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14. 03. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Schwestern der Gnade

Schlagwörter: Nonnen, Lepra

Vier katholische Nonnen pflegen liebevoll Menschen, die im ländlichen Yunnan an Lepra leiden. Bevor die vier Fremden auftauchten, hatten sich alle, auch ihre eigenen Familien, von den Kranken abgewandt.

Die katholische Nonne Han Yuxiu hilft im Yunnaner Longtantian-Pflegeheim älteren Lepra-Patienten bei der Pflege ihrer Fingernägel.

Im Longtantian-Pflegeheim sitzen 68 Lepra-Kranke auf ihren Stühlen. Darin sollen sie nun Arm in Arm tanzen. Ihr Schaukeln wird begleitet von den Bravo-Rufen der vier katholischen Nonnen, welche sich im Autonomen Kreis Honghe der Yi und Hani in der Provinz Yunnan um die Kranken kümmern. Seit acht Jahren sind die Schwestern Han Yuxiu, Zhang Yongzhen, Zhang Ailian und Xu Xiangping daran, den Menschen wieder ein Quantum Würde zu geben.

Die Frauen kamen in den katholischen Gebieten in der Provinz Gansu zur Welt und wuchsen in verarmten Familien auf. In das Pflegeheim kamen sie durch das Matteo Ricci Social Service Center, welches Caritas Internationalis, einer internationalen Wohltätigkeitsorganisation, untersteht. Dieses hat das Ziel, Bedürftigen und Vernachlässigten zu dienen. Nach Abschluss ihrer Senior High-School wurden sie Fräulein Oblatae Stae. Familiae getauft – nach dem Namen einer Abtei deutscher Herkunft in Gansu.

Die Schwestern beginnen ihren Arbeitstag jeweils mit einem Gebet und am Abend bringen sie ihre "Kinder", die alle zwischen 34 und 86 Jahre alt sind, zu Bett. Schwester Zhang Yongzhen erklärt, dass die Bewohner, die sich vor allem Ablehnung gewohnt waren, eine lange Zeit brauchten, dies zu akzeptieren. Die 36-jährige sagt, bei ihrer Ankunft im Heim seien sie zuerst vor verschlossenen Türen gestanden und keine der Heimbewohner habe mit ihnen reden wollen.

Die 46-jährige Xu Xiangping sagt, dass sie in den Augen der Kranken "schwere körperliche Schmerzen und einen starken Wunsch nach einem normalen Leben" habe sehen können. Doch es schien anfangs unmöglich, etwas für sie zu tun, da ihre schmerzhaften und riechenden Pusteln nicht nur tief in ihren Körpern, sondern auch tief in ihren Seelen steckten. Dies verwundert kaum, denn Menschen ohne diese Krankheit, wollen normalerweise keine Lepra-Kranken um sich. Dies bestätigt auch Wang Ying, ein Arzt des Mutter- und Kind Krankenhaus des Kreises Jianshui, der vergangenes Jahr im Heim als Freiwilliger gearbeitet hat: "Einer meiner Freunde hat mich einmal gewarnt, nie auch nur in die Nähe des Heimes zu gehen. Er sagte, dies sei ein Trip ohne Rückfahrkarte."

Doch während es die Schwestern gewagt hatten, in das Heim einzuziehen, haben die Bewohner zumindest am Anfang gezögert,, sie wirklich hereinzulassen. "Sie waren zu lange von der Gesellschaft verstoßen worden", sagt Han. Um ihre Ehrlichkeit zu beweisen, tragen die Schwestern daher weder Mundschutz noch Handschuhe, wenn sie die Geschwüre ihrer Patienten auswaschen, erzählt Han. Doch nach und nach haben die meisten Bewohner ihre Türen und auch ihre Herzen geöffnet.

.Damit beginnen sie auch vermehrt auf die medizinischen Ratschläge der Nonnen zu hören. "Sie sind wie kleine Kinder, die man zur guten Hygiene zwingen muss", sagt Xu. Nachdem nun immer mehr Patienten ihre Geschwüre unter Kontrolle bekommen haben, werden sie auch draußen immer seltener verstoßen. Einigen Bewohnern gelang bereits eine weitgehende Rückkehr in die Normalität. "Manche Verwandte kommen nun ins Heim und bringen den Bewohnern deren Lieblingsgerichte mit", erzählt Wang. Doch die Mission der Schwestern geht weiter als nur bis zur Behandlung der Krankheit. "Unser Ziel ist es, ihnen zu ermöglichen, ein Gefühl der Selbstverantwortung und Unabhängigkeit zu entwickeln. Ohne dies werden sie immer von anderen abhängig sein", meint Xu.

Die Patienten sind sich sehr nahe. Sie verbringen die Tage zusammen. Sie plaudern oder spielen Schach. Einige der älteren Patienten, die geheilt wurden, wie etwa die 72-jährige Liu Aiguo haben sich entschlossen, auch weiterhin im Heim zu blieben. "Nach meiner Genesung bin ich zuerst nach Hause geeilt. Doch dort habe ich mich einsam gefühlt", erinnert sich Liu, die neun Jahre lang in Longtantian gewohnt hat. "Meine Tochter musste wegen der starken Konkurrenz in ihrer Firma hart arbeiten. Doch selbst als sie zu Hause war, empfand ich mich als eine vollkommen Fremde in ihrer Welt", führt Liu weiter aus. Sie sei mit ihren alten Freunden im Heim glücklicher. "Hier vertraut man mir und hier braucht man mich." Einige der stärkeren Patienten in Longtantian haben ein Stück Brachland bekommen, um dort einen Gemüsegarten anzulegen. Heute gedeiht das Gemüse dort gut. Dies nicht zu Letzt deswegen, weil es den vier Nonnen gelungen ist, auch in die Herzen ihrer Patienten auch etwas zu sähen: Hoffnung.

In den chinaweit 617 Lepra-Pflegeheimen und –dörfern leben über 20.000 Kranke, sagt Pan Chunzhi, Generalsekretär der Lepra-Vereinigung China.

Quelle: german.china.org.cn

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