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15. 02. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Chinesische Künstlerin verbindet Tradition und Moderne

Schlagwörter: Armutsreduktion, Unterprivilegierten

"Armutsreduktion durch Kunst" ist eine Initiative der Beijinger Künstlerin Wen Fang. Sie will damit den Unterprivilegierten helfen, welche ihr seit langem bei der Arbeit als Inspirationsquelle dienen. Yang Guang berichtet.

Die Künstlerin Wen Fang schaute sich schon seit längerer Zeit nach einer Möglichkeit um, um den Bedürfnissen der nichtprivilegierten Wanderarbeiter, Waisen und Obdachlosen, die sie seit 2007 bei ihrer Arbeit inspirieren, etwas erwidern zu können. "In der Kunst geht es darum, Probleme auf eine kreative Art zu lösen", sagt die 34-jährige Beijingerin. "Ich fragte mich daher immer wieder, ob ich mehr für diese Leute tun kann, als einfach Fragen aufzuwerfen und zu kritisieren."

Nun verfolgt Wen eine Idee, die sie "Armutsreduktion durch Kunst" nennt. Ihr erster Versuch heißt "Textilträume" und ist eine Serie von 23 Handarbeiten, die Frauen der Genossenschaft Magaozhuang (Hundert Blumen) auf der Grundlage ihrer Entwürfe herstellen. Hundert Blumen liegt im Dürre geplagten Yuwang, einer kleinen Stadt im Kreis Tongxin in der Autonomen Region Ningxia. Der Kreis gilt mit seinem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 1700 Yuan (250 US-Dollar) pro Kopf als eine der ärmsten Regionen ganz Chinas. Nachdem Hundert Blumen im Jahre 2007 mit der Hilfe der französischen Nonprofitorganisation "Women of Ningxia" gegründet wurden, gehören der Gruppe inzwischen bereits rund 60 Frauen im Alter zwischen 28 und 55 Jahren an.

"Sticken ist ein wesentlicher Bestandteil der lokalen Bildung von Mädchen", sagt Ma Xiaohua, Präsidentin von Hundert Blumen. "In meinem Dorf hatten nur wenige die Chance, zur Schule zu gehen. Auch ich habe nur die Primarstufe besucht. Doch seit ich zwölf geworden bin, habe ich gestickt."

Nachdem Wen mit dem Design fertig war, blieb sie ab diesem März einen Monat lang bei 15 Mitgliedern der Genossenschaft, um die 23 Stücke fertigstellen zu lassen. Dabei zeigte sich, dass es nicht einfach war, das Team der schlecht ausgebildeten Frauen so zu koordinieren, dass sie effizient zusammenarbeiten konnten. Hätte Wen nicht zuvor als Webdesignerin Managementerfahrungen sammeln können, wäre das Projekt auf der Strecke geblieben, ist Wen überzeugt. "Am Ende haben wir es aber doch geschafft. Jedes Mitglied verdiente im Durchschnitt 1000 Yuan (148 US-Dollar). Damit sind sie zufrieden."

Wen sagt, dass ihr die Erfahrung als Webdesignerin bei dem Kunstprojekt geholfen habe.

Von Mai bis Juni wurden ihre Kunstwerke in einer Galerie in Beijing ausgestellt. Bisher konnte sie mehr als ein Drittel verkaufen. Jeweils ein Viertel der Einnahmen gehen an die Künstlerin und die Galerie. Den Rest lässt Wen auf einen Fonds überweisen, durch den Mitglieder von Hundert Blumen die Möglichkeit bekommen, sich weiterzubilden."Nur wenn das Projekt allen drei Beteiligten Vorteile bringt, kann es fortgesetzt werden", weiß Wen.

Wen sagt, sie wisse, was es heißt, arm zu sein. Sie erinnert sich noch, wie sie in der Grundschule von Klassenkameraden ausgelacht wurde, weil sie sich die 2,5 Yuan nicht leisten konnte, welche die Lehrer für die Aufsicht nach dem Unterricht verlangten. Seit ihrem 18. Lebensjahr widmet sie ihre Kunst dem Leben der Unterprivilegierten. Sie photographiert verfallene Gebäude, Trümmerhaufen, Baustellen, heimatlose Wanderarbeiter oder zufällige ausgesuchte Passagiere der U-Bahn.

Nachdem Wen seit ihrem Abschluss der Zentralen Akademie der Bildenden Künste sechs Jahre lang als Webdesignerin gearbeitet hatte, begann sie am einer Film- und Fotoschule in Paris Fotographie zu studieren. Doch erst ab 2008, als sie Wanderarbeiter mit Ziegeln photographierte, wurde sie bekannt genug, um finanzielle Sorgen abschütteln zu können. Doch trotz ihres hart erarbeiteten Erfolgs, bleibt Wens Verbundenheit mit den Menschen in Not stark. Auch auf zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen ist Wen ein häufiger Gast.

Sie erfuhr von Hundert Blumen als sie mit einem französischen Freund sprach. Dabei kam ihr die Idee, deren traditionelle Fähigkeiten mit moderner Kunst zu verbinden. "Ich hoffe, dass dies ein Langzeitprojekt wird", sagt Wen, die gerade eine Kunstausstellung in Paris vorbereitet. Ende August will sie wieder in das Dorf in Ningxia gehen, um ein zweites, größeres Projekt in Angriff zu nehmen. "Hundert Blumen gibt uns die Hoffnung auf ein besseres Leben", sagt Ma, eine Mutter von drei Kindern, die für die Genossenschaft arbeitet.

Quelle: german.china.org.cn

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