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26. 07. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Chinesische Schwulengemeinde verliert einen ihrer besten "Freunde"

"Letzte Ausgabe" heißt es für die Zeitschrift "Friend Exchange", die einzige chinesische Zeitschrift, die psychologische Unterstützung und Ratschläge für die Vorbeugung von AIDS an die Schwulengemeinde gibt. Ihr Hauptsponsor, die Ford-Stiftung, hat ihre finanzielle Unterstützung für die zweimonatige Zeitschrift beendet.

Die Zeitschrift "Friend Exchange".(Foto:danlan.org)

Ein pensionierter, homosexueller Beamter der bewaffneten chinesischen Polizei, Zhang Guowei, hat sich gefreut, als am Morgen eine extra dicke Ausgabe von Friend Exchange angekommen war. Er ist seit 2001 Abonnent der Zeitschrift für homosexuelle und von AIDS betroffene Gemeinschaften. Doch Tränen traten ihm in die Augen, als er die Worte "Letzte Ausgabe" auf dem Deckblatt las. "Das war, als würde sich mein bester Freund plötzlich von mir verabschieden", so er. Die einzige chinesische Zeitschrift, die psychologische Unterstützung und Ratschläge für die Vorbeugung von AIDS an die Schwulengemeinde gibt – "Friend Exchange" – hat ihre letzte Ausgabe publiziert, nachdem ihr Hauptsponsor, die Ford-Stiftung, ihre finanzielle Unterstützung für das zweimonatige Magazin beendet hatte.

Zwei Jahre nachdem Joan Kaufman, Mitarbeiterin beim AIDS-Programm der Ford-Stiftung in der Außenstelle in China, 1996 nach China gekommen war, hörte sie von "Friend Exchange", einer kleinen Zeitschrift, die von Hand zu Hand weitergegeben wurde, und entschloss sich, ihre finanzielle Unterstützung anzubieten. Doch mittlerweile hat die Ford-Stiftung beschlossen, ihre Unterstützung auf andere Länder in Südostasien und Afrika zu verlegen, da sie China als zu wohlhabend für eine solche Hilfe ansieht. Der Verleger der Zeitschrift, Zhang Beichuan, erklärt, jede Ausgabe der Zeitschrift sei mit 15.000 Exemplaren herausgekommen, was rund 500.000 Yuan, oder 73.800 US-Dollar gekostet habe.

Die Zeitschrift wurde öffentlich von mehreren hohen chinesischen Beamten gelobt, darunter von dem ehemaligen stellvertretenden Gesundheitsminister, Wang Longde, und von Wu Zunyou, dem Leiter der Abteilung für AIDS-Vorbeugung beim Chinesischen Zentrum für Krankheitsvorbeugung und -kontrolle. In China sei die Regierung der fast einzige Anbieter von öffentlichen Leistungen für mit AIDS in Zusammenhang stehenden Angelegenheiten, und seit 2002 habe das Zentrum für Krankheitsvorbeugung und -kontrolle sehr gute Arbeit bei der Handhabung vieler empfindlicher Angelegenheiten geleistet, meint Kaufman. Allerdings war das Engagement der Regierung nicht ausreichend bei der Vorbeugung von HIV-Infektionen.

Friend Exchange hatte guten Erfolg bei der Verbreitung von Kenntnissen über AIDS. Die Zeitschrift habe homosexuelle Männer und andere stigmatisierte Menschen ermutigt und dazu beigetragen, dass die Gesellschaft diese Menschengruppen versteht, meint Pan Suiming, Leiter des Forschungsinstituts für Sexologie und Geschlechterforschung an der Renmin-Universität. Qiu Renzong, ein bekannter Ethik-Wissenschaftler an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, ist der Ansicht, dass die Einstellung von Friend Exchange nicht zeitgerecht sei. "Eigentlich brauchen wir mehr Zeitschriften wie "Friend Exchange", um gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von AIDS-Kranken und anderen gefährdeten Randgruppen zu kämpfen."

Quelle: Shanghai Daily

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