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21. 07. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Finanzmarkt

China steckt mit seinen US-Staatsanleihen in einem Dilemma

Schlagwörter: China,US-Staatsanleihen,Dilemma

Die Fremdwährungsreserven Chinas steigen weiter und müssen investiert werden. Wegen deren Umfangs können Investitionen nur in Staatsanleihen erfolgen – doch diese drohen, ihren Wert zu verlieren, wenn sich die US-Regierung nicht bald einigt.

China hat auf kurze Zeit für den weiteren Kauf von US-Staatsanleihen "keine Alternativen", trotz des potentiellen Konkursrisikos in Washington, was das Risiko einer Nichteinhaltung der Zahlungsverpflichtungen gegenüber ausländischen Anleihensinhabern in sich birgt.

Als größter ausländischer Halter von US-Schuldpapieren erhöhte China im Mai zum zweiten Monat in Folge seinen Bestand. Laut Zahlen des US-Schatzamtes stiegen die Bestände um 5,1 Milliarden Euro auf 820 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen an ausländischen Investitionen in US-Staatsanleihen stieg im Mai um 0,6 Prozent auf 3,1 Billionen Euro. Im gleichen Monat wurde in den USA die Schuldenhöchstgrenze von 10,1 Billionen Euro erreicht, womit die US-Regierung für Schuldanleihen keinen weiteren finanziellen Spielraum im legal verankerten Verfassungsrahmen besitzt. Seitdem am 16. Mai das Schuldenlimit erreicht worden ist, hat sich das Schatzamt auf Buchhaltungsmanöver verlassen, um einen staatlichen Zahlungsverzug zu vermeiden. US-Finanzminister Timothy Geithner sagte, dass die Regierung ihren Verpflichtungen gegenüber ausländischen Darlehensgeber nicht nachkommen könnte, falls am Stichtag des 2. Augusts keine höhere Schuldengrenze beschlossen wird.

"China befindet sich durch seinen Besitz von US-Anleihen in einem Dilemma", sagte Dong Yuping, ein Ökonom der Finanz- und Bankenabteilung an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS). "Beijing hat kaum eine andere Wahl, als weiterhin US-Anleihen zu kaufen, da das Land Interesse an einem stabilen US-Dollar hat. US-amerikanische Schuldverschreibungen bleiben das flüssigste Investmentprodukt auf dem Markt, wenn man Chinas enorme ausländische Devisenvorräte berücksichtigt. Jedoch sollte China einen Plan zur langfristigen Anlage seiner ausländischen Devisen im Hinterkopf haben, da die weitere Abwertung des Dollars bloß eine Frage der Zeit zu sein scheint", sagte Dong.

Steigende Fremdwährungsreserven. Chinas ausländische Devisenreserven stiegen mit 30,3 Prozent im Jahresvergleich stärker als erwartet und erreichten Ende Juni die Summe von 2,2 Billionen Euro. Analysten waren der Meinung, dass dies einen zunehmenden Betrag an hereinfließendem Fluchtgeld ("hot money") bringen würde, nachdem zuletzt der Leitzins von Chinas Zentralbank (PBOC) erneut angehoben wurde, um Inflation und Anlageblasen zu bekämpfen. Yao Wei, ein Ökonom für die China-Abteilung des französischen Bankinstitutes Société Generale SA war der Meinung, dass China seine strukturellen Reformen zur Umschichtung seiner Wirtschaft schneller angehen müsse, wenn das Land seine äußeren Handelsüberschüsse reduzieren wolle. Zudem müsse China in höherem Tempo seine Währung internationalisieren und seine ausländischen Devisenbestände diversifizieren.

"Die Kernfrage ist nicht, was China kaufen sollte, sondern wie China seine Geschwindigkeit der Anhäufung von Devisenreserven verlangsamen kann, um den Kaufbedarf zu senken", sagte Yao. "China sollte ernsthaft seine Voraussetzung überdenken, US-Anleihen als sicheren Hafen zu betrachten." In der vergangenen Woche stellten internationale Ratingagenturen, darunter auch Moody’s Investors Service und Standard & Poor's, die Triple-A-Bewertung der US-amerikanischen Kreditrückzahlfähigkeit in Frage und deuteten so die Möglichkeit einer Abwertung an. Die chinesische Ratingagentur Dagong Global Ratings Co. Ltd. gab bekannt, dass sie eine Herabstufung der US-Kreditbewertung in Erwägung ziehen würde. Im vergangenen November wurde bereits der AA-Status auf die Bewertung A+ heruntergestuft, nachdem Washington eine zweite Runde der Quantitative Easing (QE)-Politik verkündet hatte.

Dennoch glauben einige Volkswirte nach wie vor daran, dass der Kauf von US-Schuldpapieren eine "Option mit geringem Risiko" darstellt. "Der Staatsanleihen-Markt ist der größte und flüssigste Markt der Welt. Es gibt keinen anderen Markt, wo derart große Beträge risikoarm ohne größere Veränderungen des Marktpreises positioniert werden können. In naher Zukunft wird dies auch so bleiben", sagte Chris Ahrens, ein Zinssatz-Experte der UBS AG. Die Mai-Daten des Treasury International Capital-Berichts zeigen auf, dass ausländische Investoren weiterhin in US-Staatsanleihen investieren werden, da auch Japan und Großbritannien als zweit- beziehungsweise drittgrößte Halter von US-Schuldpapieren ihre Bestände erhöhen.

Quelle: China Daily

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