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08. 01. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Der Wandel beginnt im Kopf

Schlagwörter: Denken , Zivilisiertheit ,Selbstreflektion

Chu Yu ist ein reicher Geschäftsmann und Abenteuer. Er führt ein friedliches Leben auf einem Berg in den Vororten von Beijing. Nun hofft er, mit seinem neuen Buch, die Art, wie Chinesen denken, verändern zu können.

Der erfolgreiche Geschäftsmann und Abenteurer Chu Yu will die Grundlagen des chinesischen Denkens in seinem neuen Buch erkunden.

Nur wenige Chinesen kennen den englischen Namen von Joseph Needham (1900-95), doch vielen ist der chinesische Name des britischen Sinologen ein Begriff: Li Yuese. Ebenfalls kennen sie die "Needham Frage": Wieso konnte der Westen China in Wissenschaft und Technik überholen, obwohl China in der Vergangenheit stets führend war? Der nicht besonders bekannte Geschäftsmann Chu Yu hofft diese Frage mit seinem extrem kontroversen Buch "Kritik am Denken des chinesischen Volkes" zu beantworten. "Chinesen haben fundamentale Probleme beim Denken, was im Endeffekt zu Blindheit und Rückständigkeit führt", schreibt Chu in dem Buch. Unbestimmtheit, Unordnung und Steifheit seien für das chinesische Denken charakteristisch. Rationalität und Logik hätten den westlichen Zivilisationen Vorteile beim Verstehen und Nutzbarmachen der Welt verschafft, sagt er weiter

In dem Buch weist Chu darauf hin, dass es schon immer einen großen Unterschied gegeben habe zwischen dem, was die meisten Chinesen sagen, und dem, was sie schließlich tun. Und dieser Mangel an Kohärenz, so Chu, sei dadurch begründet, dass beim chinesischen Denken an sich etwas nicht stimme. Chu gibt in seinem Buch noch ein weiteres Beispiel: "Jeder kann sich der Ansicht anschließen, dass Chinesen wenig Zivilisiertheit an den Tag legen und viele neigen dazu, mit dem Finger auf ihre Landesgenossen zu zeigen und deren mangelhaftes Benehmen zu kritisieren. Doch keiner von ihnen würde es je akzeptieren, wenn ein anderer mit dem Finger auf sie zeigt." Darin liegt das Problem, findet Chu.

In seinem Buch zeigt Chu auch auf, wie sich das chinesische Denken seiner Meinung nach aus dieser Misere befreien kann: Durch Erziehung. Das heißt, das chinesische Erziehungssystem müsste in einer Art und Weise reformiert werden, die es den Kindern ermöglicht, mündige Bürger zu werden, bevor sie damit beginnen ihre kreativen und innovativen Talente auszuleben. Wenn die Mehrheit der Chinesen sich durch Selbstreflektion verbessern könnte, wäre es sehr viel einfacher, eine visionäre Politik zu verwirklichen.

Das Buch hat sich in China in wenigen Monaten rund 20.000 Mal verkauft und ist seither auf ein geteiltes Echo gestoßen. Einige Wissenschaftler lobten das Werk als längst fällige Inspiration, während andere Chu vorwarfen, dass er die chinesische Kultur nicht verstehe und vereinfachte Schlussfolgerungen gezogen habe. "Ich hoffe, dass ich damit meine Leser anregen kann, auf die richtige Art zu denken, so dass unsere Nation stärker wird", sagt Chu in seinem geräumigen Innenhof, der irgendwo versteckt in den bewaldeten Westbergen in der Nähe des Sommerpalast von Beijing liegt. Weit von der Hektik der Stadt entfernt, bietet sein Hof eine atemberaubende Aussicht auf die Hauptstadt.

Doch wer ist dieser 58-jährige, selbsternannte "Müßiggänger", der gerne Freunde zu sich einlädt und sich mit der Aura eines Abenteurers schmückt? Chu fährt gerne mit seinem Hummer, um abgelegene und verlassene Gegenden zu bereisen, erzählt er. Vor drei Jahren kostete ihn ein ernsthafter Unfall in Tibet fast das Leben. Doch sein Verlangen nach Wildnis und Abenteuer werde bestehen bleiben, bis er eines Tages wirklich stirbt, sagt Chu. Um das Buch zu schreiben, hatte er im vergangenen Winter auf eine Reise nach Sibirien verzichtet. "Ich hatte mich auf das extrem kalte Wetter dort gefreut – und wer weiß, vielleicht hätte ich dort auch das verlorene Gold der Kosaken gefunden", lächelt er.

Wie viele chinesische Neureiche zeigt auch Chu gerne seine Trophäen in einer großen Empfangshalle. Dort gibt es antike Vasen, große Jade-Schnitzereien und Publikationen über die Kulturrevolution (1966-76). In diesen turbulenten Jahren saß Chu fünf Jahre lang im Gefängnis, weil es angeblich eine "anti-revolutionäre" Gesinnung gehabt habe. Doch für ihn bedeuten diese Jahre eine Lehrzeit. "Ohne diese krassen Erlebnisse hätte ich nie Erfolg gehabt", meint Chu. "Das einzige, was ich bereue, ist, dass ich bis 30 keine Frau hatte."

Im Jahre 2007 gab Chu sieben Millionen Yuan (rund eine Million US-Dollar) aus, um den Motor eines Flugzeugs zu kaufen. Es heißt, dass dies der Motor der Maschine sei, die 1971 mit dem ehemaligen chinesischen Staatsmann Lin Biao über der Mongolei abstürzte. Den Motor stellt Chu nun in seinem Garten aus. "Eines Tages kann ich ihn der Regierung schenken, wenn sie ihn braucht", sagt er. Als gebürtiger Hunaner ist Chu ein großer Fan des Vorsitzenden Mao Zedong. Statuen und Fotos von ihm haben in der Empfangshalle einen prominenten Platz gefunden.

Chu hat sich das meiste selbst beigebracht. Er gehört zu den ersten Studenten, die nach der Kulturrevolution wieder an die Hochschule gehen konnten. Während die meisten seiner Freunde über die schwindende Produktion in den Staatsbetrieben klagten, nahm der damals junge Mann die Gelegenheit wahr und gründete 1985 eine eigene Firma. Inzwischen hat Chu erfolgreich in Grundstücke investiert und besitzt rund ein Dutzend Minen im Land wie auch Medienunternehmen in ganz China. Am Ende seines Werks zitiert Chu den Deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche: "Von allem was geschrieben ist, liebe ich nur, was ein Mensch mit seinem Blut geschrieben. Schreibt mit Blut, und Ihr werdet erfahren, dass Blut Geist ist." Chu sagt: Der Hauptgrund für seinen Erfolg liege in seiner Art zu denken. Und diesen will er nun mit Hilfe seines Buches mit ganz China teilen.

Quelle: german.china.org.cn

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