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09. 08. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

John Woo über seinen neuen Film und die Wuxia-Philosophie

Schlagwörter: John Woo ,Beijing,Hongkong,Film,Reign of Assassins,Reitkampfkunst ,Wuxia,Lebenswerk,Venedig,Goldenen Löwen

Der berühmte Hongkonger Regisseur John Woo sprach in Beijing auf einem Filmforum über seinen neusten Film "Reign of Assassins", über das Konzept der Reitkampfkunst Wuxia und über den Goldenen Löwen, den er bald in Venedig für sein Lebenswerk bekommen soll.

Nach Angaben der Organisatoren des Filmfestivals von Venedig wurde Woo als Empfänger für den Preis für sein Lebenswerk ausgewählt, weil er das Actionfilmgenre von Grund auf erneuert habe und sowohl in Asien wie auch im Rest der Welt seinen Beitrag zu einer extremen Stilisierung von zeitgenössischen Filmen geleistet habe. Woo sagte nach dem Forum zur chinesischen Tageszeitung Global Times, dass es ihm sehr viel bedeute, mit einer solchen Auszeichnung geehrt werden. Viele Filmgrößen, die er sehr bewundere, hätten auch die Auszeichnung erhalten. "Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich nun mit ihnen auf einer Augenhöhe bin", so Woo.

Es ist bereits das viere Mal, dass Woo am Filmfestival von Venedig teilnimmt. Im Jahre 2004 war er Gast bei der Auswahl der Filme für die "Geheime Geschichte des Asiatischen Films". Zwei Jahre später wurde sein Werk "All the Invisible Children" außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. Im Jahre 2007 kam er wieder, diesmal als Produzent des Abschlussfilms des Festivals: Blutsbrüder. Als ihn die Organisatoren im vergangenen Jahr informierten, dass er heuer einen Preis gewinnen würde, war er "überrascht, glücklich und aufgeregt".

Trotz einer Reihe von internationalen Auszeichnungen ist es Woo indes nicht recht, als ein "Meister des Actionfilms" betitelt zu werden. Ein Meister sei in der Regel einsam, er hingegen brauche seine Freunde. Woo sagte auch, dass er das Genre des Actionfilms liebe und dieses mehr sei, als eine simple Folge von Kampfszenen und schnell wechselnden Szenarien. Er habe seit langem die Wuxia-Philosophie bewundert. Für ihn bedeute ihr Geist, ein natürliches und ungezwungenes Leben zu führen und sich um andere zu kümmern. Die Anhänger der Wuxia-Philosophie schätzen Freundschaft und Gerechtigkeit. Sie kämpfen am liebsten auf der Seite der Schwachen gegen die Starken. "Der Geist der Wuxia-Philosophie hat sich über Generationen entwickelt und ist es wert, bewundert und verbreitet zu werden", findet Woo."Inzwischen experimentiere ich aber auch gerne mit anderen Filmgenres." Seine Freunde bringen ihn immer wieder auf neue Ideen.

Einer dieser neuen Ideen kommt in seinem jüngsten Streifen "Reign of Assassins" zum Zuge, der in Venedig zur Erstaufführung gelangen soll. In ihm spielen die Stars Michelle Yeoh und der koreanische Schauspieler Woo-sung Jung. Der Wuxia-Thriller dreht sich um das Leben einer pensionierten Killerin (Yeoh). "Es ist zwar ein Wuxia-Film, aber in ihm gibt es auch eine Liebesgeschichte. Der Film versucht zudem, das Wesen der Menschlichkeit zu ergründen", erklärt Woo und fügt hinzu, dass dies sein erster Film sei, den er aus einer weiblichen Perspektive erzählt habe. Bisher seien seine Filme auf männlichen Gesichtspunkten aufgebaut gewesen, da er seine Ideen aus dem wahren Leben schöpfe und die meisten seiner Freunde Männer seien.

Ein Bild von Reign of Assassins.

"Es ist schwer für mich, einen Film aus weiblicher Perspektive zu drehen, da ich mit dieser nicht so vertraut bin. Allerdings bewundere ich modern Frauen zu tiefst", sagt Woo. Er erklärt, dass sich die meisten Wuxia-Filme aus den 1960er-Jahren noch um weibliche Helden gedreht hätten. Dies habe sich erst geändert, als sein Mentor Cheh Chang damit begonnen habe, sich auf Männer zu konzentrieren.

Woo fand es eine leichte Entscheidung, Yeoh im Film die Hauptrolle zu geben. Sie sei eine Meisterin der Kampfkunst, was sich in Filmen wie "Tomorrow Never Dies" und "Crouching Tiger, Hidden Dragon" gezeigt habe, und zudem selber eine Anhängerin der Wuxia-Philosophie. "Sie ist eine aufrechte Person und versteckt ihre wahren Gefühle nicht. Sie teilt alles mit den Leuten um sie herum, besonders wenn sie bei den Dreharbeiten ist. Sie ist professional und effizient", lobt Woo. Deswegen portraitiere sich Yeoh gewissermaßen selbst, wenn sie die Rolle einer Wuxia-Kämpferin spiele. Und auch wenn der Film aus einer weiblichen Perspektive erzählt sei, handle er doch vom Thema, das auch alle seine anderen Filme durchzieht: Dem Geiste des Wuxia.

Im Film entdeckte Woo auch seine Vorliebe für das Schwert. Sie ist die Waffe, die nach der Pistole im Film am zweithäufigsten zu sehen ist. Woo gibt zu, dass ihn Schwerter faszinieren, da sie seiner Meinung nach für Gerechtigkeit stehen und sagt dann mit einem Lächeln im Gesicht: "Ich hoffe, dass ich in meinem nächsten Film ausschließlich Schwerter benutzen kann."

Quelle: Global Times

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