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08. 06. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus wird bei der anstehenden FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ als TV-Experte agieren und bereitet sich gerade auf das weltweite Kräftemessen am Kap der guten Hoffnung vor.
Im Exklusiv-Interview mit FIFA.com sprach der ehemalige FIFA Weltfussballer über seine Zukunftspläne, die DFB-Elf sowie seine Erwartungen an die erste WM-Endrunde auf dem afrikanischen Kontinent.
Herr Matthäus, Sie haben vor kurzem einen Vertrag als Co-Kommentator für die FIFA WM 2010 beim größten arabischsprachigen TV-Sender "Al-Jazeera Sport" unterschrieben. Sehen Sie Ihre Zukunft in den Medien?
Ich werde auch in Zukunft immer mit Fussball zu tun haben. Es ist richtig, dass ich in den vergangenen Monaten eher journalistisch als auf dem Fussballplatz tätig war. Dabei war ich vor allem international viel für das Fernsehen unterwegs. Trotzdem würde ich gerne wieder als Trainer arbeiten. Ich habe jedoch eine Vision vor Augen. Die Voraussetzungen bei einem neuen Engagement müssen einfach stimmen. Mir lagen einige unterschriftsreife Angebote vor, aber ich war nie 100-prozentig überzeugt und bin kein Typ für Schnellschüsse. Ich bleibe weiter geduldig.
Ihr ehemaliger Verein, UEFA Champions League-Sieger Inter Mailand, befindet sich derzeit auf Trainersuche. Wie gut sind Ihre Kontakte in die Modemetropole in Italien?
Es ist richtig, dass zu Inter Kontakte bestehen, jedoch nicht so intensiv wie zu Bayern München. Das Präsidium in Mailand ist neu besetzt, die Leute von damals nicht mehr auf ihren Posten. Ich möchte dem Klub auf diesem Weg noch einmal zum Gewinn der Champions League gratulieren. Es war ein verdienter Sieg, auch wenn in meiner Brust zwei Herzen geschlagen haben. Was den Posten des Cheftrainers angeht, so bin ich kein Träumer. Ich denke nicht, dass mein Name im Gespräch ist. Dafür fehlen mir einfach die Resultate, auch wenn ich schon einige Titel gewinnen konnte.
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ steht vor der Tür. Was erwarten Sie sich vom weltweiten Kräftemessen am Kap der guten Hoffnung?
Ich erwarte ein Fussball-Fest wie vor vier Jahren in Deutschland. Ich gehe davon aus, dass wir eine friedvolle und großartige WM erleben werden. Die Endrunde findet in einem Land statt, in dem das Volk den Fussball liebt. Ich bin mir sicher, dass der Funke von den Tribünen aufs Spielfeld und umgekehrt überspringen wird.
Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich wie die anderen 31 WM-Teilnehmer in den letzten Zügen der Vorbereitung. Wie schätzen Sie das Team von Bundestrainer Joachim Löw zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein?
Das kann ich aus der Ferne schwer einschätzen. Sicher läuft die Vorbereitung auf die WM nicht optimal. Mit Michael Ballack fällt eine wichtige Führungspersönlichkeit für das Turnier aus, während die Spieler von Bayern München sehr spät zur restlichen Mannschaft kamen.
Sie haben den Ausfall des Kapitäns der DFB-Elf bereits angesprochen. Wie schwer wiegt die Tatsache, dass Michael Ballack bei der WM fehlen wird?
Natürlich ist das erst einmal ein Rückschlag für das Team, aber in der Vergangenheit hat man schon oft gesehen, dass eine Mannschaft zusammenwachsen kann, wenn so etwas passiert. Eine Elf kann sich neu finden und eine Trotzreaktion zeigen. Außerdem verschiebt sich die Hierarchie, und die Spieler, die schon länger dabei sind, werden noch mehr in den Vordergrund rücken. Am Ende kann sich der Ballack-Ausfall sogar positiv auswirken.
Auch die etatmäßige Nummer eins René Adler wird aufgrund einer Verletzung nicht in Südafrika dabei sein. Ein weiterer Rückschlag für die deutsche Nationalmannschaft?
Bei René Adler sehe ich das etwas differenzierter. Er ist nicht eine solche Persönlichkeit wie Ballack. Es ist sehr bitter für René, und es tut mir sehr leid für ihn, dass er die WM verpassen wird. Aber das ist das harte Fussballgeschäft. Im Tor haben wir jedenfalls kein Problem. Alle drei nominierten Keeper sind auf demselben Niveau wie René Adler, der ohne Frage vor allem in den Spielen gegen Russland einen großen Beitrag zur WM-Qualifikation geleistet hat.
Sie haben gesagt, dass die drei nominierten Torhüter alle auf dem gleichen Level spielen wie Adler. Wer sollte in Ihren Augen die Nummer eins in Südafrika sein?
Vor der Verletzung von Adler war Manuel Neuer die Nummer zwei, Tim Wiese die Nummer drei. Folgerichtig sollte Neuer nun die Nummer eins sein. Sicher würde einiges für Wiese oder Jörg Butt sprechen, da sie die größere internationale Erfahrung haben. Aber Neuer hat eine hervorragende U-21-EM gespielt. Ich traue ihm zu, dass er bei der WM ein wichtiger Rückhalt für die Mannschaft sein kann.
Nach dem WM-Aus für Michael Ballack wird die DFB-Elf mit einem neuen Kapitän in die Endrunde gehen. Wie schätzen Sie den neuen Spielführer Philipp Lahm ein?
Ich sehe Philipp Lahm als Nachfolger von Michael Ballack. Die einzige Sache, die mich daran stört, ist der Fakt, dass er als Außenverteidiger nicht in der Zentrale agiert. Er verkörpert aber alles, was ein Kapitän mitbringen muss. Er kommuniziert mit Spielern, dem DFB, den Medien und dem gesamten Umfeld auf einer guten Ebene. Das ist bei einer WM wichtig. Er erhält die nötige Anerkennung von allen Seiten, vor allem aber von seinen Mitspielern aus dem Verein. Diese Hausmacht wird ihn schätzen und unterstützen.
Was trauen Sie denn der deutschen Mannschaft nach dem dritten Platz bei der WM 2006 und dem zweiten Rang bei der UEFA EURO 2008 bei der WM-Endrunde zu?
Die Erwartungen sind natürlich groß, aber andere Länder haben aufgeholt. Uns fehlen die Einzelspieler, die eine Partie alleine entscheiden können. Das hat man schon in den vergangenen Jahren gesehen. Trotzdem genießt die deutsche Elf immer noch den Respekt der anderen Nationen, das macht sie so gefährlich. Das Viertelfinale ist für die Löw-Truppe Pflicht. Ob es zu mehr reicht, hängt von anderen Faktoren ab.
Wer sind denn in Ihren Augen die Top-Favoriten auf den WM-Titel?
Europameister Spanien, Confed-Cup-Sieger Brasilien und Argentinien habe ich ganz weit oben auf meiner Liste. Sie haben die besten Spieler der Welt in ihren Reihen. Auch die Niederlande haben gute Akteure, konnten aber mit Ausnahme von 1974 und 1978 nie bei Weltmeisterschaften glänzen. Sie neigen dazu, selbstdarstellerisch zu agieren. Das wirkt sich dann auf die Mannschaftsleistung aus.
Erstmals werden sechs afrikanische Länder an der WM teilnehmen. Was trauen Sie den Teams zu, und was kann Gastgeber Südafrika mit seinen Fans im Rücken im eigenen Land erreichen?
Südafrika muss man von den Spielern her als das schwächste Team ansehen. Obwohl sie einen guten Trainer haben, braucht dieser jedoch auch eine gute Qualität an Akteuren. Natürlich genießen sie den Heimvorteil, und ich wünsche ihnen, dass sie die Gruppe überstehen, aber das wird eine schwere Hürde. Bei den anderen afrikanischen Mannschaften bin ich optimistischer. Sie haben Spieler in ihren Reihen, die in den Top-Ligen Europas aktiv sind. Ich erwarte eine afrikanische Mannschaft im Halbfinale, und es gibt einige, denen ich das zutraue, möchte mich jedoch nicht festlegen. Insgesamt erwarte ich eine WM mit zahlreichen Überraschungen, wozu auch WM-Favoriten zählen, die vorzeitig ausscheiden werden.
Quelle: FIFA
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