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| 28. 09. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Jill Robinson kam am Montag in Beijing an. Sie hat hier eine Mission zu erfüllen: In zwei Tagen gibt sie zahlreiche Interviews, in denen sie sich für den Tierschutz einsetzt. Sie wurde wegen ihres Einsatzes für den Kragenbären mit einem Preis ausgezeichnet.

Ein befreiter Kragenbär schwimmt im Rettungszentrum der Animal Asia Foundation in der Provinz Sichuan.
Der Preis wird gemeinsam von Tianjin TV und Phoenix Television organisiert. Belohnt werden dabei Ausländer, die sich in besonderem Maße beim Schutz der Biodiversität in China auszeichneten. "Bis ich hierher kam, wusste ich nicht einmal, wer die anderen Preisträger sind", erzählt Jill Robinson, die Gründerin der Tierschutzorganisation Animals Asia Foundation (AAF) und Gewinnerin des diesjährigen Preises, der chinesischen Tageszeitung Global Times. "Darunter sind ein paar wirklich unglaubliche Leute wie Jane Goodall, die uns seit Jahren bei unseren Kampagnen geholfen hat." Auf die Frage, was sie in der letzten Zeit am meisten beschäftigt habe, sagt Robinson: "Bären, Bären und nochmals Bären." Genauer genommen sei es der asiatische Kragenbär gewesen, dessen Gallenflüssigkeit in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird, um zahlreiche Krankheiten zu behandeln wie Fieber oder diverse Lebererkrankungen.
Wegen ihres gelben Halbmonds auf dem Brustfell werden die Tiere gelegentlich im Englischen aus als "Moon bears" bezeichnet. Wegen des medizinischen Nutzens ihres Gallensafts wird geschätzt, dass heute weltweit nur noch etwa 16.000 dieser Tiere leben. Gemäß einer Untersuchung des AAF lag im Jahre2007 der Preis für ein Kilo Bärengallenpulver bei 410 Dollar. Obwohl es strenge Regeln in der Industrie gibt, werden diese oft missachtet. Das häufigste Vergehen ist die Anwendung einer Metalljacke, die es erlaubt, in grausamer Weise kleine Stahlröhrchen in die Gallenblasen zu stoßen.
"Auf Grund unserer Arbeit mit der China Wildlife Conservation Association (CWCA), eine von der Regierung ins Leben gerufene Initiative, haben 20 Provinzen alle ihre Gallensaftfabriken geschlossen und versprachen, dass es auch keine neuen geben wird", erklärt Robinson. Allerdings sind derzeit in China noch immer rund 60 der umstrittenen Herstellungszentren in Betrieb. Die meisten sind in den Provinzen Heilongjiang, Jilin, Sichuan und Yunnan zu finden. Schützenhilfe bekam Robinson dadurch, dass nach eingehenden Forschungen Ärzte zum Schluss kamen, dass es ähnlich wirksame Alternativen zum Gallensaft der Kragenbären gibt. "Dies ist eine wunderbare Neuigkeit", findet Robinson. "Wir hoffen, dass wir noch mehr Provinzen davon überzeugen können, dass Bärenfarmen ein schlechtes Licht auf China werfen."
Robinson wurde zum Schutz der Bären inspirierten, als sie 1993 in eine Rettungsaktion eines spezifischen Bären aus einer Farm in Südchina involviert war. "Dort sah ich, wie Bären wegen ihres Gallensafts gefoltert werden. Das war ein Weckruf für mich", erinnert sie sich. Diese Bären seien in kleinen Käfigen gehalten worden. Einige von ihnen seien bereits sehr geschwächt gewesen und die Farmbetreiber hätten ihre Krallen abgetrennt. Sie alle hatten zahlreiche Schnitte auf ihrem Bauch, wo Katheder den wertvollen Saft aus ihren Gallen abschöpften, während Blut und Eiter aus ihren Wunden tropfte. "Ich glaube, ich habe mich zu nahe an einen Käfig herangewagt, denn plötzlich berührte mich ein Bär an der Schulter. Als ich mich umdrehte, reichte er mir durch die Gitter des Käfigs seine Tatze. Etwas in mir bewegte mich, sie zu berühren. Der Bär hatte einen so freundlichen Ausdruck in den Augen."
Nachdem Robinson als Tierarztassistentin in England gearbeitet hatte, kam sie 1985 nach Hongkong, um beim International Fund for Animal Welfare (IFAW) zu arbeiten. Dies ist einer der größten Organisationen, die sich für das Wohl und den Schutz der Tiere einsetzt. 1998 gründete sie den AAF, der zum Ziel hatte, Bärenfarmen und den Handel mit Gallensaft zu unterbinden.

Jill Robinson reicht einem eingesperrten Bären die Hand.
Die erste große Herausforderung vom AAF sei es gewesen, von der chinesischen Regierung Unterstützung zu finden. "Ich hatte Glück: Ich fand in David Chu einen unglaublich hilfsbreiten Gesetzgeber aus Hongkong. Er half uns, mit dem CWCA in Kontakt zu treten. Die sind nun seit zwölf Jahren unser Partner von der Regierung."
Robinson betont, dass nun die nächste große Aufgabe vor ihr steht. Denn die Konsumation von Bärengalle führe nicht nur dazu, dass eine bereits schwindende Population noch schneller schrumpft, sondern sie kann auch gesundheitsschädlich sein. So hatte im Juli ein hochrangiger Mediziner aus Vietnam ausdrücklich davor gewarnt. Die Nutzung vom Saft der Bärengalle könne die Niere schädigen und sogar zum Tode führen, schrieb er in einer Pressemitteilung. Nguyen Xuan Huong, ein Medizinprofessor aus Hanoi, unterstützt die Kampagne der AAF, seit er die schockierenden Effekte gesehen hat, welche der Konsum von Bärengalle auf seine Patienten hatte. Darunter waren auch zwei Regierungsbeamte, die starben, nachdem sie ein Tonikum aus Bärengalle eingenommen hatten.
Dank des Einsatzes von AAF und anderen Tierschutzorganisation konnten in China 277 Bären gerettet und 40 Bärenfarmen geschlossen wurden. Doch noch immer harren 10.000 Tiere darauf, befreit zu werden. Es dürfte noch Jahre dauern, bis Chinas Gesetzgebung so weit ist, um dieser Praxis ein Ende zu setzen. "Wir entdecken nun, dass die Bären in unseren Rettungszentren an Leberkrebs sterben. Dies muss hier in China bekannt werden, damit die Regierung etwas unternehmen kann", drängt Robinson.
Quelle: Global Times
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