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20. 07. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Ein anderer Passagier kam mir zur Hilfe und nachdem er sich mein Vorhaben angehört hatte, sagte er dem Verkäufer dass ich nach Menggenchulu fahren wolle, der nächsten Bushaltestation am Gebiet des Buryat Stammes.
Ortsnamen sind für Reisende in dieser Gegend ein Problem, da es offizielle (für Fremde) und lokale Bezeichnungen (für Einheimische), mongolische und chinesische Namen für fast jeden Ort gibt. Zur weiteren Komplikation sind vor kurzem durch eine neue Einteilung der Bezirke viele neue Namen für Städte in der Region entstanden.
Der hilfsbereite Passagier, ein Mann des Ewenki Stammes rief darauf einen Freund in Menggenchulu an und fragte ihn, was ich dort besichtigen könne. Sein Freund sagte, es fände am nächsten Tag eine Buryat Hochzeit statt, zu der er mich mitnehmen könne.
Das fand ich spannend. Ich dankte ihm und stieg in den Bus nach Menggenchulu ein.
Meng Jinshan, der Freund des Ewenki Mannes war nicht in der Stadt als ich ankam und es hieß, er komme sehr spät zurück. Ich checkte in einem kleinen Hotel ein, indem der einzige andere Gast von einem lokalen Marktforschungs- und Kartierungsbüro kam. Er verbrachte die schönen Tage des Jahres mit Fahrten in der weiten Steppen um Einzelheiten der Orte zu überprüfen.
Als wir uns eine Weile unterhielten, sagte er, dass das Xinihe Kloster auf meiner Karte an einem falschen Ort eingezeichnet war. Das war sehr hilfreich, da ich einen Besuch im Kloster geplant hatte, aus dem der Lama, den ich zuvor getroffen hatte, stammte.
Der Chef des Hotels sagte, dass nur wenige Stammesangehörige der Buryat in diesem Dorf lebten. Einige lebten in der Nähe des Klosters. Als ich ihn fragte, wo ich Menschen treffen könnte, die Buryat Volkslieder singen könnten, sagte er: "Mit Alkohol kann das selbst ich."
Außerhalb des Hotels fand ich ein nicht zugelassenes Taxi, dessen Fahrer bereit war, mich rund 20 Kilometer durch weites Grasland zum Kloster zu fahren. Es dämmerte bereits und die goldene Farbe des Sonnenuntergangs, die das Kloster reflektierte, war von weitem sichtbar.
Xinihe ist der Name der Stadt, in der wir uns befanden und auch des Flusses den wir gerade überquerten. Ein Hirte zu Pferde und seine Herde überquerten den Fluss ebenfalls. Er trug den traditionellen kegelförmigen Hut des Buryat-Stammes, den ich von Bildern her kenne.
Am 15. Tag jedes ersten und achten Mondmonats findet rund um das Kloster ein Volksfest statt. Alle ansässigen Buryat kommen, um ihre Waren zu verkaufen und Spaß zu haben. Als wir ankamen war die Gegend jedoch fast menschenleer. Das Kloster wurde gerade renoviert. Es war kein Lama zu sehen, nur ein paar Bauarbeiter.
Obwohl noch einige der Buryat in Zelten leben, haben sich die meisten in Häusern niedergelassen. Wir hielten bei einer Buryat Familie in der Nähe an und bekamen Milchtee serviert.
Ich schoss zum Dank einige Bilder von ihnen und versprach, ihnen die entwickelten Bilder zuzuschicken. Der Sohn der Familie freute sich sehr über die Fotografiesitzung. Er zog seinen besten Umhang an, stieg auf sein Pferd und posierte für mich, damit ich ein Bild von ihm machte, dass er an die Wand hängen konnte.
Am nächsten Morgen rief mich Meng an und sagte mir, dass er nicht zu der Hochzeit fahren könne, da er andere Dinge zu tun habe, doch er hatte einige Verwandte gefragt, ob sie mich mitnehmen könnten.
Wir fuhren zuerst zum Dorf, in dem die Familie der Braut wohnte. Alle Dorfbewohner hatten sich im Gemeinderaum versammelt, um die Hochzeit vorzubereiten. Die meisten Frauen bereiteten das Essen vor, die meisten Männer rauchen und unterhielten sich. Kinder spielten und kreischten.
Einige Menschen, die heute in Städten leben, waren für die Hochzeit zurückgekommen, doch die Mehrheit der Buryat schien das Leben ihrer Vorfahren als Hirte weiter zu führen.
Ich sprach einen düsteren jungen Mann an, der neben mir saß. Er sagte, er habe lange Jahre lang in Hohhot, der Hauptstadt der Inneren Mongolei gelernt, doch er sei als Hirte zurückgekehrt, weil er keinen ordentlichen Job gefunden habe.
Mir wurde klar warum er keinen Arbeitsplatz finden konnte, als er mir sagte, was er gelernt hatte – Ringkampf.
Viele Menschen sagten mir, dass sie die Republik Buryat in Russland, in der die meisten Buryats leben, besucht hätten. Obwohl sie sich den Menschen dort verbunden fühlten, sagten sie, dass sie das Leben in China besser fänden, wo sie als Hirte gutes Geld verdienen konnten.
Die Braut und ihre besten Freunde waren in einem anderen Raum, tranken und sangen Lieder, viele Poplieder aus Ulan Bator und chinesische Poplieder mit mongolischen Texten.
Nach Snacks und Milchtee machten wir uns auf den Weg zur Familie des Bräutigams. Einige Busse waren für den Transport der Menschen gemietet worden, doch ich blieb mit den Verwandten von Meng im Auto.
Nach einer weiteren Stunde kamen wir im Dorf des Bräutigams an. Nun waren wir tief in der Grasebene. Die Familie des Bräutigams stand für den Empfang der Braut und der Gäste vor dem Haus.
Früher, als die Prozession zum Geleit der Braut auf Pferden stattfand, umkreisten die Reiter vorm Absteigen drei Mal das Haus. Nun wurde das Ritual vereinfacht, da wir nur einmal mit dem Auto um das Haus herum fuhren.
Unglaubliche Mengen von Essen war vorbereitet worden, meist Hammelfleisch, doch es gab auch viele Nachtische. Alle Menschen bildeten in einem großen Hof einen Kreis, vor ihnen standen Tische mit Gerichten. In der Mitte des Kreises stand eine Moderatorin, um die Zeremonie zu leiten.
Einige Mädchen einer Kunstschule waren eingeladen, um den Gästen Lieder vorzusingen. Sie wurden von einem Keyboarder begleitet, der mit seinem Synthesizer lustige Klänge erzeugte, um die Leute zum Lachen zu bringen.
Das frisch vermählte Paar stand im Zentrum, um den Segen von ihrer Sippe und Freunden zu erhalten, darunter der düstere Ringkämpfer, der nun fröhlicher aussah.
Ich musste vor der Dunkelheit zurückkehren und beendete meine kurze und glückliche Zeit mit dem Stamm der Buryat. Alle hatten mich so gut behandelt, vor allem als sie hörten, dass ich ein Freund Mengs sei und ich dankte diesem Freund, den ich nie getroffen hatte. Ich sollte auch dem Passagier des Ewenki-Stammes, dem Lama und jedem in diesem Land danken, dass ich diese wunderbare Erfahrung machen durfte.
Quelle: China Daily
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