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Chinas traditionelle Wohnhäuser

In den Kreisen Yixian und Xixian im Süden der ostchinesischen Provinz Anhui liegen verstreut viele alte Dörfer mit über 100 Jahre alten Wohnhäusern aus der Ming- und Qing-Zeit von 1368 bis 1911.

Das Dorf Hongcun ist eines der schönsten darunter. Das mehr als 500 Jahre alte Dorf steht heute auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Am Dorfeingang erstreckt sich der Nanhu-See, in dem sich einige traditionelle alte Wohnhäuser auf Hügeln widerspiegeln.

Im Dorf Hongcun wohnen große Familiensippen seit Hunderten von Jahren zusammen. Mehr als 300 Wohnhäuser aus der Ming- und Qing-Zeit sind bis heute gut erhalten. Die weiß getünchten Wände, die schwarzen Dachziegel und -schwingungen, die dicht hölzernen Ochsenkopfkapitellen sowie die Pferdekopfwände in verschiedener Höhe vermitteln uns ein Bild der Geschichte der großen Sippen.

In den Antiquitätenläden des Dorfes Hongcun werden alte Raritäten von goldlackierten Holzschnitzereien bis zu alten Tuschsteinen oder sogar Möbeln angeboten.

Auch das Dorf Tangmo ist von besonderem Reiz. Am Dorfeingang stehen eine alte Laube, ein Kampferbaum und der steinerne Ehrenbogen der hier geborenen "Hanlins" (Mitglieder der Kaiserlichen Akademie aus der Ming- und Qing-Zeit). Ein kleiner Fluß durchzieht das Dorf. Auf dem langen Korridor entlang der Ladenstraße kann man bummeln oder sich anderwärtig vergnügen. Diesen Genuß darf man auf keinen Fall verpassen.

Nach der Besichtigung der alten Wohnhäuser in der Provinz Anhui in Ostchina begeben wir uns nun in die nordchinesische Provinz Shanxi, wo sich die sehr gut erhaltene, alte Stadt Pingyao befindet.

Die Stadtmauer, der alte Markt und der tausend Jahre alte taoistische Tempel Qingxu in der Altstadt Pingyaos zählen zu den landesweit am vollständigsten erhaltenen Bauten aus der Ming-Zeit. Eröffnet wurden schon damals zahlreiche Geschäfte und Läden, die strenge Geschäftsregeln wie "kein Betrug und kein Anschreiben" einhielten. In ihnen spürt man auch den anständigen Charakter der Pingyaoer.

Der Hof der Familie Qiao ist der bekannteste Wohnhof unter den vielen alten Bauten in Pingyao. Er liegt in der Mitte des Dorfes Qiaojiabao. Umgeben wird der Hof von einer über 9 Meter hohen Ziegelmauer mit Zinnenlücken, Nachtwächtertürmen und Aussichtstürmen. Das ostwärts blickende Hoftor verfügt über hohe Dachtürme und breite, tiefe Türrinnen. Über dem Tor hängt eine mit Inschriften versehene horizontale Tafel, an beiden Torflügeln wurden bronzene Spruchrollen angebracht. Gegenüber dem Tor ist ein vortrefflich geschnitztes Bild auf Ziegelsteinen mit hundert verschiedenen chinesischen Schriftzeichnen für das Wort "Langes Leben" vorzufinden.

Der Hof der Familie Qiao hat im Süden und Norden jeweils 6 Einzelhöfe. Jeder solcher Einzelhof besteht wieder aus 3 bis 5 kleineren Höfen, deren Höhe und Ausstattung nach dem Alter und Rang des Bewohners geregelt werden. So ist der ganze Komplex durch verschiedene Charaktere geprägt. In dem großen Hof ragen neben vier Haupttürmen noch weitere 6 Torbögen sowie Nachtwächter- und Aussichtstürme empor. Alle Höfe sind durch Stege auf den Dächern miteinander verbunden. Diese Stege dienten dem Nachtwächter zum Überblicken des ganzen Wohnhofes.

Der Bau des Hofes der Familie Qiao erfolgte zwischen 1796 und 1821 während der Regierungszeit der Qing-Kaiser Jia Qing und Dao Guang. Mit dem Aufstieg der Familie Qiao wurde ihr Hof immer weiter ausgebaut, bis er schließlich über 6 Einzelhöfe, 20 kleinere Höfe und 313 Zimmer verfügte und eine Fläche von mehr als 8 700 qm einnahm. Sein Ausmaß, seine Struktur und seine bunten Dekorationen verliehen dem Hof die Bezeichnung "Perle unter den Wohnhäusern in Nordchina".

Eine andere Perle unter den traditionellen Bauten in Zentralchina wollen wir Ihnen nun vorstellen. Es handelt sich um die Altstadt Phönix im Westen der zentralchinesischen Provinz Hunan. Ein Autor aus Neuseeland nannte sie eine der schönsten Kleinstädte Chinas. Erbaut wurde die Altstadt Phönix etwa 1662 während der Regierungszeit unter dem Qing-Kaiser Kang Xi. Diese Perle im Westen Hunans ist im wahrsten Sinne des Wortes eine kleine Stadt, die so klein ist, daß es in der Innenstadt nur eine einzige Straße in Ost-West-Richtung gibt.

Die Stadt Phönix hat einen neuen und einen alten Stadtteil. Die Altstadt lehnt sich an den Nanhua-Berg, durchzogen wird sie von dem seichten, glasklaren Tuojiang-Fluß. Am Ufer ragen rote Stadtmauern aus Sandsteinen in die Höhe. Die alten Stadttürme und verrosteten, eisernen Stadttore mit dem Nanhua-Berg im Hintergrund vermitteln uns noch heute die Majestät und Würde der Stadt von damals. Über den Fluss unter dem nördlichen Stadtturm führt eine schmale Holzbrücke, deren Pfeiler jedoch aus Stein sind. Sie ist gerade mal ein Meter breit. Früher war die Brücke der einzige Zugang zur Stadt.

Beim Sonnenuntergang sehen wir viele Frauen am Fluss Wäsche waschen. Im Wasser planschen Kinder. Schüler malen am Fluss nach der Natur. Sie geben der kleinen Stadt bunte Farben.

Am bekanntesten in der Altstadt Phönix sind die auf dünnen Holzpforten gestützten eigenartigen Wohngebäude der Tuijia-Nationalität. Heute existieren die meisten derartigen Wohngebäude am Fluß nicht mehr. Nur an dem Huilong-Teich gibt es noch über 10 solche Gebäude, deren dünne Holzpfeiler im Flußwasser stehen.

In einer Seitengasse der Zhongyingjie-Straße in der Altstadt befindet sich der alte Wohnsitz des bekannten chinesischen Schriftstellers Shen Congwen. Das ist ein Hof mit einem Vor- und Hinterhof, der jeweils zwei Flügelzimmer hat. Ähnlich ist der Hof den typischen viereckigen, kleinen Höfen Beijings, den Siheyuan. Der ganze Wohnhof verfügt über eine Stein- und Holzstruktur. Ein sympathisches Bild vermitteln die schwarzen Ziegel, die weiß getünchten Wände und die gemusterten Gitterfenster.

Die alte Kleinstadt Phönix hat einen einzigartigen Charme, und daß bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit. Sie können sich durch Spaziergänge auf den alten Straßen, in den tiefen Gassen oder am Fluß ein Stück der chinesischen Geschichte aufnehmen.