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18. 03. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Finanzkrise

China sollte dem IMF nicht zuviel Geld leihen

Ein namhafter chinesischer Ökonom warnt vor der Vergabe weiterer Darlehen Chinas an den IMF. Dieser würde mit dem Geld bloß reichere Staaten unterstützen, so dass am Ende die Armen für die Reichen bezahlen. Jedoch hätte eine solche Kapitalspritze positive Effekte auf die Weltwirtschaft, von der auch China stark abhängig ist.

China sollte dem Internationalen Währungsfonds IMF nur wenig weitere Darlehen zu Verfügung stellen, meint ein führender Ökonom. Dieser würde das Geld im Kampf gegen die Krise bloß in gewisse osteuropäische Länder, denen es ohnehin besser als China ginge, investieren. "Bezüglich des Darlehens für den Internationalen Währungsfonds bin ich persönlich der Ansicht, dass wir bloß einen symbolischen und keinen exorbitanten Betrag zur Verfügung stellen sollten", mein Yu Yongding in einem exklusiven Interview mit der Tageszeitung China Daily am Montag. Yu ist Präsident des Institutes für Weltwirtschaft und Politik an der chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Yu bestand jedoch darauf, dass China den afrikanischen Ländern, die unter der Kreditklemme leiden, helfen sollte. Der Präsident äußerte seine Meinung zu einem Zeitpunkt, da andere Länder hektisches Lobbying betreiben, um von China und anderen Nationen Darlehen für den IMF zu bekommen. Geplant ist, den IMF auf 500 Milliarden US-Dollar (rund 385 Milliarden Euro) zu verdoppeln, um handlungsfähig zu sein, falls sich die Krise verschlimmert. Japan hat seinerseits bereits weitere 100 Milliarden US-Dollar (rund 77 Milliarden Euro) zugesichert. Yu verkündet: "Die reichen Länder haben bereits unsere Geldbörse im Visier, doch wir haben guten Gründe zur Zahlungsverweigerung."

Geld der Armen für die Reichen. Erstens sei China bezüglich des Bruttoinlandproduktes pro Kopf bloß auf Platz 100 von 192 UNO-Mitgliedsstaaten. Dies obwohl die Volksrepublik die drittgrößte Wirtschaftsmacht nach den USA und Japan ist. Viele der Staaten, die der IMF retten wolle, hätten ein viel höheres Prokopfeinkommen als der Durchschnitt in China. Auch hätten sie zumindest ein Jahrzehnt des Wohlstandes hinter sich und ihr Lebensstandard sei allgemein viel höher als in China. Yu gibt zu bedenken: "Würden wir dem Zustimmen, wäre es doch so, dass die Armen die Reichen retten, nicht wahr?"

Im weitern meint Yu, dass die Länder auf der Rettungsliste des IMF, insbesondere gewisse osteuropäische Staaten, eine anti-chinesische Einstellung hätten. "Wenn die gegen China protestieren, sind die Teilnehmerzahlen höher als bei manchen westlichen Ländern. Wir haben keinen Grund, denen zu helfen", so der Präsident. Er sei auch der Ansicht, dass die chinesische Öffentlichkeit mit solchen Maßnahmen nicht einverstanden wäre. Auch andere Entwicklungsländer hätten davor gewarnt, mehr Geld in den IMF zu pumpen. Gemäß Yu sagten sie: "Wenn ihr es schon tut, so gebt doch zumindest nicht zu hohe Summen dafür aus."

Wenig politischen Einfluss. "Selbst wenn China sich dafür entscheidet, eine größere Summe Geld in den Fonds zu geben, würde dies nicht dazu beitragen, der Volkswirtschaft mehr Gewicht in der Organisation zu verschaffen", so Yu. Dies rühre daher, dass die Vereinigten Staaten noch immer ein Vetorecht bei IMF-Entscheidungen besäßen. "Der wichtigste Schritt vor einer erneuten Kapitalvergabe ist es doch, dieses US-Veto zu entfernen. Doch dies ist eine sehr schwierige Aufgabe."

Im Moment dominieren die Industrienationen die internationalen Institutionen. Beispielsweise ist das Stimmrecht von Brasilien, Russland, Indien und China zusammen im IMF 9,62 Prozent, was etwa der Hälfte der USA entspricht. Nach Aussage der G20 Finanzminister und Zentralbankchefs sei es aber wahrscheinlich, die Kräfteverhältnisse im Fonds bis 2011 anzupassen. Zudem sollen Schwellenländer auch in anderen internationalen Finanzorganisationen stärker vertreten sein. Yu gesteht selber ein, dass sich der Ruf Chinas in der internationalen Staatengemeinschaft verbessern würde, wenn es dem IMF größere Beträge zu Verfügung stelle. Zudem würde es die Weltwirtschaft stabilisieren und der Krise, die letztlich auch China trifft, entgegenwirken. "Bis zum kommenden G20-Gipfel sollten sich die chinesischen Politiker entscheiden, ob sie dem IMF weitere Darlehen gewähren wollen oder nicht."

Quelle: China Daily

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