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08. 03. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Fußballmanipulation

Grassierende Korruption richtet chinesischen Fußball zugrunde

Der chinesische Fußball, der durch grassierende Korruption zu ersticken droht, erlebt mittlerweile eine starke Einmischung durch Sportverwaltung und Polizei. Eine Großrazzia gegen Korruption, Spielmanipulation und Glücksspiel soll die letzte Hoffnung der Fußballfans sein.


Verhaftete Fußballbeamte (v.l.n.r.): Nan Yong, Präsident des Fußballbundes, Yang Yimin, Vizepräsident des Fußballbundes und Zhang Jianqiang, Direktor des Schiedsrichter-Ausschusses im Fußballbund

Nicht nur die Profiligen sind betroffen. Neueste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Spielmanipulation und Glücksspiel bereits in die Fußballaktivitäten auf allen Ebenen vorgedrungen sind, egal ob in der chinesischen Superliga der Männer (erste Liga), der Frauenliga oder sogar bei Jugendspielen. Wu Qi, Leiter für Disziplinenkontrolle in dem Hauptamt für Körperkultur und Sport, bestätigte dies am vergangenen Samstag. "Nicht nur die Klubs, sondern auch die Nationalmannschaften, egal auf welcher Ebene, haben zahlreiche Probleme", sagte der Sportbeamter beim Interview im Rahmen der jährlichen Tagung des chinesischen Parlaments.

"Best Schiri" in Polizeigewahrsam

Wus Aussagen kamen genau einen Tag, nachdem vier Fußball-Schiedsrichter zur Hilfe der Untersuchung in Polizeigewahrsam genommen wurden. Darunter befand sich Lu Jun, der ehemalige "Best Schiri" und der erste chinesische Schiedsrichter der WM-Geschichte. Bei der WM 2002 hat Lu dem kroatischen Spieler Boris Zivkovic die erste rote Karte des Turniers gegeben.

Dass Schiedsrichter zur Befragung in Polizeigewahrsam genommen werden, war für einige Beobachter überhaupt nicht überraschend, da der ehemalige Direktor des Schiedsrichter-Ausschusses im chinesischen Fußballbund (CFA) Zhang Jianqiang kurz nach dem Anstoß zum laufenden "Antikorruptionssturm" inhaftiert worden war.

Liu Xiaoxin, Chefredakteur von Soccer News, einer einflussreichen Sportzeitung Chinas, sagte der Global Times, er erwarte weitere Festnahmen, die darauf hinweisen würden, dass es keinen einzigen Bereich im chinesischen Fußball gebe, der absolut sauber ist.

Zwar steht noch nicht mit endgültiger Sicherheit fest, ob sich Schiedsrichter ebenfalls an Spielmanipulationen beteiligt haben, aber Wu Qi war schon der Überzeugung, dass CFA die Wurzel aller Probleme im chinesischen Fußball sei. Die CFA-Beamten dürften sich ihrer Verantwortung nicht entziehen, so Wu.

CFA: Verwalter, Aufseher und Betreiber der Liga zugleich

Einige Sportkommentatoren sind jedoch anderer Meinung: Nicht nur der stark kritisierte CFA selber sei daran schuld. Die Ursache sei auch ein paradoxer Mechanismus: Der chinesische Fußballbund (CFA) ist einerseits eine nichtstaatliche Organisation, andererseits aber das administrative Verwaltungsbüro für Fußball, das dem staatlichen Hauptamt für Körperkultur und Sport unterstellt ist. Der Fußballbund verfügt über 36 Prozent der Kapitalanteile an der chinesischen Superliga, während 16 Vereine jeweils nur 4 Prozent besitzen. Begriffe aus dem Fußball erklären es vielleicht treffender: der CFA ist ein Fußballspieler und zugleich sein Schiedsrichter. Der Mangel an Überwachung von Außen ermögliche es, dass Fußballbeamte durch Korruption und Spielmanipulation profitieren.

Li Shuguang, Forscher bei der China University of Political Science and Law, wies daraufhin, dass die Verwaltung, Beaufsichtigung und das Betreiben der Liga beim chinesischen CFA nie getrennt worden seien. Daher sei die chinesische Liga von Anfang an ein Fehlschlag gewesen.

Korruption zerstörte Marktwert

Statistiken zufolge betrug die durchschnittliche Zuschauerzahl im Jahr 1998 mehr als 20.000 pro Spiel. Im Jahr 2002, als die Nationalmannschaft Chinas zum ersten Mal an der WM teilnahm, musste Pepsi mehr als 110 Millionen Yuan (11,8 Millionen Euro) zahlen, um Top-Sponsor der chinesischen ersten Liga zu sein. Allerdings war der Marktwert der Liga 2009 wegen zahlreichen "problematischen Spielen, bei denen der Verdacht bestehen, dass sie manipuliert worden sind" in den vergangen Jahren auf nur 45 Millionen Yuan (4,8 Millionen Euro) abgestürzt.

Quelle: Global Times

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