Die Verwaltung des Landkreises Anxin hat den Immobilienentwickler aufgefordert, den Bau eines Tourismuszentrums zu unterbrechen und das ökologische Gleichgewicht im Feuchtgebiet Baiyangdian so schnell wie möglich wieder herzustellen. Dies geht aus einer Mitteilung hervor, welches die Regierung der Provinz Hebei am Sonntag über ihren offiziellen Weibo-Kanal veröffentlicht hat. Das Bauprojekt sei von den Behörden nicht genehmigt worden, hieß es in dem Schreiben. Bis die entsprechenden Bewilligungen ausgestellt werden, dürfe mit den Arbeiten nicht fortgefahren werden. Die Verfügung folgte auf einen Brief, in dem sieben Abgeordnete des Nationalen Volkskongresses (NVK) die Nachrichtenagentur Xinhua aufforderten, über den Vorfall zu schreiben

Der Entwickler ist eine Privatfirma namens Hebei Zhuozheng Group. Er hat aus einem rund 200 Hektar großen See das Wasser abgepumpt und das gesamte Schilf zerstört, um ein Tourismusprojekt zu errichten. Der 8,5 Quadratkilometer große Komplex soll einst ein Hotel, einen Klub und ein buddhistisches Meditationszentrum beherbergen. Wie Xinhua erfuhr, sollen in das im März begonnene Projekt insgesamt über drei Milliarden Yuan (492 Millionen US-Dollar) fließen.

Das rund 150 Kilometer vonBeijing entfernte Feuchtgebiet ist für seine großflächige Schilfvegetation bekannt, die insgesamt eine Fläche von 9740 Hektar umfasst. Die Region ist eine wichtige Raststätte für Wandervögel auf der Route zwischen Australien und Ostasien. Im Gebiet befinden sich vier wichtige Seengebiete, von denen eines vom Bauprojekt betroffen ist.

"Ich entdeckte im Juli neu gebaute, kilometerlange Deiche und Pumpen, mit denen das Wasser abgesaugt wurde. Und ich sah Bagger, die das Schilf zerstörten", sagte der NVK-Abgeordnete Yuan Dabing. Xinhua-Journalisten konnten Anfang Monat bestätigen, dass tatsächlich Feuchtgebiete großflächig trockengelegt worden sind: Ansässige erklärten den Reportern, dass das Gebiet zuvor Habitat für Wildvögel und Enten gewesen sei. Die Tiere seien allerdings seit Baubeginn spurlos verschwunden.

Schilf ist in der Lage, Wasser zu reinigen: Es absorbiert schädliche Substanzen wie Stickstoff und Phosphor. Es sei deswegen offensichtlich, dass die Wasserqualität unter dem Entfernen des Schilfs leide, sagte Yuan. “Dieses sogenannte Tourismusprojekt führt dem Feuchtgebiet klare Schäden zu.”

Der Landkreis Anxim beherbergt 29 Seedörfer, in denen rund 110.000 Menschen leben. Experten rechnen damit, dass andere Immobilienentwickler dem Beispiel aus wirtschaftlichen Gründen folgen werden. Dies dürfte die lokale Umwelt weiter schädigen. Hinzu kommt die Gefahr von Überschwemmungen, wie ein Bewässerungsexperte erklärte, der nicht namentlich genannt werden will: “Solche Projekte versperren die Abflusswege. Im Falle eines Hochwassers müssen wir mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.”