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24. 08. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Vor 50 Jahren wurden in Tibet demokratische Reformen eingeführt. Damit verschwand das feudale Leibeigenensystem und die Menschen der untersten sozialen Schicht bekamen ein menschenwürdiges Leben.
Während Gelek, ein tibetischer Leibeigener, vor 50 Jahren in der Küche eines Aristokraten zitterte, glaubte er, dass er und seine Mutter ihr ganzes Leben mit unbezahlter Arbeit verbringen würden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er der erste promovierte Tibetologe des Landes werden würde, nachdem ihm eingebläut worden war, dass "nur eine Hoffnung auf ein gutes Leben nach dem Tod" gebe.
Gelek ist heute stellvertretender Direktor des Tibetologischen Forschungszentrums, reist häufig zwischen Beijing und Chengdu hin und her und betreut Doktoranden in diesen Städten. Er hat an internationalen wissenschaftlichen Austauschprogrammen teilgenommen und drei Mal den persönlichen Repräsentanten des Dalai Lamas getroffen.
"Ohne die demokratischen Reformen wäre ich noch immer ein Leibeigener", sagte Gelek. "Die Reformen haben es mir ermöglicht, einen Doktortitel zu bekommen und Akademiker zu werden."
Am 19. Januar 2009 beschloss der Volkskongress des Autonomen Gebiets Tibet ein Gesetz, das den 28. März als Tag der Befreiung der Leibeigenen festlegt, um der Million tibetischer Leibeigener zu gedenken, die vor 50 Jahren befreit wurden.
Von "sprechendem Vieh" zu freien Landbesitzern
Gelek wurde 1950 in einem Dorf im Tibetischen Autonomen Kreis Ganzi in der südwestchinesischen Provinz Sichuan geboren. Er weiß weder sein genaues Geburtsdatum noch wer sein Vater ist, da er als Leibeigener geboren wurde und damit als Privateigentum galt – genauso wie seine Mutter und Schwester.
"Wir waren am unteren Ende des Feudalsystems. Wir hatten kein Land, nichts als das Gewand, das wir an hatten, und das uns in der Nacht auch als Decken diente. Wir lebten in den Gängen des Herrenhauses. Eine Generation nach der anderen musste für ihn arbeiten und wir wurden als 'sprechendes Vieh' gesehen." Abgesehen von den Geistern, Tempeln und der Zwangsarbeit gab es in Geleks Kindheit nichts, an das er sich erinnert. „Wir waren von Geburt an gehirngewaschen und uns wurde eingetrichtert, dass die einzige Hoffnung auf ein gutes Leben im Leben nach dem Tod liege."
Die demokratischen Reformen wurden in Geleks Heimatstadt im Jahr 1956 vollzogen, drei Jahre vor der Reform in Tibet. Zum ersten Mal erhielten er und seine Verwandten eigenes Land und Häuser, das Recht zu sprechen und den sozialen Status eines freien Menschen.
Vom Analphabeten zum Doktor
Im feudalen Tibet war die einzige Möglichkeit, seinen sozialen Status zu verbessern, ein Lama zu werden, daher flehte Geleks Mutter den Gutsherren an, dem fünfjährigen Gelek zu erlauben, am Gottesdienst teilzunehmen, wo er die Schriften studieren konnte. "Der Preis für meine Ausbildung war, dass meine gesamte Familie unbezahlte Arbeit leisten musste", murmelt Gelek. "Wir ahmten den Gesang der alten Lamas nach, aber wir hatten keine Ahnung, was die Schriften bedeuteten und wir wurden bestraft, wenn wir falsch sangen." In den sechs Monaten lernte er nur das tibetische Alphabet mit seinen 30 Buchstaben.
Mit der Reform von 1956 wurde eine Volksschule in seiner Heimatstadt erreichtet und Gelek konnte regelmäßig den Unterricht auf Tibetisch und Chinesisch besuchen. Nach drei Jahren Mittelstufe wurde er für die Gesangsklasse an der Südwest-Universität für Minderheiten aufgenommen, wo er vier Jahre lang Tibetisch-Übersetzen studierte.
1978 registrierte sich Gelek am Institut für Ethnologie an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, um die Geschichte der chinesischen Volksgruppen und vor allem jener in Tibet zu studieren. Und 1986 erhielt Gelek an der Sun Yat-sen-Universität sein Diplom für .Anthropologie. Anschließend begann er am ersten Forschungszentrum für Tibetologie in China zu arbeiten.
Von 1988 bis 1989 unterrichtete Gelek als Gastprofessor an der Indiana-Universität und am UCLA und traf in dieser Zeit den älteren Bruder des Dalai Lamas, Thubten J. Norbu, der ebenfalls an der Indiana-Univerisität unterrichtete. Eines Tages stritten sie. "Thubten sagte, dass die Han-Chinesen und die Tibeter unvereinbar seien wie Wasser und Feuer. Ich widersprach ihm und sagte, dass sich gute und schlechte Menschen nicht durch ihre Volkszugehörigkeit unterscheiden. Es gebe bei allen Völkern gute und schlechte Menschen. Er konnte nicht die Oberhand gewinnen", sagte Gelek gegenüber einem Reporter der Nachrichtenagentur Xinhua. "Vor den demokratischen Reformen war ich ein Leibeigener, während er einer der reinkarnierten Buddhas war, die gemeinsam mit ein paar Aristokraten das ganze Land besaßen und uns Leibeigene dazu zwangen, für sie zu arbeiten", erklärte Gelek. "Aber heute bin ich ein Wissenschaftler der Volksrepublik China und ein Gastmitglied der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften."
Gelek besucht Tibet jedes Jahr. "Die Theorie der nachhaltigen Entwicklung in Tibet in die Praxis umzusetzen und die Modernisierung voranzutreiben ohne die Kultur und die Umwelt zu zerstören, sind die wichtigsten Ziele unserer Forschung."
Im Juli 2008 führte Gelek Gespräche mit dem persönlichen Vertreter des Dalai Lama, bei denen er das im Bau befindliche Tibetologie Museum beschrieb. Demnächst, wenn das staatliche Museum fertiggestellt sein wird, werden dort rund 2000 kostbare Kulturgegenstände und historische Kunstgegenstände öffentlich ausgestellt. Das Motto ist: "Tibet, ein Ort unserer Sehnsucht", sagte Gelek.
Quelle: german.china.org.cn
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