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24. 03. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Jedes Mal, wenn eines seiner Kinder hustet, gibt es Lehrer Niu einen Stich ins Herzen. Nachdem es acht Monate lang nicht mehr geregnet hat, muss seine Dorfschule in einem Kreis in Yunnan das Wasser zum Kochen aus einem Fischteich nehmen.
Ein Kind steht an, um im Dorf Xiaoyangchang im Kreis Fuyuan in der Provinz Yunnan Trinkwasser zu erhalten (12. März 2010). Teile von Südchina leiden an einer Dürre, die bereits außergewöhnlich lange andauert. Mehr als 20 Millionen Menschen haben ungenügenden Zugang zu Wasser, und riesige Landwirtschaftsgebiete sind bereits zu trocken, um etwas anzubauen.
Das benutzte Wasser wird mit einem Bleichpulver entkeimt, so dass alle Mahlzeiten für die 192 Schüler im Alter von sieben bis zwölf Jahren stets den starken Beigeschmack der Chemikalie haben. "Anfangs glaubte der Koch, dass das Wasser umso sicherer sei, je mehr Bleichmittel er verwendet", erzählt Lehrer Niu. "Deshalb schüttete er einmal bis zu zehn Gramm in 100 Liter Wasser, was die sichere Menge zehn Mal überschritten hat." Vergangene Woche hatten einige durstige Schüler unbehandeltes Wasser direkt aus dem Teich getrunken, was bei ihnen sofort Erbrechen und Durchfall ausgelöst hat.
Die Jahrhundertdürre lässt derzeit fast 20 Millionen Menschen im Südwesten Chinas an Durst leiden. Betroffen sind Regionen in Yunnan, Guizhou, Guangxi, Sichuan und Chongqing. Inzwischen kommen zwar die ersten Trinkwasserspenden an. Doch diese reichen längst nicht aus, da sie für jeden Schüler täglich nur gerade 600 Milliliter umfassen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was ein Mensch braucht. Drei Mal pro Woche lässt Lehrer Niu daher seine Schüler im rund einen Kilometer von der Schule entfernt liegenden Brunnen Wasser schöpfen. "Selbst die Mädchen tragen Eimer mit Wasser zur Schule, die etwa gleich schwer sind wie sie selbst", erzählt er. Der Weg hin und zurück dauert nur etwa 15 Minuten. Doch auch im Brunnen ist nun nicht mehr viel Wasser übrig.
Chuxiong, eine der ärmsten Regionen von China, ist allerdings nicht die einzige, die so leidet. In der Stadt Qujing müssen viele Dorfbewohner gut 48 Stunden warten, bis sie bei einer der wenigen noch funktionierenden Quellen einen Eimer mit Wasser holen können. Jeden Tag steht auch der 5 Jahre alte Liao Mingbo in der Schlage, der jeweils 2,5 Kilo Wasser nach Hause trägt. "Das ist nicht schwer. Ich tue dies schon seit mehreren Monaten", erzählt er. Ein anderer Dorfbewohner im Kreis Huize erzählt, dass er rund 2,5 Stunden zu einem Fluss laufen muss, um Wasser zu holen: "Seit mehreren Generation hat uns der Regen genügend Trinkwasser gebracht", erinnert sich der Dorfbewohner Wang Zhengyi. "Doch unsere Wasserspeicher sind schon vor Monaten ausgetrocknet. Nun müssen wir das Wasser jeden Tag aus dem Fluss holen, um überleben zu können. Doch wer kümmert sich da um unsere Felder?"
Die Dürre hat in der Provinz Yunnan Ackerfläche in der Größe von mindestens drei Millionen Hektar beschädigt, wie Zahlen belegen, welche das Zentrum für Flutkontrolle und Dürreschutz in Beijing veröffentlicht hat. Viele Bauern klagen, dass ihr gesamter Weizen, ihre Bohnen und das Gemüse eingegangen sind. Hinzu kommt, dass wegen der Dürre in der Provinz die Stromerzeugung um 30 Prozent zurückgegangen ist. Diese stützt sich weitgehend auf Wasserkraft, die sie aus dem Mekong-Fluss gewinnt. Der drittgrößte Strom Asiens führt dieses Jahr nur noch rund die Hälfte des Wassers des Vorjahres. Wenn die Dürre anhält, wird im Mai fast ein Viertel der lokalen Bevölkerung unter akutem Trinkwassermangel leiden, sagte Zhou Yunlong, Chef des Amts für Wasserressourcen in Yunnan. Gemäß der jüngsten Volkszählung aus dem Jahre 2008 hat die Provinz eine Bevölkerung von 45,5 Millionen Menschen.
Wie der 18. Weltwassertag am Montag zeigte, ist Wassermangel ein weltweites Problem. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis 2025 zwei Drittel der Bevölkerung des Planeten mit Wasserknappheit werden zurechtkommen müssen. Insbesondere in China gibt es ernste Engpässe, welche auch die nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung beeinträchtigen können. In China stehen jedem Bewohner nur 2200 Kubikmeter Süßwasser zur Verfügung, was etwa einem Viertel des weltweiten Durchschnitts entspricht. Von den 600 Städten in China leiden mehr als 400 an chronischem Wassermangel.
Quelle: Xinhua
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