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30. 06. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Archäologen: Die ersten Europäer waren Kannibalen

Die Überreste der "ersten Europäer", die an einer Ausgrabungsstätte in Nordspanien entdeckt wurden, zeigen, dass diese prähistorischen Menschen Kannibalen waren, die besonders gerne Kinderfleisch aßen.

"Wir wissen, dass sie Kannibalen waren", sagt Jose Maria Bermudez de Castro, einer der Co-Direktoren des Atapuerca Projektes, einem UNESCO Weltkulturerbe.

Eine Untersuchung der Überreste ergab, dass sie zu Kannibalen wurden, um sich zu ernähren, nicht als Teil eines Rituals, und dass sie ihre Gegner aßen nachdem sie sie getötet hatten, meist Kinder und Jugendliche.

"Es ist der erste gut dokumentierte Fall von Kannibalismus in der Menschheitsgeschichte – was nicht heißt, dass es der älteste ist", sagte er.

Die Überreste, die in den Höhlen gefunden wurden, waren weit verstreut, zerbrochen, zersplittert und mit denen von Pferden und Nilpferden, Hirschen und anderen Tieren, die bei der Jagd gefangen und von Menschen gegessen wurden, vermischt“, sagte er.

"Das gibt uns eine Vorstellung von Kannibalismus als Speisevariante, nicht als Ritual."

Die Atapuerca Höhlen wurden im späten 19. Jahrhundert entdeckt, als Arbeiter einen Tunnel für eine Eisenbahnlinie in die Höhle sprengten.

"Zu dieser Zeit gab es in Spanien noch nicht genug wissenschaftliche Erkenntnisse, um mit der Untersuchung anzufangen", sagte Eudald Carbonell, ein weiterer Co-Direktor.

Die ersten Erdarbeiten fanden 1978 statt, "im Jahr 1984 haben wir dann 150 menschliche Überreste gefunden."

1992 fanden die Forscher ein vollkommen erhaltenes Skelett und zwei Jahre später Überreste, die mehr als 800.000 Jahre alt waren.

Diese Überreste stammen vermutlich von den ersten Menschen, die nach Europa kamen. Sie sind bekannt als Homo Antecessor, nach dem lateinischen Wort für Pionier oder Forschungsreisender.

Der Homo Antecessor, der vor dem Neandertaler und Homo Sapiens lebte, kam wahrscheinlich nach einer langen Wanderung von Afrika durch den Nahen Osten, Norditalien und Frankreich zu den Höhlen von Atapuerca.

"Der Ort eignet sich besonders gut für menschliche Siedlungen, es fließen dort zwei Flüsse zusammen, es herrscht ein angenehmes Klima und das Gebiet ist reich an Flora und Fauna", sagte de Castro.

"Sie fanden Wasser und Nahrung im Überfluss, konnten Wildschweine, Pferde und Hirsche jagen, was bedeutet, dass sie Kannibalismus nicht aus Nahrungsmangel betrieben haben. Sie haben ihre Gegner umgebracht und ihr Fleisch genutzt", sagte de Castro.

"Wir haben zwei Schichten entdeckt, die Überreste von Kannibalen enthielten. Das bedeutet, dass Kannibalismus keine einmalige Sache war, sondern über einen längeren Zeitraum andauerte."

"Ein weiterer interessanter Aspekt … ist, dass die meisten der elf Individuen, die wir als Opfer identifiziert haben, Kinder oder Jugendliche waren."

"Wir glauben, dass zwei von ihnen junge Erwachsene waren, darunter eine Frau. Das weist darauf hin, dass die Kannibalen die Basis der demografischen Pyramide einer Gruppe töteten."

Atapuerca liegt an einer Spitze Eurasiens und ermöglichte es dem Homo Antecessor sich isoliert und in einer besonderen Weise zu entwickeln. Er hatte sowohl archaische als auch moderne Eigenschaften: Er jagte und stellte Werkzeuge her.

Das Gebiet rund um die Fundstelle war damals stark bewaldet, mit Eichen, Kastanien- und Wacholderbäumen. Es gab viele Bären, Luchse, Panther, Füchse und Hyänen.

Quelle: China Daily

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