Er sollte helfen, die Schüler zu besseren Leistungen zu motivieren. Doch nun beschweren sich die Eltern über den grünen Schal, den schlechte Primarschüler in Xi'an tragen müssen. Sie verweisen darauf, dass er dem Selbstwertgefühl der Kinder schaden könnte.

Ein Primarschüler im Bezirk Weiyang in der Stadt Xi'an, der in der Schule wegen mangelhafter Leistungen einen grünen Schal tragen muss, nimmt das demütigende Kleidungsstück auf dem Weg nach Hause ab.

Li Yantao, ein siebenjähriger Schüler in der ersten experimentellen Grundschule im Bezirk Weiyang in Xi'an, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi, war verblüfft, als man ihm sagte, dass er einen grünen Schal tragen muss. Er ist einer von 40 Schülern in der ersten Klasse, die nicht mehr mit den roten Tüchern der chinesischen Jungpioniere, sondern mit grünen Schals im Klassenzimmer erscheinen sollen.

"Einige Mitschüler in meiner Klasse und alle Schülerinnen und Schüler in höheren Klassen haben rote Halstücher an. Nur wir müssen einen grünen Schal tragen", beklagt sich ein anderer Erstklässler mit dem Nachnamen Ren. "Ich finde diesen grünen Schal nicht so toll wie den roten. Aber ich würde Schwierigkeiten mit meinem Lehrer bekommen, wenn ich ihn nicht anziehe."

Die Schule hatte sich entschieden, die Kinder, deren schulische Leistungen oder deren allgemeines Verhalten zu wünschen übrig lassen, grüne Schals statt die roten der chinesischen Jungpioniere tragen zu lassen. Eltern von schlechten Schülern können den Grund für eine solche Maßnahme indes nicht verstehen und bezeichnen sie als unangemessen: "Auch wenn die Kinder noch sehr jung sind, brauchen sie ein Selbstwertgefühl. Selbstverständlich verstehen sie, dass ein grüner Schal bedeutet, dass etwas nicht stimmt", sagte eine Mutter mit dem Nachnamen Su, deren Tochter ebenfalls mit einem grünen Schal bestraft wurde. Viele Schüler ziehen die grünen Kleidungsstücke nur in der Schule an und verstecken sie auf dem Heimweg im Schulranzen.

"Die eigentliche Idee hinter den verschiedenen Farben bestand darin, die Schüler zu besseren Leistungen anzustacheln", erläutert Rektor Chen Hong. "Wir hatten nicht erwartet, dass einige Eltern dagegen sind. Wir geben den besten Schülern rote Schals und den anderen grüne. Das soll sie motivieren, besser zu lernen, damit sie auch einen roten Schal verdienen." Chen betonte allerdings, dass die Schule Kinder mit grünen Schals nicht diskriminieren würde. "Wir werden mit den Eltern nun eine saubere Lösung suchen, damit die Kinder durch diese Maßnahme nicht negativ beeinflusst werden."

Ähnliche Experimente hatte es zuvor auch schon in den Primarschulen von Beijing, Shanghai und Wuhan gegeben. Doch die Praxis war jeweils wieder aufgegeben worden, weil die grünen Schals nicht als eine andere Form der roten Schals haben betrachtet werden können.

Chen Xixue, stellvertretender Direktor des Jugend-Arbeitsausschusses der Provinz Shaanxi, sagte, dass der Ausschuss die Schule bei der Nutzung der grünen Schals nicht unterstütze, da diese Maßnahme nicht die Bestimmungen der chinesischen Jungpioniere erfülle. "In einer nationalen Kinder-Massenorganisation sollten die Symbole standardisiert sein", erläuterte der stellvertretende Direktor.

Xu Jianguo, Direktor der Bildungsgesellschaft von Xi'an, sagte der lokalen Tageszeitung Huashang Daily, dass die verschiedenfarbigen Schals die Kinder in Gruppen aufteilen. Dies könne dem Selbstwertgefühl einiger Schüler Schaden zufügen.

Die chinesischen Jungpioniere bilden die größte Kinder-Organisation des Landes. Sie wurde im Jahr 1949 von der Kommunistischen Jugendliga Chinas gegründet. Der rote Schal ist ihr einziges Symbol und die Mitglieder werden oft als "rote Tücher" bezeichnet.