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28. 09. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Was ist chinesische Kalligraphie? - Eine kurze Einführung

Schlagwörter: chinesische Kalligraphie

Die vier Schätze

Die Kalligraphie, die Schönschrift nach bestimmten Regeln, ist eine wichtige Kunst in China, die jeder Chinese in der Grundschule kennen lernt. Die Jahrtausende alten Schriftzeichen werden dabei mit dem chinesischen Pinsel geschrieben. Dabei wird der spitze Pinsel mit Daumen, dem Ring- und Mittelfinger in einer senkrechten Position zum Papier gehalten. Die Tusche, in Form eines Blocks, muss zuerst auf einem feinrauen Reibstein angerieben werden, bevor der Schreiber damit den Pinsel befüllen und auf dem Papier schreiben kann. Diese vier Schreibwerkzeuge - der Pinsel, die Tusche, der Reibstein und das Papier – bilden die „vier Schätze des Studierzimmers“ 文房四宝. Sie dürfen in keiner Kalligraphiestube fehlen.

Einfach und doch schwierig

Es gibt über 50.000 Schriftzeichen, die alle nach einem bestimmten Prinzip aufgebaut sind. Was bei uns die Buchstaben des Alphabets sind, sind im Chinesischen in etwa die so genannten Radikale, aus denen sich ein Schriftzeichen zusammen setzt. Insgesamt gibt es davon 214 Stück. Ein Kalligraph muss acht leicht variierende Grundstriche lernen, um alle Schriftzeichen schreiben zu können. Neben den überschaubaren Grundstrichen, die eine Kalligraphie ausmachen, sind es die ganz persönliche Pinselführung, die variablen Eigenschaften der vier Schätze, das Einhalten der Reihenfolge der einzelnen Striche eines Schriftzeichens und die Stimmung des Kalligraphen, die den Schreibprozess beeinflussen. All das trägt letztlich zur Qualität eines fertigen Schriftstückes bei, weshalb es unmöglich ist, zweimal ein und dieselbe Kalligraphie zu schreiben. Selbst große Meister (wie etwa Wang Xizhi 王羲之, der Meister der Halbkursivschrift) haben das schon probiert und waren mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Schriftstile

Insgesamt gibt es fünf wichtige Schriftarten in der chinesischen Kalligraphie; Die Regelschrift (auch Standard Schrift genannt, 楷书 bzw. 真书) ist eine sehr strenge Schrift mit dicken und dünnen Strichen, die ein Kalligraph in China als erstes lernt. Die Halb-Kursivschrift (Laufschrift, 行书) ist optisch (nicht historisch) eine schnell geschriebene Variante der Regelschrift und erinnert an die tägliche Handschrift mit dem Kugelschreiber. Die Grasschrift (Kursivschrift, Konzeptschrift, 草书) ist eine sehr freie, dynamische Schrift, die nur schwer zu lesen ist und denen unerschlossen bleibt, die nicht vorher die ihr zugrunde liegenden Strichcharakteristiken erlernt haben. Die älteste und von der Strichstärke gleichmäßigste Schrift ist die Siegelschrift (篆书), so genannt, weil sie auch heute noch meist auf den roten Siegeln zu finden ist, mit denen ein Dokument signiert wird. Ansonsten ist sie eher selten im Alltag zu finden. Die Kanzleischrift (Offizielle Schrift, 隶书) war lange Zeit die offizielle Schrift der Beamten Chinas. Sie wurde jedoch aufgrund der schnelleren Schreibgeschwindigkeit zur Regelschrift weiter entwickelt und durch sie abgelöst. Der Vollständigkeit halber sei noch die Bronze- und Knocheninschrift (甲骨文) erwähnt, die in ältester Zeit in einigen Bronzegefäßen und Schildkrötenpanzern eingeritzt gefunden wurde und unverkennbar piktografische Züge enthält. Über sie ist jedoch so wenig Wissen gesichert und ihre Beispiele so begrenzt, dass sie hier nicht als eigener Schriftstil aufgeführt werden soll.

Lang- (traditionell) und Kurzzeichen (vereinfacht)

Die chinesische Kalligraphie ist so alt wie die Geschichte der Schriftzeichen selbst. In der jüngsten Geschichte hat Mao Zedong 毛泽东, Chinas damaliger Vorsitzender der Kommunistischen Partei, das Schriftsystem in der Volksrepublik China jedoch bedeutend reformiert. Um das Analphabetentum seines Volkes, welches er auf die Komplexität der Schriftzeichen zurückgeführt hat, zu minimieren, hat er mithilfe von Schriftgelehrten für einen Teil der chinesischen Schriftzeichen (etwa 30% aller Schriftzeichen) eine vereinfachte Version entwickelt. Ziel war es, die komplizierteren Schriftzeichen zu vereinfachen, damit sie leichter einzuprägen sind. Hongkong und Taiwan sind davon nicht betroffen, sie nutzen immer noch die Langzeichen in ihrer traditionellen Form. Da die Kalligraphie eine Kunst ist, die auf eine viel längere Geschichte zurückblicken kann als die Kurzzeichen, wird auch von Kalligraphen des chinesisches Festlandes die traditionelle Schreibweise erlernt und praktiziert.

Beispiele für die alten, komplexeren und die neueren, vereinfachten Schriftzeichen:

Traditionelle Schreibweise: 書 龍 國

Vereinfachte Schreibweise: 书 龙 国

Aussprache (Pinyin): shū lóng guó

Bedeutung: Buch, schreiben Drache Staat, Land

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Quelle: China Heute

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