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15. 07. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
In der Welt des Kungfus gibt es ein Sprichwort: "Im Norden setzt sich Shaolin durch, im Süden regiert Wudang". Doch die Sentenz scheint nun immer weniger zu stimmen: Dank des hervorragenden Marketings des Abts Shi Yongxin werden der Shaolin-Tempel und seine Kampfkünste immer bekannter und beliebter. Wudang führt weiterhin ein Schattendasein.
"Shaolin-Kungfu ist in Australien und Neuseeland sehr populär", sagt Jackie Sheargold, ein Physiotherapeut aus Neuseeland. Der Grund seien hauptsächlich die viele Filme und Bühnenshows mit den Shaolin-Kriegern in der ganzen Welt. Der weichere, poetische Kungfu-Stil aus Wudang hingegen werde verhältnismäßig selten beachtet. "Shaolin ist ein Ort geworden, den jeder Anhänger der chinesischen Kampfkunst einmal besuchen muss", sagte der Norweger Bjarte Simon Hiley, der plant, das Gleichgewicht der beiden Richtungen wieder ein bisschen herzustellen, indem er in Norwegen eine Wudang-Gesellschaft gründet. Er sagt, es habe ihn auf seiner letzten Reise enttäuscht zu sehen, dass die Wiege des Zen-Buddhismus derart kommerzialisiert war und dort "nur oberflächliche Künste gelehrt werden." Die Stadt Dengfeng, in der sich der Shaolin-Tempel befindet, ist zum größten Trainingslager chinesischen Kungfus avanciert. Dort gibt es rund 80 Schulen und jedes Jahr kommen gut 50.000 heimische wie auch internationale Studenten.
Auf dem Berg Wudang hingegen gibt es weniger als 20 Schulen, wie der Wudang-Lehrmeister Guan Yongxing erklärt. Li Wei, Manager der Taoistischen Wudang Akademie, sagt, dass sie jedes Jahr weniger als 1000 Schüler bekommen – und dies obwohl seine Akademie eine der größten und einflussreichsten auf dem Berg ist. Das wird vermutlich vorerst auch so bleiben. Sowohl die Lokalregierung wie auch die Taoistische Wudang Akademie sagen, dass sie keine Marketingkampagnen im Stile des Shaolin-Klosters starten wollen, auch wenn es natürlich bereits Veränderungen gegeben habe. So wurde die traditionelle Akademie etwa in ein modernes Hotel verwandelt. Im Jahre 1997 wurde die Wirtschaftssonderzone Wudang errichtet. Sie verbindet das Bergdorf mit dem malerischen Berg Wudang.
Im vergangenen Jahr wurde eine Autobahn fertiggestellt, die Wudang mit Xian verbindet. Nun brauchen Besucher nur noch 2,5 Stunden, um von den Terrakotta-Kriegern zu den Wudang-Krieger zu gelangen. Darüberhinaus befindet sich ein Flughafen im Bau, der in zwei Jahren den Betrieb aufnehmen soll, wie lokale Beamte sagen. Unterdessen werden rund um den Berg weitere Hotels und Läden gebaut. Eine Seilbahn, die zum Goldenen Palast auf dem Gipfel des Berges Wudang führt, wird renoviert. Neue Filme mit Wudang-Kämpfern werden gerade gedreht; seit 2008 gibt es sogar ein eigenes Wudang-Festival und zwischen Juli und September finden täglich Bühnenshows mit Kampfkünsten statt. Damit sollen mehr Besucher angelockt werden.
Die slowenische Chinaexpertin Elizabeta Skuber Osterman fürchtet, dass "billiger Massentourismus das Jahrhunderte alte kulturelle Erbe bedroht." Sie findet, dass die Nutzung von Mobiltelefonen verboten werden sollte. Ebenso will sie keinen Alkohol, Zigaretten und Abfall in der heiligen Taoistischen Stätte sehen."Die Kultur, auf die ihr so stolz seid, wird bald verschwinden, wenn diese billigen Massentouren nach Wudang weiter gehen", sagt Osterman. Es sei wichtig, touristische Reisen nach Wudang für solche Leute zu schaffen, die sich ernsthaft für die Kultur interessieren.
Elizabeth Skuber Osterman aus Slowenien fürchtet, dass der Massentourismus Wudang bedroht.
Quelle: german.china.org.cn
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