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19. 10. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Wagners epische Opern erobern das Publikum in China

Schlagwörter: Wagner, Oper

Über drei Tage wurde eine 24-Stunden-Version von Richard Wagners „Der Ring der Nibelungen“ in der Shanghai Symphony Hall aufgeführt. Präsentiert von den Tiroler Festspielen hatte die Chinapremiere eine Auslastung von 70 Prozent. Wagners Meisterwerk ist auf vier Kapitel aufgeteilt - Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung - und dauert insgesamt 16 Stunden. Üblicherweise werden die Opern über vier Tage gezeigt. Die 24-Stunden-Version ist ein episches Kunstwerk, das 2003 von Dirigent Gustav Kuhn für die Tiroler Festspiele erschaffen wurde. Sie ist aufgrund der Länge und Intensität eine Herausforderung sowohl für die Musiker als auch für das Publikum.

Der bekannte chinesische Musiker und Komponist Tan Dun (rechts) unterhaltet sich mit der Regisseurin, Choreographin und Tänzerin Yang Liping bei der 2015 Shanghai Performing Arts Fair. Internationale Kunstexperten haben die Arbeiten der beiden aufmerksam verfolgt.

Für die Vorstellung in Shanghai wurden der zweite und der dritte Teil am Samstag zwischen fünf Uhr Nachmittag und vier Uhr in der Früh am Folgetag aufgeführt, mit einer nur zweistündigen Pause zwischen den Teilen. Die Vorstellung hat gestern Nachmittag geendet. „Viele meiner Freunde haben mir gesagt, dass ich nach der kompletten Arbeit innerhalb von 24 Stunden tot sein würde. Aber ich habe es überlebt, und es geht mir gut“, sagte Kuhn. Seiner Meinung nach sei die 24-Stunden-Version keine große Herausforderung für den Dirigenten, solange er das Werk in seiner Gesamtheit kenne. Allerdings sei sie anstrengend für die Musiker, denn sie müssten ununterbrochen spielen. Für eine solche Vorstellung ist ein spezielles Training nötig: „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir das einzige Team auf der Welt sind, das in der Lage ist, eine solche Vorstellung zu zeigen.“

Die epische Oper wurde zum ersten Mal in Asien gezeigt: „Es war in früheren Zeiten für europäisches oder chinesisches Publikum nicht ungewöhnlich, eine acht Stunden andauernde Opernvorführung zu besuchen. Aber heutzutage sind so lange Vorführungen für die Besucher eine Überraschung, denn wir leben in einer schnelllebigen Welt. Ich denke, dass es manchmal für uns gut ist, wenn wir uns auf die alten Traditionen rückbesinnen und die Kunst und die Musik mit anhaltender Konzentration genießen. Das war es auch, was Wagner ursprünglich beabsichtigt hatte“, sagte Kuhn. Vor 12 Jahren hat der Dirigent zum ersten Mal die 24-Stunden-Version bei den Tiroler Festspielen gezeigt. Er dachte am Ende, das Publikum sei in der Zwischenzeit gegangen, da er keinen Applaus hörte. Doch als er langsam seine Hände senkte und sich umdrehte, brach das Publikum in einen Applaus aus, der 40 Minuten andauerte.

Die Vorführung mit einem 120-köpfigen Orchester, einem 80-stimmigen Chor und 39 Opernsängern wurde vom Publikum in der Shanghai Symphony Hall gut angenommen. Kuhn fügte hinzu, er habe seiner Version moderne Elemente hinzugefügt, wie beispielsweise die Darstellung der Riesen als Baseball- und Eishockeyspieler, während die Walküren Lederjeans tragen. „Der Audioeffekt mit dem Orchester auf der Bühne anstatt im Orchestergraben war ein wenig anders als üblich. Es war, als ob sich diese komplizierte Wagner-Symphonie in das Ohr gießen würde. Und die Walküren, die mit Fahrrädern auf die Bühne gekommen sind, waren ebenfalls beeindruckend“, schrieb Li Changying, ein Musikkritiker. Doch einige Zuhörer gaben auch zu, dass die Vorführung ab einem gewissen Punkt anstrengend gewesen sei. „Als ‚Siegfried‘ gegen 11 Uhr Nacht angefangen hat, habe ich mich bereits sehr müde gefühlt. Aber wenig später war ich erfrischt und aufgeregt. Das ist vielleicht die Magie des Rings“, sagte Zhang Fei.

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Quelle: german.china.org.cn

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