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05. 05. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Portrait des Gesichtslosen

Schlagwörter: Wohlstandsgefälle , Gleichgewicht

Chinas Wohlstandsgefälle war bereits das Thema von unzähligen akademischen Studien. Die Regierung hat immer wieder darauf hingewiesen, dass in dem Land, das zumindest in der Theorie einst die gerechteste Verteilung der Ressourcen in ganz Asien hatte, wieder ein besseres Gleichgewicht zwischen den Einkommen hergestellt werden muss.

Es gibt einen Künstler, der das in China typische Wohlstandsgefälle mit seinem Leben und seiner Kunst geradezu personifiziert. Die Kunst von Zhang Runshi reflektiert den Schmerz und die Schwierigkeiten eines Gassenjungen aus der Provinz Shanxi, der im Alter von elf Jahren entdeckte, dass Leute für seine Zeichnungen, die er auf der Straße verkaufte, Geld ausgaben. "Die Bettler, die Obdachlosen die Arbeiter: Ich hatte das Gefühl, dass wir alle das gleiche Schicksal haben", erinnert sich Zhang.

Stift und Tinte haben den Jungen davor bewahrt zu verhungern. Zu jener Zeit verkaufte das Künstlerkind seine Skizzen für 8 Jiao (12 US-Cents). 35 Jahre und 20.000 Zeichnungen später gehen seine Schwarzweißbilder zur ländlichen Armut zu einem Preis von 8000 Yuan (1180 US-Dollar) pro Stück an den Mann. Doch die Tränen bleiben in den Arbeiten. Seine Werke bilden noch immer ab, wie die Reichen Spaß haben, während die Armen um eine Schüssel voll Reis betteln. Viele der Leute, welche Werke von Zhang erwerben, haben in ihrem Leben ähnliche Schwierigkeiten erlebt und teilen vermutlich mit dem Künstler die Ansicht, dass es im Leben mehr als bloß Luxus gibt. Selbst die sündigen Freuden im ländlichen Leben sind in Zhangs Bildern von dampfigen, erotischen Szenen aus Untergrund-Massagesalons sehr dunkel gehalten. Doch neben den mitnehmenden Bildern hat Zhang in den vergangenen Jahren immer häufiger auch hellere Farben auf der Leinwand angewandt. Diese Gemälde erinnern an den französischen Impressionismus.

Zhangs Landschaften, die derzeit in der XYZ Gallery im Kunstdistrikt 798 in Beijing ausgestellt werden, sind ausgesprochen persönlich: Das Haus eines armen Nachbarn oder eine Impression der Einsamkeit auf einer Dreckstraße zeigen die selbsterlernten Techniken, die es dem Bauernkünstler ohne formale High-School-Ausbildung ermöglichten, nicht nur an der Zentralen Akademie für Darstellende Künste zugelassen zu werden, sondern dort auch seinen Klassenkameraden Staffelei-Malen zu unterrichten.

Ungleichheit von Zhang Runshi.

Künstler Zhang Runshi.

Die Kuratorin Cheng Guoqin sagt, sie sei dankbar, dass formales Training nicht Zhangs natürliche Begabung verzerrt habe. "Es ist der elfjährige Junge, der von seinem Vater, einem Lastwagenfahrer mit acht Kindern, einfach zurückgelassen wird. Er kann nirgends schlafen, nirgendwo essen. Die Käufer sind von dieser Erfahrung berührt. Sie können den Schatten seiner Vergangenheit spüren."

Im Jahre 1992 bezahlte ein Gönner 100.ooo Yuan, damit Zhang in Beijing eine Niederlassungsbewilligung bekam. Der Künstler musste nun nicht mehr um Holzreste betteln, damit er seine Holzdrucke herstellen konnte. Auch heute noch sind Zhangs Gönner seiner Kunst zugetan. Dies ist auch kein Wunder, ist der Mann doch ein Brunnen der Kreativität: Seine Illustrationen füllen bereits 164 Bücher. "Heute lebe ich ein gutes Leben. Ich fühle mich oft schuldig, dass ich nicht mehr so male wie in den letzten 20 Jahren der Ausdauer, Demütigung und Armut", fasst der Künstler zusammen. "Doch wer sonst könnte verstehen, was ich in meiner Kindheit erlebt habe?" Es gibt keine Augenzeugen, die Zhangs Vergangenheit belegen können. Insofern sind seine Skizzenbücher ein Mahnmal für den Spalt in China zwischen den Reichen und den Armen.

Quelle: german.china.org.cn

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