Vom 27. Januar bis zum 2. Februar wird Wen Jiabao fünf wichtige europäische Länder besuchen. Während dieses "Eilmarschs" wird er Reden über die Entwicklungstendenz der Weltwirtschaft und Chinas Konjunkturpaket gegenüber der Finanzkrise halten, mit Spitzenpolitikern der großen Länder zum Gespräch zusammentreffen sowie im Ausland lebende Chinesen und chinesische Unternehmen besuchen.

Der New York-Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten vor vier Monaten war von Medien als eine "Zuversichtsreise" bezeichnet worden. Während seiner Teilnahme an der UN-Konferenz und seines Treffens mit Persönlichkeiten aus dem Finanzwesen hatte Wen Jiabao innerhalb eines Tages zweimal gesagt: "Angesichts der Finanzkrise ist es am wichtigsten, zuversichtlich zu sein. Das ist wertvoller als Gold." Angesichts neuer Herausforderungen wird er diesmal nach Europa reisen. Auch diese dürfte eine neue "Zuversichtsreise" sein.

China zuversichtlich. Zurzeit verbreitet sich die globale Finanzkrise weiter. Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich erheblich verlangsamt. Chinas Export- und Beschäftigungsdruck wird Tag für Tag größer. Ob sich Chinas Wirtschaft stabil und schnell weiterentwickeln wird, und ob China die Gesellschaft stabilisieren kann, fragen sich sowohl die internationale Gemeinschaft als auch die chinesische Bevölkerung.

Als Wen Jiabao Anfang Januar die ostchinesische Provinz Jiangsu inspizierte, sagte er, in Zukunft werde die chinesische Regierung eine Reihe von Konjunkturpaketen ausarbeiten, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. China sei sehr zuversichtlich, sich am schnellsten von der globalen Finanzkrise zu befreien und seine Wirtschaft wiederzubeleben. Während dieser Europa-Reise wird Wen Jiabao die Politik und Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Verbesserung des Alltagslebens des Volkes erneut erklären. Er will Chinas Zuversicht zeigen, weiter an der Öffnungs- und Reformpolitik festzuhalten, die stabile und schnelle Wirtschaftsentwicklung zu wahren sowie die Harmonie und Stabilität der Gesellschaft zu gewährleisten.

China-EU-Beziehungen. Im vergangenen Dezember hat der französische Präsident und zugleich turnusmäßiger EU-Vorsitzender, Nicolas Sarkozy, trotz heftiges Protests der chinesischen Regierung den Dalai Lama getroffen. Dies beeinträchtigte die chinesisch-französischen und sogar die chinesisch-europäischen Beziehungen. China verschob daher das China-Europa-Gipfeltreffen und stellte Einkaufsverhandlungen mit Frankreich ein.

Dennoch ist klar, dass gesunde chinesisch-europäische Beziehungen unentbehrlich für beiden Seiten und die ganze Welt sind. Bei dem vierten strategischen Dialog zwischen China und Europa haben chinesische und europäische Politiker zum Ausdruck gebracht, den Dialog und die Kooperation beider Seiten weiter zu intensivieren.

Dass Wen Jiabao, der selten während des Frühlingsfests Ausländer besucht, diesmal das wichtigste chinesische Fest zu einer Reise nach Europa nutzt, ist ein wichtiges Signal dafür, dass China zuversichtlich auf die weitere Entwicklung der allseitigen strategischen Partnerschaft mit Europa ist. Zudem will China bereit gemeinsam mit Europa der Finanzkrise begegnen.

Internationale Kooperation gegen Finanzkrise. Das Weltwirtschaftsforum ist das wichtigste inoffizielle internationale Wirtschaftsforum. Die Mitgliedschaft des Forums umfasst die tausend größten Unternehmen weltweit, die 85 Prozent des globalen Vermögens beherrschen. Seit 1979 werden mehrere chinesische Spitzenpolitiker zum Forum eingeladen. Mit Wen Jiabao wird zum ersten Mal ein chinesischer Ministerpräsident dem Weltwirtschaftsforum beiwohnen. Sein Erscheinen wird aufmerksam verfolgt.

Bei diesmaligem Forum wird China seinen Standpunkt zur internationalen Koordination und zur Kooperation gegen die Finanzkrise betonen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass China mit der Schweiz, Deutschland und Spanien Abkommen in den Bereichen Wirtschaft und Handel sowie Kultur abschließt.

Wen Jiabao staret seine Europareise zum Frühlingsfest, dem wichtigsten chinesischen Fest, das in seiner Bedeutung mit dem westlichen Weihnachtsfest vergleichbar ist. Wen will zu diesem Zeitpunkt, im kalten Winter, den Frühlingswind nach Europa bringen.