Erstmalig dieses Jahr hat China mehr Dollar-Milliardäre hervorgebracht als die USA. Wie die Hurun Rich List 2015 dokumentiert, hat sich der Immobilien-König Wang Jianlin den Titel des reichsten Festlandchinesen von Alibaba-Chef Jack Ma zurückgeholt.

Mit einem Privatvermögen von 34,4 Milliarden Dollar führt der 61-jährige Gründer und Geschäftsführer von Wanda Wang Jianlin derzeit die Liste der 596 reichsten Festlandchinesen an. Trotz des Konjunktureinbruchs ist der Reichenclub dieses Jahr um 242 neue Mitglieder gewachsen.

Die am gestrigen Donnerstag herausgegebene Hurun Rich Liste 2015 zählt mit den 119 Milliardären aus Hongkong, Taiwan und Macau nun insgesamt 715 chinesische Milliardäre. In den Vereinigten Staaten sind es derzeit 537. 1877 Chinesen, die ein Privatvermögen von mehr als zwei Milliarden Yuan (rund 276 Millionen Euro) – das ist die Trennlinie zur Aufnahme in die Reichenliga auf dem chinesischen Festland – halten, zählt man derzeit, das sind 606 mehr als noch im letzten Jahr.

Rupert Hoogewerf, Vorsitzender von Hurun und Forschungsleiter sagt: „Eine widersprüchliche Tatsache hierbei ist, dass sich Chinas Wachstum verlangsamt, aber gleichzeitig seit unserer 17-jährigen Forschungsarbeit die Ultrareichen in Höchstgeschwindigkeit hervorbringt. Die größte Goldgrube ist der Finanzmarkt, der nach den Börsengängen und Marktkonsolidierungen die Firmenwerte hochgepusht hat.“

Hurun hat seine Berechnungen am 14. August angestellt. Selbst nach dem 30-prozentigen Absturz vom vorausgegangenen Juni-Hoch lag der Börsenwert in Shanghai um 80 Prozent und in Shenzhen um 70 Prozent über dem Wert von 2014, als die Liste erstellt wurde. ChiNext, das Shenzhen-Börsenboard, das dem der NASDAQ ähnelt, hat sogar im zweiten Jahr in Folge seinen Wert verdoppelt.

Wangs Vermögen nahm um 52 Prozent zu, vornehmlich da sich der Wert seiner neu an der Börse notierten Kinokette um das 10fache steigerte. Jack Ma fiel durch den Aktienpreis von Alibaba auf den zweiten Platz der Liste zurück, sein Vermögen war um drei Prozent auf 145 Milliarden Yuan (rund 20 Milliarden Euro) geschrumpft.

Der Anteil des Immobiliensektors an der Liste ging auf 16,1 Prozent zurück. Dies ist laut Hurun ein Zeichen dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft hin zu einem Wachstumsmodel bewegt, das durch neue Investitionsziele, wie IT-Unternehmen und Produktionsaufrüstung, gestützt ist. Sie gelten heute als die größten Vermögensquellen auf dem chinesischen Festland, 90 Prozent von ihnen seien an inländischen Börsen notiert.

Die ehemals reichste Frau auf dem chinesischen Festland, die Immobilienkönigin Chen Lihua, wird durch die 45-jährige Königin des Touchscreen Zhou Qunfei abgelöst. Direkt nachdem ihr Unternehmen Lens, das Firmen wie Apple und Samsung beliefert, in China an die ChiNext- Börse gegangen war, stieg sie in die Top 20 der Reichenliste ein. Derzeit belegt sie mit einem Privatvermögen von 50 Milliarden Yuan (rund 7 Milliarden Euro) Rank 17.

Die etwas jüngere Generation der Reichen wird von dem 35-jährigen Wang Tao angeführt, dem Drohnenkönig. Sein Privatvermögen wird auf derzeit 22 Milliarden Yuan (rund 3 Milliarden Euro) geschätzt. Ausschlaggebend dafür war eine neue Investitionsrunde, die den Wert seines Unternehmens Dajiang Innovation (DJI) auf 10 Milliarden US-Dollar steigerte. Begleitet wird der junge Unternehmer von Cheng Wei, 32 Jahre alt und Geschäftsführer des Taxibestellservices Didi-Kuaidi. Nachdem das Didi-Unternehmen mit dem Rivalen Kuaidi zu einem Unternehmen fusionierte, das über 10 Milliarden Dollar wert ist, beträgt sein Vermögen nun 6,5 Milliarden Yuan (rund 896 Millionen Euro).