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05. 09. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Interkulturelle Diskussion über Frauenemanzipation in Beijing Exklusiv

Schlagwörter: Frauenemanzipation Freiheit Mercator Aufklärung Dialog Reproduktion Abtreibung

von Cao Ying, Beijing

Am vergangenen Samstag hat in der Beijinger Galerie Three Shadows Photography Art Center ein Salon zum Thema "Aufklärung und Frauenemanzipation" stattgefunden. Gemeinsam mit dem interessierten Publikum diskutierten die beiden Referentinnen Prof. Dr. Li Xiaojiang, ehemalige Direktorin des Instituts für Genderforschung an der Universität Dalian, und Prof. Dr. Christina von Braun, Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, über die Fragestellung, was die Aufklärung für die Emanzipation der Frauen in China und in Europa bedeutete.

Zu Beginn der Diskussion haben die beiden Professorinnen die Unterschiede zwischen den beiden englischen Begriffen "liberation" und "emanzipation" erklärt. Sie stimmten überein, dass "liberation" die "emanzipation" betone und die Bedeutung von "Freiheit" habe, während "emanzipation" eher eine rechtliche Freiheit bedeute. Zum entsprechenden chinesischen Begriff jiefang erklärte Prof. Li, dass er eigentlich mit dem Freilassen der abgebundenen Lotusfüße damaliger chinesischen Frauen zu tun hat.

Bei der Aussage von Prof. von Braun, dass China und die westliche Welt fast zur gleichen Zeit den Konsens erzielten, Frauen zu emanzipieren, war Prof. Li anderer Meinung. Sie sagte, dass die Emanzipation der Frauen in der westlichen Welt um 1793 zum ersten Mal von Frauen selbst aufgerufen wurde, während in China die ersten Stimmen für die Frauenemanzipation um 1888 von Männern kamen. Li erklärte weiter: "Die Frauenemanzipation in China ist anders als die des Westens. Wir wollten Frauen emanzipieren, weil wir für die Freiheit der chinesischen Nation und der Chinesen kämpfen wollten." Dazu fügte von Braun hinzu, dass das Wichtigste für die Frauenemanzipation im Westen das Ausbildungsrecht der Frauen war. Mit dem Einfluss des Christentums und der Einführung der Marktwirtschaft stand die Frau als das eigene "Ich" im Zentrum. Sie wies darauf hin, dass in China dagegen das "Wir" das Zentrale war. Aber schließlich waren die beiden einig, dass China und der Westen trotz verschiedener Art und Weise in verschiedenen Gesellschaftssystemen mit verschiedenen Hintergründen den ähnlichen sogar den gleichen Standpunkt für Frauenemanzipation vertreten, weil es auf der Welt zwei Geschlechter gibt.

Prof. Dr. Li Xiaojiang, ehemalige Direktorin des Instituts für Genderforschung an der Universität Dalian

In bezug auf die Frage "Reproduktion" und "Abtreibung" meinte Prof. von Braun, dass die wissenschaftlichen Kenntnisse über Reproduktion auch zur Emanzipation der Frauen beigetragen habe. Heute gebe es in Deutschland das Phänomen, dass Frauen in die Niederlande zu gehen, um Retortenbabys zu haben, statt Kinder abzutreiben. Li schilderte daraufhin die unterschiedliche Situation in China: Die Chinesen erkannte die Unterschiede zweier Geschlechter nicht durch Wissenschaft, sondern durch die frühere chinesische Philosophie: das Yin und Yang. Was die "Reproduktion" anbelangte, war auch von der chinesischen Ein-Kind-Politik die Rede. Diese Politik betreffe das Reproduktionsrecht chinesischer Frauen, so Li. Sie betonte: "Politisch gesehen hat die Ein-Kind-Politik die meisten städtischen Frauen von der feudalen Aufgabe befreit, als Reproduktionsmaschinen Kinder zu erzeugen. Aber wir müssen einräumen, dass chinesische Frauen für die Kontrolle der Bevölkerungszahl große Opfer gebracht haben!"

Prof. von Braun erörterte noch, dass die westlichen Frauen zwar Emanzipation bekamen, allerdings ohne Freiheit. Ihre kapitalisierten Körper haben noch immer einen zu verwendenden Wert. Sie müssen sich beispielsweise schön verkleiden und schminken, um die gesellschaftliche Regel einzuhalten. Das Dilemma zwischen "Freiheit" und "Fröhlichkeit" sei auch ein Problem für moderne Frauen in China. "Geben wir uns noch ein bisschen Zeit", antwortete Prof. Li.

Prof. Dr. Christina von Braun, Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin

In dem Salon wurde auf verschiedene andere Fragen eingegangen. Und zum Ende des Salons nahm das Publikum auch sehr aktiv an der Diskussion teil. In den Gesprächen ging es beispielsweise um "Gewalt in der Familie", "Homosexualität", "den Einfluss des Christentums auf die Frauenemanzipation" und "die Stellung der Frauen auf dem Land". "Die Diskussion ist für mich als Frau sehr aufschlussreich. Und als eine Kulturwissenschaftlerin kann ich auch etwas davon lernen", sagte eine deutsche Studentin, die in China Kulturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte studiert. Zwei chinesische Mädchen, die die Kostüme der Qing-Dynastie (1644-1911) und die Marken erforschten, sagten zu China.org.cn, dass sie gedacht hatten, der Salon könnte etwas Nützliches zu ihrer Forschung beitragen. Leider konnten die beiden Referentinnen aus zeitlichen Gründen nicht tiefer auf ihre Studien eingehen. "Trotzdem hat mir der Salon ganz gut gefallen", so ein Mädchen.

Der Salon ist ein Teil der Veranstaltungsreihe "Aufklärung und Dialog", einem Begleitprogramm zur Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung", die die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und das Nationalmuseum Chinas in Beijing zusammen organisieren.

Quelle: german.china.org.cn

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