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| 19. 05. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Die Mütter wissen es am besten, und die chinesischen Mütter, so scheint es, wissen noch besser als andere, was für die Familie auf den Esstisch kommen sollte. Pauline D Loh nimmt neue Essensregeln auf Basis alter Sprichwörter unter die Lupe.
Man sollte hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen, und nicht industriell hergestellte. Wenn man das isst, was die eigene Urgroßmutter mit Namen benennen kann, kann man nichts falsch machen.

Lebensmittel mit einem "Bein" (Pilze und Blattgemüse) sind besser als Lebensmittel mit zwei Beinen (Geflügel), und diese sind wiederum besser als solche mit vier Beinen (Tiere). Und wenn man nun doch Tiere essen muss, dann sollte man sichergehen, dass diese ein glückliches Leben in der Natur geführt haben und nicht gelitten haben.
Dies sind einige der 64 Regeln aus Michael Pollan's Buch Food Rules: An Eater's Manual (Essensregeln: Eine Anleitung für Esser) – ein Leitfaden, der aus einer Sammlung alter und neuer Sprichwörter von Müttern, Großmüttern oder Ehefrauen stammt, und den er als die "Lagerstätte der konventionellen Weisheit" herausgebildet von vielen Menschen und vielen Orten bezeichnet.
Pollan geht ein immer populärer werdendes Thema an, und trifft einen wunden Punkt. Tagein tagaus laden von London bis nach Washington bis nach Beijing Fernseh- und Radioprogramme Experten jeden Kalibers ein, damit diese uns sagen, welches Essen gut für uns ist und welches nicht, an welchen Nährstoffen es mangelt und welche Nahrungsergänzungsmittel wir nehmen sollten. Das hat zu einer verwirrten und benebelten Generation an Essern beigetragen, die gar nicht mehr wissen, was, wie oder sogar wann man essen sollte.
Marketing ist zu einer komplizierten Expedition geworden, und die Durchschnittsehefrau muss auswendig all die Lebensmittel kennen, die gut für a) ihre Kinder b) ihren Ehemann mit potentiellen Diabetes-, Herz- oder Bluthochdruckproblemen und c) ihre alternden Eltern sind, die Lebensmittel brauchen, die ihr Gedächtnis verbessern und ihren Knochenschwund verlangsamen.
Pollan fasst es mit nur acht Worten zusammen: Am besten Pflanzen essen, und nicht zu viel. Was er wirklich damit sagt ist: Man soll zurückgehen in ein simpleres Zeitalter, als das Essen noch vom Land kam, als das Gemüse noch mit Klumpen von Erde an den Wurzeln geerntet wurde und als das Töten von Tieren noch ein festliches Ereignis war.
Die Zubereitung von Essen sollte in zwei Schritten erfolgen: Waschen und Schneiden, Kochen und Würzen. Es sollten keine chemische Zusätze, Konservierungsmittel oder Farbstoffe und absolut keine Zutaten hineinkommen, die man nicht selbst aussprechen kann oder nicht in der eigenen Küche vorhanden sind – beispielsweise fruktosereicher Maissirup, Xanthan, Ammoniumsulfat oder ethoxylierte Diglyceride.
Man sollte, so Pollan, Lebensmittel essen, die irgendwann faulen. Echte Lebensmittel werden schlecht, wenn Bakterien in der Luft an sie herankommen. Wenn Lebensmittel zu gut konserviert sind, sollten sie sich zu den ägyptischen Mumien gesellen. Das alles macht unheimlich viel Sinn – insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Besorgnis über die Qualität und Gesundheit von verarbeiteten Lebensmitteln, gerade in China.
Im nächsten Kapitel erkennt man dann aber sofort Parallelen zur chinesischen Küche, wenn er beschreibt, was und wie wir essen sollten. Das liest sich wie ein chinesisches Kochbuch. Viel Gemüse essen, schreibt er, und Fleisch nur wenig, für den Geschmack. Also das Grundrezept aller chinesischen Pfannengerichte.
Er rät, das Wasser zu trinken, in dem das Gemüse gekocht wurde, genau wie die kurz aufgekochte chinesische Gemüsesuppe auf dem täglichen Speiseplan der Chinesen. Fleisch sollte als besonderes Gericht erachtet werden, meint er – genau wie die Chinesen es tun: Peking-Ente, geröstetes Lammfleisch oder knusprig gebackenes Hühnchen sind schon immer als Gerichte für besondere Anlässe erachtet worden.
Wenn Pollan dann schließlich das chinesische Sprichwort mit der Ein-Bein-, Zwei-Bein- und Vier-Bein-Theorie anführt, bestehen keinerlei Zweifel mehr: Die chinesische Küche – die heimelige, rustikale chinesische Küche – ist eine der gesündesten der Welt!
Alles, was wir tun müssen, ist, zurückkehren zur Küche der Weisheit unserer chinesischen Urgroßmütter und Großmütter. Die meisten chinesischen Mütter sind wahrscheinlich schon vom Kurs abgekommen.
Ungeachtet all des pharmazeutischen Informationsüberflusses über Nährstoffe ist es immer noch das Beste, zu den Grundlagen zurückzukehren. Lebensmittel zu essen, die in einem Umkreis von zehn Kilometern des eigenen Hauses angebaut wurden, traditionelle Kochmethoden zu verwenden, die schon unsere Vorfahren angewendet haben und die vernünftige, oder besser sparsame Verwendung von Fleisch und Öl sind alles Teile des großen Geheimnisses. Wenn wir kein Fast-Food essen, industriell hergestelltes Essen vermeiden und zurück zum natürlichen Essen gehen, dann können wir Ade sagen zu all den Krankheiten der Verstädterung, nämlich Fettleibigkeit, verstopfte Arterien, Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten.
Viel Gemüse als kurz angebratenes Pfannengemüse, mit ein bisschen Fleisch für den Geschmack, das ist das beste Essen. Unter den Gemüsesorten sind die hellgrünen, roten, orangefarbenen und gelben die gesündesten. Lebensmittel, die bereits von Bakterien und Pilzen vorverdaut sind, sind ebenfalls gut, zum Beispiel Miso, Sojasoße, Kimchi und Sauerteig. Die chinesische Küche enthält bereits drei dieser vier Lebensmittel.
Ein weiterer Rat aus dem Buch von Pollan ist auf große Resonanz in den Großstädten in China gestoßen: Das Gemüse selbst anbauen, und sei es einfach auf dem Balkon.
Kochen lernen und weniger essen lautet eine weitere Regel. Die Chinesen waren schon immer der Ansicht, dass man nur so viel essen sollte, bis man zu 70 Prozent satt ist (qifen bao), und Pollan zitiert diese Regel.
Kurzum: Es ist Zeit, auf das zu hören, was unsere Großmütter uns beibrachten.
Quelle: China Daily
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