Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Kultur Schriftgröße: klein mittel groß
03. 09. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Das neue Zuhause für die zeitgenössische chinesische Kunst

Schlagwörter: Debatte , Zukunft, Kunst

Als im vergangenen November die Chinesische Akademie der Zeitgenössischen Kunst gegründet wurde, löste dies eine landesweite Debatte aus. Denn die staatliche Akademie will nicht nur ein neues Museum bauen, sondern auch die zeitgenössische Kunst systematisch erforschen.

Luo Zhongli vor seinen Arbeiten. [Global Times]

Die ersten Zeichen nach der Gründung der Chinesischen Akademie der Zeitgenössischen Kunst stehen schlecht: Mehrere Kritiker waren von ihrer ersten Ausstellung enttäuscht. Sie fragten sich, ob die Akademie mit dem schlecht organisierten Anlass überzeugen kann und ob die wenigen ausgestellten Arbeiten dem ambitionierten Titel gerecht werden. Denn laut Eigenbeschreibung sollte die Ausstellung "Konstruierte Dimension" von Ye Yongqing das "innere Gefüge der chinesischen Gegenwartskunst aus den Fugen werfen".

Dabei hatte die Gründung der Akademie hohe Erwartungen geschürt, insbesondere nachdem der Direktor, der renommierte zeitgenössische Künstler und Kunsterzieher Luo Zhongli, seine Pläne bekannt gab, dass es neben der permanenten Ausstellung auch noch ein Seminar geben soll. Gemäß Luo ist es allerdings die wichtigste Aufgabe der Akademie, eine Buchreihe herauszugeben, die sich mit der Entwicklung der chinesischen Gegenwartskunst in den letzten Jahren beschäftigt und die Phasen seit ihrem Beginn bis zum heutigen Erfolg nachzeichnet.

Luo ist der Ansicht, dass sich die zeitgenössische Kunst aus China nach jahrzehntelanger harter Arbeit von zahlreichen Künstlern auf einem internationalen Niveau befinde. Sie habe einen freien Geist und sie sie kommerziell erfolgreich – und zwar in einer Weise, welche viele in China wie auch im Ausland überrascht hat. "Nun ist die Zeit gekommen, nach einer langen Reise mit einer systematischen Forschung auf die Künstler zurückzuschauen", sagte Luo der Global Times.

In dieser Hinsicht ist im chinesischen Kunstkreis zwar bereits eine Menge geschehen: Mehrere Ausstellungen haben sich mit der Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst beschäftigt. Ebenfalls sind zahlreiche Bücher erschienen, darunter einerseits Kataloge der großen Ausstellungen aber auch Kompilationen von unabhängigen Kritikern und Kuratoren. Doch die meisten dieser Werke gelten als wissenschaftlich wenig seriös oder gar als parteiisch, da bei nicht wenigen finanzielle Überlegungen dahinterstecken. Die Werke von unabhängigen Individuen hingegen werden von vielen Kritikern als nicht umfassend genug bezeichnet, da das Dokumentieren eines ganzen Genres eine komplizierte historische Aufgabe ist.

Auch die großangelegte Ausstellung "Reshaping History" vom vergangenen Mai, an der über 300 zeitgenössische Künstler teilnahmen, hatte angeblich das Ziel "die Erfolge bei der Entwicklung der zeitgenössischen chinesischen Kunst in den letzten 30 Jahren in der bisher umfassendsten Weise aufzuzeigen", so der Kurator Lü Peng. Später gab es dann allerdings das Gerücht, dass es sich dabei um einen rein kommerziellen Anlass gehandelt habe, da ein großer Teil der Verkaufssumme an den Organisator abgegeben werden musste.

Nachdem solche Ausstellungen von Individuen und Nichtregierungsorganisationen viele Kunstinteressierte enttäuscht hatten, setzen sie nun große Hoffnungen auf die Chinesische Akademie der Zeitgenössischen Kunst. Im Verbund mit der Chinesischen Nationalakademie für Kunst ist sie ein Institut im Besitze des Staats, weswegen die Akademie zum Überleben nicht auf kommerzielle Anlässe angewiesen ist. "Es ist in der Tat dringend notwendig, die Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst umfassend und seriös aufzuarbeiten", sagte der Kunstliebhaber Yuan Weiseng zur Globaltimes, nachdem er die eingangs erwähnte Ausstellung gesehen hatte. "Wir hoffen, dass die Chinesische Akademie der Zeitgenössischen Kunst dies auch erreichen kann. Dies würde uns allen helfen."

Die Akademie arbeitet auch daran, in der nächsten Zukunft ein Museum für zeitgenössische chinesische Kunst zu eröffnen, sagte Direktor Luo. Dies ist ein weiteres Versprechen, auf dessen Erfüllung viele gespannt warten. "Es gibt keinen einzigen größeren Ort, wo zeitgenössische chinesische Kunst dauerhaft ausgestellt wird", sagte Luo. "Wir brauchen so einen Platz, um unsere Kunst der Welt zu zeigen. Tun wir dies nicht, werden wir dies vielleicht in ein paar Jahrzehnen bereuen. Dann nämlich könnten wir vielleicht feststellen, dass alle bedeutenden und wertvollen Werke im Besitz ausländischer Museen und Galerien sind."

Trotz der Tatsache, dass sich mehrere Galerien und kleinere Museen in China der zeitgenössischen chinesischen Kunst verschrieben haben, gibt es keines, das so berühmt wäre wie das Guggenheim oder MOMA, welche die wichtigsten chinesischen Kunstwerke gesammelt haben und welche sie auch gelegentlich zeigen.

Luo, der nicht gerne öffentlich auftritt und mit den Medien spricht, ist nun angesichts des neuen Museums aufgeregt: "Viele Künstler haben mir versprochen, dass sie einige ihrer wichtigen Werke dem Museum schenken werden", sagte er zur Global Times. Er werde sein bestes tun, die Regierung zu überzeugen, einen Ort und Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Dann sollte die neue Anlage so schnell wie möglich bezugsbereit sein.

Quelle: Global Times

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr