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25. 06. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Wieso dieser ganze Hype um die Fußball-Weltmeisterschaft?

Schlagwörter: Fußballfieber,Beijing,Vuvuzelas,Expats,Weltmeisterschaft,Fußball

Das Fußballfieber könnte in Beijing kaum großer sein: Die Flaggen von den unterschiedlichsten Ländern tauchen neben jeder Bar und jedem Pub auf, und während die Spiele laufen, hört man immer häufiger die Vuvuzelas dröhnen. Sowohl Expats wie auch die Einheimischen sprechen fast nur noch über Resultate oder Gewinnaussichten. Autor Edward Mills macht sich darüber Gedanken.

Das chinesische Nationalteam konnte sich nicht für diese Weltmeisterschaft qualifizieren – sehr zum Missfallen der Nation. Doch das hält die Leute nicht davon ab, lange wach zu bleiben oder gar den Wecker zu stellen, um die Spiele zu einer höchst unchristlichen Zeit zu sehen. Sogar meine amerikanischen Freunde haben ein erstaunliches Interesse an Fußball entwickelt, nachdem ein gewisser Torwart beim Spiel zwischen England und den USA einen entscheidenden Fehler gemacht hat. Das amerikanische Team hat dabei eigentlich nur unterstrichen, wie schlecht unser englisches Team derzeit spielt.

Aber warum ist der Fußball, insbesondere die Weltmeisterschaft, so beliebt? Im Falle Englands wäre es leicht, Gründe für ein starkes Desinteresse zu finden. Unser Team hat den begehrten Titel schon seit 1966 nicht mehr geholt – und das wird sich auch in diesem Jahr ziemlich sicher nicht ändern. Wir haben keinen guten Torwart, nur einen einzigen guten Stürmer, ein Mittelfeld, das nicht wirklich zusammenspielt und eine für Verletzungen anfällige Verteidigung. Und doch: Diese überbezahlten und überbejubelten Primadonnas sind die ganze Hoffnung der Unterstützer Englands bei dieser Meisterschaft.

Trotz dieser negativen Punkte, scheint es für viele Leute in Beijing einen eigenen Reiz zu haben, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Dabei haben verschiedene Leute unterschiedliche Gründe, die Spiele zu verfolgen: Die Fußball-Freaks schauen sich die Spiele an, um die individuellen Eigenschaften der Spieler in ihren Nationalteams zu unterscheiden, anderen geht es lediglich darum, eine kalte Flüssigkeit in die Kiemen zu schütten und wiederum andere sind von den angeblich besonders attraktiven Fußballfans aus Holland entzückt. Nationalstolz (oder im Falle Englands auch die nationale Erniedrigung) spielt natürlich auch eine Rolle. Wenn du dein eigenes Land spielen siehst, erzeugt dies ein besonderes Gefühl – egal, ob deine Mannschaft nun gewinnt oder nicht.

Aber viele von denen, welche die Meisterschaftsspiele anschauen, tun dies nicht wegen ihres angeborenen Wissens über das Spiel oder wegen einer intimen Freundschaft zu einem der Spieler. Bei einigen beschleunigt sich noch nicht einmal der Puls, wenn ihr Land sich auf das grüne Schlachtfeld begibt. Trotzdem kann die Meisterschaft auch ziemlich uninteressierte Menschen wie mich packen. Denn die Aura der Weltmeisterschaft geht über Nationalstolz und Fußball-Leidenschaft hinaus. Sie schafft eine Atmosphäre der großen Neugierde: Teams aus allen Regionen der Welt messen sich, und noch mehr Zuschauer als allen Weltgegenden schauen sich die Spiele an. Wäre hätte ahnen können, dass es so ein kollektives Gefühl der Internationalität erzeugt, wenn ein paar zugegebenermaßen ziemlich affektierte Spieler ein rundes Objekt durch die Gegend kicken?

Die WM-Tage müssen die Hölle für diejenigen sein, welche der Weltmeisterschaft aus dem Weg gehen wollen. Sie beherrscht schon seit Wochen die Presse, Gespräche und manchmal auch den Schlaf-Wach-Rhythmus, wenn ein paar überenthusiastische Deutsche den Erfolg ihres Teams feiern. Doch die meisten Leute sind einfach dankbar, dass es eine Zeit ist, während der es in Ordnung ist, nachts um drei Uhr noch ein Bier trinken zu gehen. Trotz der Schwächen meines Teams schwimme auch ich auf der gegenwärtigen Fußballwelle mit - und ehrlich gesagt, finde ich es nach jeder durchzechten Nacht besser, lange aufzubleiben und die Spiele zu schauen.

Quelle: China Daily

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