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23. 10. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kurs für "Tugendhafte Männer" in China: Nur zwei freiwillige Teilnehmer

Schlagwörter: "Tugendhafte Männer" China

Während der Ferien zum Nationalfeiertag fand der erste Kurs für "Tugendhafte Männer" (男德班) in China statt. Aber anders als die beliebten Kurse für "Tugendhafte Frauen" fand der Kurs, ein guter Mann, Partner bzw. guter Vater zu werden, nur wenig Anklang. Nur zwei Männer hatten sich aus eigener Initiative angemeldet, mehr als zehn der Kursteilnehmer bei der Eröffnung des Kurses waren gute Freunde der Veranstalter bzw. Freiwillige der White Ribbon Campaign.


Kurs für "tugendhafte Männer"

Der Mann, der "tugendhafte" Männer ausbilden will, ist ein berühmter Sexualforscher. Fang Gang ist der Direktor des Forschungsinstituts für Sex und Geschlechter an der Beijing Forestry University. Vor zwei Monaten veröffentlichte er auf seiner Webseite die Anzeige für den Kurs "Tugendhafter Männer" und rief zur Anmeldung zu einem Kurs auf, bei dem Männer lernen können, wie man ein neuer guter Mann wird und an Hausarbeit, Pflege der Familienmitglieder und Erziehung der Kinder teilnimmt. Viele männliche Internetuser äußerten noch ihre Zweifel oder zeigten ihre Geringschätzung des Kurses: "Braucht man dafür eine Ausbildung? Wenn der Mann all sein Einkommen seiner Frau gibt, dann ist doch alles okay." "Chinesische Frauen brauchen doch nur Kleider zu waschen, Essen zu kochen und Kinder zu gebären. Männer können alles machen, was ein Mann will und wie er es macht, ist sicher richtig… Warum ein Kurs für Männer, sollten nicht Kurse für Frauen gemacht werden?"

"Es gibt viele neugierige Menschen, aber nur wenige Anmeldungen. Die meisten Männer denken nicht viel über die Rolle eines Mannes nach und nehmen, ohne die Idee des Konzepts anzuerkennen, natürlich nicht daran teil. Letztlich wurde die ursprünglich vorgesehene Kursdauer von sechs Tagen auf drei Tage reduziert. Der Veranstalter bot den Kursteilnehmern den Unterrichtsort sowie Essen und Unterkunft. Die Kosten für Miete des Unterrichtortes, Lernmaterialien sowie Lehrinstrumente wurden durch Anstrengungen mehrerer Seiten gerade noch gesammelt, das meiste kam aus Förderungen einiger Institutionen.

Überflog man die Liste der Kursteilnehmer, konnte man entdecken, dass die meisten Kursteilnehmer Freiwillige oder Direktoren einiger Lokalstellen der White Ribbon Campaign waren. Nur zwei waren aus eigener Initiative angemeldet. Der Teilnehmer Herr Wang aus Beijing erklärte, er arbeite für ein IT-Unternehmen und lege gewöhnlich viel Aufmerksamkeit auf den Bereich der Frauenrechte. Er hat auch bereits Bücher zum Thema gelesen und das Konzept gut akzeptiert.

Sex kein Tabu im Kurs

Am 3. Oktober wurde der Kurs für "Tugendhafte Männer" in einem Zimmer eines Teehauses in Beijing eröffnet. Über zehn Leute saßen in einem Kreis in dem 40 qm großen Raum. Die meisten Teilnehmer waren Männer mittleren Alters, in der Ecke saßen verstreut zwei oder drei Frauen. Bei der ersten Unterrichtseinheit las Fang Gangs Assistent die "Regeln" für den Kurs vor. Danach ließ Fang Gang alle Teilnehmer einzeln aufstehen und eine Vereinbarung mit Geheimhaltungsklauseln unterzeichnen. So begann der dreitätige Kurs.

Was wird gelernt? Wie? In den drei Tagen lernten die Teilnehmer den stereotypen Eindruck über das Geschlecht in der Gesellschaft zu erkennen und diesen herauszufordern. Sie lernten, über die Schattenseite des männlichen Chauvinismus zu reflektieren, wie man seine Fähigkeiten bei der Hausarbeit und der Pflege von Familienmitgliedern erhöht, über die Pflege von Babys und Kindern sowie Grund und Intervention von Familiengewalt und die Kunst für das Auskommen mit Jugendlichen und vieles mehr.

Die Inhalte wurden durch Unterhaltungsspiele in Gruppen, Diskussionen über Beispiele und Teilhabe an eigenen Erfahrungen präsentiert. Es herrschte eine freie Atmosphäre, jeder Teilnehmer konnte jederzeit die Hand heben, um seine Meinung zu äußern. Am meisten Eindruck hinterließ eine Einheit darüber, wie man die Partnerin beim Sex zufrieden machen kann. Die anwesenden männlichen Teilnehmer sprachen ohne Tabu über das privateste Thema schlechthin: wie man sein Sexualleben führt.

Um die Vielfältigkeit der Rolle und des Temperaments eines Mannes verständlich zu machen, wurden noch kleine Rollenspiele durchgeführt: zwei Männer stehen sich "mit tiefer Zueignung" gegenüber und sehen sich an, ein Vater geht mit einem Baby umher. "Ein Mann hält eine Puppe in den Armen, ein anderer spielt, dass ein Baby schreit. Man soll ein Baby überreden, nicht mehr zu weinen. Erst durch so ein Spiel weiß ich, dass es ganz naiv ist anzunehmen, ein Kind nur durch ein Wiegenlied zu erfreuen. In der Tat weiß ich nicht einmal, wie man ein Baby richtig in den Armen hält. Man soll noch mehr lernen", sagte ein unverheirateter Mann, während er eines der Modell-Babys leicht tätschelte.

Unvereinbar mit chinesischen Verhältnissen

Einen weiteren Kurs für "Tugendhafte Männer" verneint Fang Gang mit einem Kopfschütteln. "Es war so schwer, den Kurs dieses Mal zu organisieren. Wahrscheinlich ist es schwierig, einen weiteren Kurs auszurichten." Er sagte ehrlich, dass er zwar gewusst hatte, dass chinesische Männer sich nicht für eine Ausbildung zum guten Partner und Mann interessieren würden und sie wenig selbstreflektiert seien. Daher war die Eröffnung des Kurses eine mühsame, aber undankbare Arbeit, doch "diese Initiative, egal ob erfolgreich oder gescheitert, kann ausreichend Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Diskussionen anregen", so Fang Gang.

"Ich habe in drei Tagen gelernt, was mich die Lehrer an der Uni bzw. der Mittelschule nicht lehren werden. Ein guter Mann zu sein, das kann und das sollte man lernen", sagte Xiao Hua. "Die Lehrer und die älteren Teilnehmer im Kurs sind sehr geduldig mit mir."

Vor dem Abschied plauderte Fang Gang mit seinen Schülern über Schweden. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat Schweden das System des "Vaterschaftsurlaubs" eingeführt. Dabei finanziert die Regierung, dass die Männer nach der Geburt eines Kinders einen Monat bei der Partnerin zuhause bleiben können, um sich um die Partnerin und das Kind zu kümmern. Diese Maßnahme hat die Gesellschaft in Schweden stark verändert, wodurch Schweden weltweit eins der Länder mit den höchsten Werten für Gleichberechtigung der Geschlechter wurde. "Wenn die zuständigen Behörden in China unseren Kurs für ´Tugendhafte Männer´ bei der Ausstellung des Trauscheins für die jungen Ehepaare empfehlen könnten, so dass alle von dieser Aktion erfahren können, wäre dies sehr schön. Wir hoffen auch, dass die Regierung Aktivitäten zu diesem Thema machen wird. Unternehmen und gemeinnützige Persönlichkeiten sind auch willkommen", sagt Fang.

"Es geht nicht nur um Feminismus, sondern mehr um gesellschaftliche Ideale wie Gleichberechtigung, Demokratie und Vielfältigkeit. Eine Veränderung der Struktur und Arbeitsteilung der gesellschaftlichen Geschlechter braucht eine Veränderung der Männer", so Fang.

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Quelle: Beijing Rundschau

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