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27. 12. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"Lebende Bibliothek" in Beijing eröffnet

Schlagwörter: Bibliothek Leser Verständnis Musik

Beijings erste lebende Bibliothek wurde am Samstagabend mit Dutzenden von Lesern und sechs "lebenden Büchern" eröffnet, die ihre Lebensgeschichten und Ideen erzählen. In einer lebenden Bibliothek leihen die Leser Bücher aus und geben sie zurück wie in jeder anderen Bibliothek. Doch es gibt Bücher, die echte Menschen sind, und die die Leser in direkte Dialoge bringen. Außerdem können die Leser keine lebenden Bücher ausleihen.

Guangzhous erste lebende Bibliothek

"Hier kann man Leute kennen lernen, die ein interessantes Leben führen und darüber erzählen. Man kann erfahren, wer sie sind und wie sie leben", so Li Xingning, die Besitzerin der lebenden Bibliothek in Beijing. Die 28-jährige Architektin von der Tsinghua-Universität hofft, dass ihre Bibliothek als interaktive Plattform dient, die zum gegenseitigen Verständnis unter Menschen beiträgt, die sonst keine Gelegenheit haben, sich zu treffen und sich zu unterhalten.

Das Konzept der lebenden Bibliothek kommt ursprünglich aus Dänemark, von wo aus die Idee seit 2000 weltweit in über 45 Länder verbreitet wurde. In China gibt es eine solche Bibliothek auch in Shanghai und Guangzhou. Sie hat das Ziel, Vorurteile zu reduzieren und Toleranz und Verständnis durch Dialog zu fördern.

Ein lebendes Buch ist eine Person, die sich entschieden hat, der Repräsentant einer bestimmten Gruppe zu sein. In der Bibliothek in Beijing möchte Li Xingning gern Menschen haben, die handeln anstatt nur zu reden. "Unsere lebenden Bücher hier sind nicht nur kreative Ideen darüber, was man im Leben tun kann, sondern noch wichtiger: Sie setzen ihre Ideen in die Tat um", erzählt sie.

In der 120 Quadratmeter großen Bibliothek haben Li und ihre Kollegen auf eine Seite der Wand ein exquisites Bücherregal mit Büchern gemalt. Yu Shi, einer der sechs freiwilligen "lebenden Bücher", spielt Gitarre und singt dazu John Lennon's Song "Imagine". "Man stelle sich vor, alle Menschen würden gegenseitig über die ganze Welt erzählen", lautet eine Zeile in dem Song des 24-Jährigen. "Wenn es mehr Menschen gäbe, die ihre Lebensgeschichte erzählen, dann gäbe es viel weniger Missverständnisse", meint er.

Yu hat neun Monate lang ein Vagabundenleben geführt und ist von der südwestchinesischen Provinz Yunnan den weiten Weg nach Beijing gereist, und das mit kaum Geld, aber mit seiner Gitarre. Er hat seinen Lebensunterhalt mit Straßengesang verdient und hat Postkarten von Fotos verkauft, die er während seiner Reise geschossen hatte. An einer Wand der Bibliothek hängen seine Postkarten, zu der er einige Zeilen geschrieben hat: "Ich habe ein Vagabundenleben geführt, aber das heißt nicht, dass ich ein Bettler war. Ich habe auf der Straße gesungen, um andere Menschen mit guter Musik zu beleben und meine Geschichte zu erzählen."

Trotz seines geringen Startkapitals unterrichtete er einen Monat ehrenamtlich Musik in einer Dorfschule in Yunnan. Vor seiner Riese hatte er als Techniker in einer Computerfirma gearbeitet, ein Leben, das für ihn "zu langweilig war, um es so weiterzuführen", wie er erzählt. "Ich habe meine Geschichte nicht deswegen verbreitet, um andere Leute zu animieren, ihren Job aufzugeben", so Yu Shi. "Ich möchte einfach nur meine Ansicht verbreiten, dass wenn man einmal außerhalb des komfortablen Lebens lebt, man die Schönheit des Lebens entdecken mag, die man sich vorher nie hatte vorstellen können."

Auf seiner Reise fand er eine Freundin, die sich später als Besitzerin einer riesigen Firma und als Millionärin herausstellte. "Sie erzählte mir, sie beneide meine Freiheit", so Yu Shi mit einem Lächeln. "Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, von einer Millionärin beneidet zu werden."

Außer Yu erzählen auch eine Hausfrau, die sich für wohltätige Zwecke einsetzt, ein Volkssänger, ein Architekt, der tibetische Architektur studiert, und ein Bisexueller ihre Lebensgeschichte. Li Xingning erklärt, die "lebenden Bücher" seien ausgewählt worden, weil sie ihre Ideen leben. Jeden Tag werde mindestens ein lebendes Buch in der Bibliothek erzählen, so Li. Es gibt auch eine Online-Version der Bibliothek, über die Menschen außerhalb Beijings ihre Geschichte erzählen können.

Quelle: german.china.org.cn

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