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10. 10. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Krankenpfleger findet an seiner Arbeit gefallen

Schlagwörter: Krankenpfleger Gesundheitswesen Patient

Das chinesische Gesundheitswesen sucht händeringend nach männlichen Krankenpflegern. Doch weil der Beruf noch immer mit einem sozialen Stigma versehen ist, wollen ihn nur wenige Männer ausüben. Für die wenigen, die es doch tun, bringt das zahlreiche Vorteile.

 

Der Krankenpfleger Liu Bao bei der Arbeit.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Pfleger werde", sagt Liu. "Noch immer klingt 'männlicher Pfleger' vielen Leuten etwas seltsam in den Ohren." Der 27-Jährige arbeitet seit vier Jahren auf der Intensivstation des China-Japan-Freundschaftskrankenhauses in Beijing. In der Einheit besteht das Pflegepersonal aus 40 Personen, nur vier von ihnen sind Männer.

In der Abteilung gibt es hauptsächlich zwei Arten von Patienten. Die einen haben gerade eine schwere Operation über sich ergehen lassen und die anderen sind schon sehr alt und stolpern durch die letzten Tage ihres Lebens. Der Zustand vieler Patienten ist so kritisch, dass sie kaum etwas eigenständig tun können. Die Arbeit der Pfleger teilt sich deswegen auf in die medizinische Versorgung und die Körperpflege. Das heißt neben den Spritzen, den Checks und den Notizen müssen die Pfleger regelmäßig die Körper der Patienten waschen. Ihre Füße, den Rumpf und die Gliedmaßen waschen die Pfleger jeden Tag. Das Haar allerdings nur zwei Mal pro Woche. All zwei Stunden müssen sie zudem den Patienten helfen, sich im Bett umzudrehen, um Wundliegen zu verhindern.

"Die Arbeit eines Pflegers ist wichtig und anstrengend", sagte Li Gang, Direktor der Einheit. "Ein männlicher Pfleger hat seine Vorteile." In Notfallsituationen scheinen Männer nämlich bedachter zu reagieren, zudem sind sie körperlich stärker, erklärt Li.

Liu wird häufig für seine Fähigkeiten und seine Art gelobt. Er sagt, er sei bei seiner Arbeit glücklich. Doch dies sei nicht immer der Fall gewesen. "Am Anfang war es nicht einfach, die Füße der Patienten zu waschen", sagt Liu. "Es ist seltsam, anderen Menschen die Füße zu waschen. Insbesondere, wenn man sie kaum kennt. Ich habe zuvor nicht einmal meinen Eltern die Füße gewaschen." Doch mit der Zeit hat er sich daran gewöhnt.

Eine weitere Herausforderung war es, den Körper von Patientinnen zu waschen. "Das war am Anfang peinlich – sowohl für mich, wie auch für die Patienten", sagte er. "Wenn nun einige Patientinnen mich meine Arbeit nicht machen lassen wollen, überzeuge ich sie, dass mein Job dies verlangt, dass es für sie gut ist und dass es nichts gibt, worüber man sich schämen müsste." Da die meisten seiner Patienten sehr alt sind, spricht Liu sie mit "Großvater" oder "Großmutter" an, statt sie bei der Patientennummer zu rufen. "Ich muss mich um meine Patienten kümmern. Das ist meine Arbeit."

Nachdem Liu beim Hochschuleintrittsexamen eine schlechte Leistung erbrachte, entschloss er sich, das letzte Schuljahr nicht zu wiederholen, sondern sich am Pfleger-College der Medizinischen Universität von Tianjin einzuschreiben. Damals wusste er nicht, worauf er sich einlassen würde. Er wusste nur, dass es eine große Nachfrage nach männlichen Pflegern gebe und dass er einen guten Job nach dem Abschluss finden würde.

Nach seiner Graduierung im Jahre 2007 kam er jedoch zunächst wieder auf den Boden der Realität zurück. Ein Krankenhaus in Baoding der nördlichen Provinz Hebei bot ihm eine Stelle an, wenn er zuerst ein zehnmonatiges Praktikum absolviert. Obwohl er gerne in seiner Heimatstadt gearbeitet hätte, lehnte er ab. "Das Gehalt war zu niedrig", sagte er. "Es waren nur 500 Yuan (58,5 Euro) pro Monat."

Dank der Vermittlung von Stellenanzeigen bekam er die Chance, sich im China-Japan Freundschaftskrankenhaus vorzustellen. Obwohl das Krankenhaus normalerweise Beijinger bevorzugt, wurde er auf Grund seines Geschlechts genommen.

Das chinesische Gesundheitssystem braucht dringend männliche Pfleger. Doch auf Grund von sozialen Stereotypen glauben viele, dass diese Art von Arbeit nicht zu Männern passt. Zahlen des Gesundheitsministeriums zeigen, dass es im vergangenen Jahr in China insgesamt 2,18 Millionen Menschen gab, die einem Pflegeberuf nachgingen. Doch darunter waren nur 21.000 Männer, was rund einem Prozent entspricht.

"Manchmal sieht es so aus, als wäre das alles vom Schicksal arrangiert worden", sagt Liu. "Ich wollte Arzt werden und in der Nähe meiner Heimat arbeiten. Nun bin ich in Beijing ein Pfleger geworden und ich liebe meinen Job."

Quelle: german.china.org.cn

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