staatsanwälte am Montag bekannt gegeben hatten, dass sie Murray wegen Totschlags angeklagt hatten. Im Gericht saßen Jacksons Vater Joe, Mutter Katherin und die Geschwister LaToya, Jermaine, Tito, Jackie und Randy hinter den Staatsanwälten, als Murray seine Aussage machte. Nachdem der Richter die Höhe der Kaution festgelegt hatte, erklärte er Murray, dass dieser nun zwar frei im Land reisen dürfe, aber die Vereinigten Staaten nicht verlassen könne. Er musste seinen Reisepass abgeben.

Murry, der bei Jackson war, als dieser am 25. Juni in Los Angeles in einer gemieteten Wohnung starb, sagte, dass er nichts getan habe, was den Tod des 50-Jährigen habe verursachen können. "Wir werden die Kaution bezahlen, auf unschuldig plädieren und kämpfen", sagte sein Anwalt Ed Chernoff. Jackson hatte Murray als Leibarzt eingestellt, während er sich für eine Reihe von anspruchsvollen Comeback-Konzerten in London vorbereitete. Gerichtsmediziner sagten, dass der Sänger starb, nachdem ihm Murray das starke Schlafmittel Propofol und zwei andere Sedative gegeben hatte, um den chronisch Schlaflosen zum schlafen zu bringen. Propofol ist auch als "Milk of amnesia" bekannt. Weil das Medikament die Atem- und Herzfrequenz und zugleich den Blutdruck senkt, darf es nur von Anästhesisten in einer medizinischen Umgebung verabreicht werden. Die Amerikanische Gesellschaft von Narkoseärzten warnte 2004 davor, dass Ärzte, die Propofol verwenden, im Umgang mit narkosespezifischen Problemen geschult sein sollten. Darüber hinaus müssten sie die Patienten andauernd überwachen. Rettungsmittel müssten sofort verfügbar sein.

Die Ermittler aus Los Angeles wollen bei ihrem Aufbau der Klage gegen Murray vorsichtig vorgehen, um methodische Fehltritte zu vermeiden, die es bei anderen Gerichtsurteilen mit Stars gegeben hatte, wie etwa bei O.J. Simpson oder dem Schauspieler Robert Blake, die beide des Mordes freigesprochen wurden.

Nach der Begutachtung der toxigologischen Ergebnisse stellte der Untersuchungsrichter fest, dass Jacksons Tod auf eine akute Intoxikation mit Propofol zurückzuführen sei, wobei die anderen Medikamente ebenfalls ein Faktor gewesen seien. Es sieht allerdings so aus, als hätte Murray das Medikament auf eine legale Weise erhalten und die Verwendung des Mittels ist kein Verbrechen. Um zu beweisen, dass der Doktor seiner Sorgfaltsplicht nicht nachkam, sprachen Detektive mit über zehn Medizinexperten, um abschätzen zu können, ob sein Verhalten aus dem Rahmen einer vernünftigen medizinischen Praxis fällt.

Gemäß den Gerichtsakten hat Murray der Polizei erklärt, dass er das Propofol gegen 11 Uhr morgens angewandt hatte und danach kurz auf die Toilette ging. Was danach geschah ist nicht ganz klar. Als er von dort zurück kam, soll er laut seinen eigenen Aussagen festgestellt haben, dass Jackson nicht mehr atmete. Daraufhin begann er sofort, Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Doch dies widerspricht anderen Quellen. So ist erwiesen, dass Murray die Ambulanz nicht vor 12.21 Uhr angerufen hatte. Zuvor hatte Murray allerdings mehrere Telefonanrufe getätigt, die insgesamt 47 Minuten dauerten. Worum es bei diesen Gesprächen ging, ist nicht bekannt. Murrays Anwälte sagten, dass die Untersuchungsbehörden es verwirrend fänden, was ihnen Murray erzählt hatte, und unterstellten, dass der Arzt seinen Patienten wohl erst gegen Mittag tot aufgefunden habe.

Die Polizei hatte mehrere Zeugen vernommen. Darunter auch solche, welche die letzten Tage mit Jackson verbracht hatten oder die mit ihm gemeinsam an seinen Vorbereitungen zu seinen Comeback-Konzerten unter dem Titel "This Is It" gearbeitet hatten. Ebenfalls befragt wurden persönliche Bedienstete wie sein Sicherheitsangestellter und sein persönlicher Assistent.

Murray, der eine eigene Praxis in Houston hat, wurde im May Jacksons Arzt. Ein Leiter des Konzertveranstalters AEG Live sagte, dass Jackson darauf bestanden habe, dass ihn Murray auf seine Konzerte nach London begleitet. Die Konzerte waren ausverkauft. Alle warteten auf eine Rückkehr des Kings of Pop, nachdem dieser in den letzten Jahren nur noch mit seltsamem Benehmen, Gerichtsverfahren und außergerichtlichen Einigungen wegen Kindsmissbrauch sowie seiner Selbstisolation Schlagzeilen gemacht hatte. Diese überschatteten auch seine musikalischen Erfolge, die er etwa mit seinem Album "Thriller" aus dem Jahre 1982 feiern konnte, aus dem seine bekanntesten Hits "Beat it" und "Billy Jean" stammen.

Als Jackson starb, befand er sich in einem verhältnismäßig guten Gesundheitszustand. In seinem Körper wurden keine verbotenen Drogen gefunden, wie es laut dem Autopsiebericht heißt, aus welchem die Nachrichtenagentur AP zitierte. Jackson hatte ein gutes Herz und seine Nieren und auch die meisten anderen Organe funktionierten normal. Jacksons größtes Problem war eine chronische Lungenentzündung, welche ihn schnell außer Atem kommen ließ. Doch dieser Erkrankung sei keine Mitursache für den Tod gewesen, so der Bericht weiter. Rechtsexperten sagen, dass diese Befunde die Seite der Strafverfolgung stärke und die Verteidigung von Murray erschwere, die sonst darauf hätte pochen können, dass Jackson Vorraussetzungen mitgebracht habe, welche das Todesrisiko für die Medikamente erhöhte, die er freiwillig nahm.

Quelle: China Daily

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