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04. 07. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Sammler investieren wieder in Briefmarken

Schlagwörter: Briefmarkenmarkt , Asien-Finanzkrise , Hochtouren

Der Briefmarkenmarkt lief vor der Asien-Finanzkrise 1997 auf Hochtouren, und jetzt heizt er sich wieder auf. Experten beraten darüber, in was man am besten investiert. Wang Jie berichtet.

Sammler bei einer Briefmarkenausstellung in Shanghai. Der Briefmarkenmarkt läuft wieder auf Hochtouren. (Quelle: Shanghai Daily)

Kaum zu glauben, dass in den Kartons mit den verstaubten alten Papieren und Briefen von früher ein kleines Vermögen schlummern könnte – und zwar in Form einer winzigen, in Vergessenheit geratenen Briefmarke. Der chinesische Auktionsmarkt für Briefmarken heizt sich seit einiger Zeit wieder auf, doch Experten warnen, dass das, was sich da auf dem Dachboden befindet, eventuell nicht wirklich viel wert ist. Es sei denn, es sind Briefmarken aus der Zeit der Kulturrevolution (1966-76) oder der Qing-Dynastie (1644-1911). Stellenwert, Seltenheit und Zustand bestimmen den Wert.

Vor rund 13 Jahren im Jahr 1997 boomte der Briefmarkenmarkt in China, und es bildeten sich mehrere Briefmarken-Devisenmärkte. Doch dann ließ die Asien-Finanzkrise von 1997 die Hoffnung auf ein neues Zeitalter des profitablen Briefmarkensammelns zerplatzen. Doch in den letzten Jahren bringen in Vergessenheit geratene Objekte wie Münzen und Siegel wieder Geld. Seltene Briefmarken verkaufen sich ebenfalls wieder, und Sammler hoffen, dass der Enthusiasmus anhält.

Im Jahr 2009 wurde eine Briefmarke mit dem Titel "All the Landscape of the Country is Red", die während der Kulturrevolution ausgestellt worden war, für 3,68 Millionen Hongkong-Dollar, heute 472.845 US-Dollar, in Hongkong versteigert. Ursprünglich hatte sie zur damaligen Zeit 0,08 Yuan, also 1 US-Cent, gekostet. Der Versteigerungspreis stellte einen Rekord für Briefmarken aus der Zeit der Kulturrevolution auf. Ein Jahr später brach eine andere Briefmarke aus der Kulturrevolution den Rekord: Sie wurde für 6,67 Millionen Hongkong-Dollar versteigert.

Seit 2010 läuft der Briefmarkenmarkt wieder auf Hochtouren. Aber: "Nicht zu optimistisch sein", meint ein erfahrener Briefmarkensammler, der anonym bleiben wollte. "Aus jahrelanger Erfahrung kenne ich die Natur des Briefmarkensammelns." Einer seiner Freunde wurde früher in Briefmarkensammlerkreisen "the big brother and winner" genannt, als der Markt 1997 boomte. "Aber er ist schwer auf die Nase gefallen. Raten Sie mal, was er jetzt macht? Lotterie-Lose verkaufen."

Was hat nun zu dem Anstieg der Auktionspreise geführt? "Sehen wir mal genau hin", so der Investor. "Es verkaufen sich nur die Briefmarken, die zu Anfang der Kulturrevolution ausgestellt wurden, denn Rarität bestimmt den Wert." Ihm zufolge heizt die beängstigende Inflationsrate den Markt auf, was gewöhnlich Leute dazu ermuntert zu investieren.

"Ich werfe meinen Eltern oft vor, dass sie keine alten Sachen gesammelt haben", so Wu Wei, ein 35-jähriger Experte. "Damals waren die Preise für alles angemessen und erschwinglich. Aber diese Zeiten sind vorbei." Glücklicherweise fand er ein Set an Briefmarken mit dem Tierkreiszeichen Affen, die im Februar 1980 ausgestellt worden waren. "Ich werde das Set verkaufen, wenn die Preise weiter steigen", so Wu. China hatte 5 Millionen Affen-Briefmarken zum damaligen chinesischen Jahr des Affen ausgestellt. Sie sind keine Raritäten, aber sie sind den Leuten bekannt und werden im Briefmarkenmarkt als Windrichtungsgeber angesehen. Im Jahr 1997 wurde eine einzelne Affen-Briefmarke für 1.800 Yuan, also rund 278 US-Dollar, verkauft, im Jahr 2010 dagegen bereits für 11.700 Yuan. Anfang dieses Jahres wurde ein Set an Briefmarken mit 80 Marken für 1,1 Million Yuan versteigert.

Dies mag erklären, warum viele Chinesen in langen Schlangen anstehen, um Sonder-Briefmarken mit Tierkreiszeichen zum chinesischen Neujahr zu erstehen. Jedes Jahr werden neue Briefmarken ausgestellt. Die Affen-Briefmarken von 1980 und auch ähnliche Briefmarken mit Tierkreiszeichen werden von vielen Chinesen als Investition gleichgesetzt – leicht erhältlich und erschwinglich. Beispielsweise hat sich der Preis für eine Drachen-Briefmarke, die im Jahr 2000 ausgestellt wurde, um das 30-Fache erhöht. Hasen-Briefmarken vom Jahr 1999 sind heute fünfmal so teuer. Der Wert der Tiger-Briefmarke aus dem vergangenen Jahr hat sich nahezu verdreifacht, sagen die Sammler.

"Wenn man sich den ursprünglichen Wert ansieht, dann ist ein 30 Mal höherer Wert nicht wirklich so riesig. Ich finde Briefmarken nicht so eine gute Investition, insbesondere solche, die nach 1990 ausgestellt wurden", meint Ji Chongjian, Besitzer des Shanghaier Auktionshauses Chongyuan. "Die riesige Zirkulation und das langweilige Thema sind die Gründe dafür. Einige Briefmarken haben eine Zirkulation von 10 oder 20 Milliarden. Ich sehe da wirklich keinen Investitionswert."

Natürlich verhält es sich bei den Sonder-Briefmarken mit begrenzter Auflage anders. Ji rät Normalbürgern, sich nicht zu viel aus dem Briefmarkensammeln zu machen. "Wenn es einfach ein Hobby ist, schön und gut", so er. "Aber man sollte das nicht unbedingt als Investition ansehen." Ihm zufolge gibt es nur zwei Briefmarken-Kategorien mit Investitionspotential, und zwar solche, die während der Qing-Dynastie und solche, die während der Kulturrevolution ausgestellt wurden. Die hundert Einzelbriefmarken, die zur Thronbesteigung von Pu Yi (1908-1912), Chinas letztem Kaiser, ausgestellt wurden, kosten pro Marke 100.000 Yuan. Die Rarität der Briefmarken, die während der Kulturrevolution ausgestellt wurden, machen sie wertvoll. Alles in allem sind der Briefmarkenmarkt und der Kapitalfluss keine leicht zu bewertenden Daten, so dass die jetzige Aufheizung des Briefmarkenmarkts mit Vorsicht zu genießen ist.

Quelle: Xinhua

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