Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Kultur Schriftgröße: klein mittel groß
28. 08. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Tigererziehung abroad: Chinesische Lehrversuche in England

Schlagwörter: BBC

"In einem verschlafenen Dorf in Hampshire werden Schlachtlinien gezogen. Fünf chinesische Lehrer sind hierher gekommen, um das britische Erziehungssystem ordentlich aufzuwirbeln. (…) Es handelt sich um ein unbarmherziges Regime, das aus Lernen unter Druck und skrupellosem Wettkampfgeist basiert."

So der Beginn einer Doku-Reihe der BBC, die in den vergangenen Wochen startete und innerhalb kürzester Zeit weltweit in den sozialen Medien heftige Reaktionen hervorrief. Auch auf chinesischen Seiten lieferten sich Pädagogen, Eltern und Schüler eine Neuauflage der Debatte über chinesische Erziehungsmethoden und kulturelle Differenzen. Die Hintergründe:

Chinesische Schüler schneiden in internationalen Studien wie PISA weit besser ab als ihre westlichen Counterparts. An der renommierten Sekundarschule in Hampshire im Südwesten von London machte man sich Gedanken über Ursachen und Lösungsansätze: "Would Chinese-style education work on British kids?" und "Are our kids tough enough?" – so der Titel der Serie. Neil Strowger, Direktor der Schule, äußerte seine Bedenken:

"Wir werden in Zukunft mit den chinesischen Schülern um Jobs kämpfen müssen. China transformiert sich gegenwärtig. Wir versuchen zunächst zu identifizieren, was genau da passiert, um dann zu sehen, ob wir das in die Klassenzimmer unseres Landes übertragen können."

Als Teil des Experimentes unterrichten die fünf chinesischen Lehrer in Hampshire vier Wochen lang 50 britische Teenager. Schulbeginn ab sieben Uhr morgens, lange Schultage, Jogginganzug-Uniformen, Gruppengymnastik zu Marschmusik, Fahnenappell. Und: Frontalunterricht, Disziplin, Lerndrill und Wiederholungen bis zum Umfallen.

"Disziplin ist von äußerster Wichtigkeit. Ohne Disziplin kann man nicht gut lernen. (…) Unsere Schüler sind euch drei Jahre voraus. Warum? (…) Jeder kann die volle Punktzahl bekommen, ihr müsst nur eure Hirne richtig nutzen!"

"Welche Hirne?" so die Reaktion der Schüler. Clash of Civilizations oder tatsächlich eine Frage der Erziehung? Vielmehr ein wenig von beidem – und zudem vorgefertigte Meinungen. Einige Schüler zeigten aber durchaus Neugier und Respekt:

"Was ich über China weiß? Nur, dass da viele Menschen leben, die wohl sehr klug sein müssen."

Die erste Serie bediente mit der Darstellung des „Chaos" der ersten Schultage die gängigen Klischees von strengen Lehrern und frechen Schülern. Von chinesischer Seite beschwerte man sich über einen Mangel an Motivation, unverschämtes Verhalten und Faulheit. Die britischen Schüler ereiferten sich, keine Fragen mehr stellen zu dürfen, stumpfsinnig wiederholen zu müssen und über die langen Lernzeiten.

Diese Art der Klischee-Aufarbeitung stieß in den sozialen Medien auf ein geteiltes Echo. Auf Weibo setzte sich ein Hashtag mit dem Titel #ChinesischeLehrerBritischeErziehung durch, in dem sich viele chinesischen Netizens zugunsten der britischen Erziehungsansätze äußerten. Ruo Gan Wenti bemerkte: „Die europäischen Lehrer bringen ihren Schülern bei, wie man im Leben glücklich ist. Sie erziehen die Kinder, eigenständig und frei zu denken. Sie fördern Kreativität."

Tianfu vertrat die Ansicht: "Die chinesische Erziehung legt es darauf an, den Stundenplan möglichst voll zu packen. Nur die Leistung in Form einer Note zählt. Wenngleich das Erziehungsministerium stets betont, die Lehrmethoden anpassen zu wollen, so hat sich über mehrere Jahre hinweg doch nichts verändert. Auch heute noch lernen chinesische Schüler wie Roboter. Insbesondere die höhere Bildung unterliegt in China starken Einschränkungen. Lehrer sind verpflichtet, sich an die starren staatlichen Manuskripte zu halten."

Auch Gegenstimmen wurden laut. Malu 889 schrieb: "Wie würdest du dich fühlen, wenn du an Stelle der fünf Lehrer vor diesen unerzogenen Schülern stehen würdest, die sich nicht benehmen können, die sich für die Inhalte deines Unterrichts nicht die Bohne interessieren. Sie legen ihre Füße auf den Tisch, sie essen, schwätzen oder schminken sich die Lippen. Viel schlimmer kann es kaum kommen."

Die chinesische Zeitung "Global Times" kritisierte die BBC für die Art der Aufarbeitung und warf ihr Verflachung vor. Klischees würden unangemessen zelebriert, Unterschiede zwischen westlichen und chinesischen Lehrsystemen seien keineswegs derart gravierend. Zudem hätten die Lehrer eigenen Angaben zufolge mit den britischen Schülern durchaus freundschaftliche Beziehungen aufgebaut.

Bleibt uns nur, auf die noch ausstehenden Folgen zu warten und zu hoffen, einen objektiven Blick auf die Thematik zu gewinnen.

Folgen Sie German.china.org.cn auf Twitter und Facebook und diskutieren Sie mit!

Quelle: CRI

   Google+

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr