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22. 02. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Arbeitsmarkt

Junge Wanderarbeiter verdienen weniger als zuvor

Schlagwörter: China Wanderarbeiter

In einem kürzlich vorgelegeten Bericht des nationalen Gewerkschaftsbundes heißt es, das Gesamteinkommen der "neuen Generation von Wanderarbeitern" liege monatlich im Schnitt bei 1747 Yuan. Das seien 57,4% des durchschnittlichen Monatseinkommens eines Angestellten in urbaneren Gebieten (3046,61 Yuan), auch verdiene diese Gruppe 167,27 Yuan weniger als ältere Generationen von Wanderarbeitern. Hinzu kommen Probleme in Bereichen wie Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen.

Unter der neuen Generation Wanderarbeitern versteht man in China in ländlichen Regionen gemeldete über 15-Jährige, die in den 80ern oder später geboren sind und einer Arbeit außerhalb der Landwirtschaft nachgehen. Es wird angenommen, dass es in China derzeit etwa 10 Millionen von ihnen gibt.

Fünf Charakteristika

Fehlende Fachkenntnisse trotz längerer Ausbildung

Junge Wanderarbeiter haben laut der Studie zu 67,2% die Oberschule absolviert, das sind 18,2% mehr als bei den traditionellen Wanderarbeitern. Höhere Bildungseinrichtungen wie Berufsfachschulen, Fachhochschulen und Uni haben sie sogar bis zu 2,3-mal häufiger besucht als diese. Doch obwohl ihre Ausbildung im Schnitt länger dauere, begnügten sich die meisten noch mit der Oberschule.

Ledig, wenig Lebenserfahrung

59,9% der unter 30-jährigen Wanderarbeiter sind unverheiratet, während die ältere Generation zu 93% in einer Ehe lebt. 74,1% geben an, direkt nach dem Schulabschluss mit der Arbeit begonnen zu haben.

Konzentration auf östliche Küstenregionen

Über 70% der jungen Wanderarbeiter gehen in den Osten Chinas, um Arbeit zu finden. Gefragt nach ihren Motiven hierfür gaben 42,3% an, nach „beruflichen Chancen“ zu suchen, weitere 6% wollten etwas von der Welt sehen. Für 55% der älteren war hingehen ausschlaggebend, „Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren“.

Konzentration auf sekundären und tertiären Wirtschaftssektor

Die Studie zeigt, dass 81,7% der neuen Generation von Wanderarbeitern im Industrie- oder Dienstleistungssektor tätig sind, 73,9% arbeiten im produzierenden Gewerbe.

Merhzahl in ausländischen Unternehmen beschäftigt

58,2% sind für Firmen, die von Investoren außerhalb China finanziert werden, tätig, während Arbeiter in staatlichen Unternehmen die Minderheit bilden. Dieser Trend scheint sich zu verschärfen: Letztes Jahr seien im Vergleich zu 2009 in ausländischen Unternehmen 17,8% beziehungsweise in staatlichen 3,4% mehr Wanderarbeiter eingestellt worden.

Problemfaktoren

Niedriger Verdienst

Die Studie des Gewerkschaftsbundes zeigt, dass junge Wanderarbeiter im Durchschnitt nur knapp mehr als die Hälfte von Angestellten in städtischen Gebieten verdienen. Mit monatlich durchschnittlich 1747,87 Yuan liegen sie noch unter dem Einkommen älterer Wanderarbeiter.

Arbeitsverträge problematisch

84,5% der neuen Generation Wanderarbeiter verfügen über einen Arbeitsvertrag – 4,1% weniger als das in den Städten üblich ist. Über zwei Drittel dieser Verträge allerdings keine konkreten Bestimmungen zur Höhe des Monatslohns. 16,8% der Wanderarbeiter wird nach der Unterzeichnung kein schriftliches Exemplar ausgehändigt.

Kurzfristige Beschäftigung

Die jüngeren unter den Befragten gaben an, im Durchschnitt bisher 1,44 Mal den Arbeitsplatz gewechselt zu haben. Jährlich betrug die Wechselrate 0,26 und ist damit fast dreimal so hoch wie bei der älteren Generation Wanderarbeiter. Der Großteil (88,2%) beendete von sich aus das Arbeitsverhältnis. Hauptgrund war meist die fehlende berufliche Zukunft.

Fehlende soziale Absicherung

Unter den jüngeren Wanderarbeitern verfügen laut Studie 67,7% über eine Alters-, 77,4% über eine Kranken-, 55,9% über eine Arbeitslosen- und 70,3% über eine Berufsunfallversicherung, nur 30,7% der Arbeiterinnen sind vom Mutterschutz erfasst. Diese Zahlen liegen im Vergleich zu in urbanen Regionen ansässigen Angestellten mitunter bis zu 30 Prozentpunkte niedriger. Oftmals fehlt es auch an Wissen um die Pflicht des Arbeitsgebers, in die Sozialversicherung einzuzahlen.

Gefahr am Arbeitsplatz

36,5% der jungen Wanderarbeiter arbeiten unter extremen Temperaturbedingungen 41,3% leiden unter Lärm am Arbeitsplatz, 36% sehen sich einer Verletzungsgefahr durch defekte Maschinen und 34,7% einer erhöhten Staubbelastung ausgesetzt.

Keine Beachtung durch die Unternehmen

Die meisten der Befragten wollen gern ein Teil ihres Unternehmens sein. 96,1% gaben an, dass sie sich für die Entwicklung des Konzerns interesseieren, ihnen aber von dessen Seite „nicht sehr viel“ oder „gar kein Interesse“ entgegen gebracht würde.

Maßnahmen der Politik

Schaffung eines Tarifverhandlungssystems

Die Entlohnung ist eines der dringendsten Probleme der Wanderarbeiter. Aus diesem Grund rät Lü Guoquan, Institutsleiter des staatlichen Arbeiterbewegungsinstituts, dazu, ein umfassendes Tarifverhandlungssystem einzuführen, das sich auf nichtstaatliche und mittelständische Unternehmen konzentriert, in denen die meisten Wanderarbeiter tätig sind. Auf diese Art können Rahmenbedingungen für Mindestlöhne auf regionaler Ebene, Branchenstandards und ein Wachstum der Unternehmen geschaffen werden, so Lü. Vor allem in Gebieten mit einer hohen Konzentration mitteltändischer Unternehmen müssen regional- und branchenspezifische Tarifverhandlungsmechanismen geschaffen werden, die möglichst alle erreichen. So könnten Löhne künftig im Wesentlichen auf Verhandlungsbasis festgelegt werden.

Umsetzung der gesetzlichen Regelungen

Des Weiteren müssten die Bemühungen verstärkt werden, Wanderarbeiter besser in das bestehende Versicherungssystem einzubinden und deren Wohnsituation zu verbessern. Es müsse sichergestellt werden, dass für Wanderarbeiter, die sich in städtischen Regionen niederlassen, die gleichen Rechte gelten wie für die Einheimischen.

Reform des Registrierungssystems

Außerdem solle eine Reform der Einwohnermelderegistrierung auf lokaler Ebene angeregt werden, um es im Rahmen des 12. Fünfjahresplans jährlich mindestens 4 Millionen Wanderarbeiter zu ermöglichen, sich in Städten niederzulassen.

Quelle: german.china.org.cn

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