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18. 01. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Gesellschaftskritik

Chinesen sehen "Avatar" als Sinnbild gegen Zwangsräumungen durch Bauunternehmer

Während sich ein Großteil des weltweiten Publikums über die 3D-Effekte des Hollywood-Blockbuster "Avatar" erfreut, sehen ihn einige Chinesen aus einem ganz anderen Blickwinkel: Als erfolgreicher Kampf gegen die Zwangsräumung.

James Camerons "Avatar" erzählt die Geschichte eines ehemaligen Marine-Soldaten, der zu einer außerirdischen Gemeinschaft geschickt wird, um diese davon zu überzeugen, ihre Heimat zu verlassen, damit ein Schürfkonzert ihre Heimat ausbeuten kann. In China hat diese Geschichte bei den vielen Zuschauern ein positives Echo ausgelöst, da sie in dem Film vertraute soziale Konflikte sehen: Vertreibungen durch Immobilien-Entwickler und städtische Verwaltungs-Inspektoren.

"Sie sind sich sehr ähnlich. Auch der Konflikt im Film entfacht wegen der Nutzung von Land", hieß es in einem Beitrag von "A Cup of Green Tea" in einem Online-Forum, welches die Nachrichtenagentur Xinhua betreibt. Zwangsräumungen haben in China immer wieder zu Widerstand von Anwohnern geführt. Dies hat sogar Einzug in die moderne Sprache gefunden, in der protestierende Familien als "Nagelhaushalte" bezeichnet werden, weil sie wie Nägel nur schwer zu entfernen sind.

Im südwestchinesischen Chongqing etwa kämpfte ein Paar von 2004 bis 2007 drei Jahre lang gegen den Abriss ihrer Wohnung. Im Juni 2008 warfen Pan Rong und ihr Mann Molotow-Cocktails vom Dach ihres Hauses in Shanghai auf die herannahenden Bulldozer. Aber das Paar musste trotzdem ausziehen. Und im vergangenen November zündetete sich die 47-jährige Tang Fuzhen selbst an, um gegen den Abriss ihres Hauses in Chengdu zu protestieren. Sie erlag kurz darauf ihren Verletzungen. In all diesen Fällen bestanden die lokalen Regierungen darauf, dass die Räumungen im Einklang mit den chinesischen Gesetzen erfolgt seien.

"Ich frage mich, ob Cameron heimlich in China gelebt hat, bevor ihm die Idee für den Film Avatar kam", schreibt der Fußball-Reporter Li Chengpeng in seinem Blog auf www.sina.com. "Ich halte den Film für eine gelungene Lobrede auf den Kampf der Nagelhaushalte gegen Zwangsräumungen." Der Internetuser "A Cup of Green Tea" schrieb: "Ich rate Immobilienentwicklern und städtischen Verwaltungs-Inspektoren dringend, sich den Film anzusehen und daraus zu lernen."

Die bestehende Verordnung über das Abreißen von Häusern, die auch Zwangräumungen vorsieht, ist im Jahre 2001 in Kraft getreten. Derzeit arbeitet die Regierung jedoch an einer Revision der Verordnung, welche eine stärkere Beschränkung der adminstrativen Macht bei Abbruchverfahren vorsieht.

Quelle: Shanghai Daily

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