Mit viel Applaus begrüßen die Fans die Beijing Tigers. Rund 350 haben sich auf den Tribünen des Stadions auf dem Gelände der Lucheng Sportschule eingefunden. Viele sind das nicht. Baseball ist in China, anders als in Korea oder Japan, noch eine Randsportart. Trotzdem: die Fans sind mit Feuereifer dabei und feuern ihre Stars an.

Am Spielfeldrand steht Song Pingshan, er ist der Cheftrainer und im Beijinger Baseball ein Urgestein. Seit 1972 ist er dabei und Gründungsmitglied des Beijing Tigers. Die eher unbekannte Sportart war ein Tipp seines Lehrers:

"Er sagte, ich sei zu klein für Basketball und es gäbe schon genug Fußballspieler, deshalb hatte mir mein Lehrer Baseball empfohlen."

Schließlich wurde Song Pingshan Profispieler und danach Assistenztrainer. Heute ist er Cheftrainer und stellvertretender Präsident der Sport-Fachhochschule. Auf sein Team ist er sehr stolz:

"Die Leistung des Teams ist sehr stabil. Die Spieler trainieren sehr hart und das Gemeinschaftsgefühl spielt eine wichtige Rolle. Die Technik ist auch sehr gut."

Das Team ist wie eine große Familie, sagt Song Pingshan. Jeder bekommt Unterstützung von den anderen. Das gefällt auch dem 29-jährigen Yang Yang. Schon sein Vater war Baseballspieler. Für das heutige Spiel gegen die Shanghai Golden Eagels schätzt er die Chancen seines Teams gut ein:

"Unser Team wird mindestens 10 Punkte bekommen, die anderen weniger als 5."

Und tatsächlich. Die Beijing Tigers sind zunächst überlegen. Doch Shanghai bleibt dran, liegt nur einen Punkt zurück. Es bleibt spannend, was die Zuschauer freut:

"Ich gucke das gerne. Außerdem spielt mein Sohn mit."

"Ich spiele selbst schon von klein auf Baseball. Dieser Sport gefällt mir sehr gut."

"Ich spiele seit ich klein bin Baseball. Dann ging es darum, ob ich Profi werde oder studiere. Ich habe mich fürs Studium entschieden und spiele nur noch in der Freizeit an der Uni. Aber hier spielen einige aus meiner früheren Mannschaft mit. Deshalb komme ich gerne, um sie anzufeuern."

Obwohl Baseball in China nur wenige Anhänger hat, müssen die Spieler nicht nebenbei arbeiten wie zum Beispiel in Deutschland. Denn sie erhalten Unterstützung von der Regierung, etwa zwischen 4.000 und 6.000 RMB pro Monat. Dazu kommt noch das Preisgeld nach einigen Spielen. Im Team gibt es außerdem Studenten, auch sie werden unterstützt. Die richtige Mischung machts, meint Trainer Song Pingshan:

"Denn zur Zeit sind im Team sowohl Nachwuchsspieler als auch alte Hasen. Deshalb ist die Atmosphäre sehr gut."

Auch der Spieler Yang Yang findet es schade, dass Baseball in China noch nicht den Durchbruch geschafft hat. Trotzdem: Er mag die Stimmung, die im Stadion herrscht:

"Es ist ganz anders als beim Fußball. Die Atmosphäre hat etwas Besonderes. Einerseits ist es ein bisschen wie ein Familientreffen, gemütlich und man hat Zeit zum Quatschen, andererseits fiebern die Fans auch mit."

Vor allem gegen Ende, als es richtig knapp wird. Denn Shanghai hat das Spiel gedreht und führt – mit einem Punkt. Am Ende reicht es nicht. Die Beijing Tigers müssen sich geschlagen geben und landen auf den dritten Platz der Liga. Doch sie haben noch einige Monate Zeit, aufzuholen. Um dann vielleicht erneut Gewinner der Chinesischen Baseballliga zu werden – wie im vergangenen Jahr. Aber mit ihren enthusiastischen Fans sollte das wohl kein Problem sein.