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17. 06. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Sechzig Jahre nachdem sie das gesamte Maracanã-Stadion zum Schweigen brachten, indem sie den Brasilianern den Jules-Rimet-Pokal vor der Nase wegschnappten, gelang den Uruguayern heute ein ähnlicher Coup. Nach dem heutigen Sieg gegen Südafrika wurden die Vuvuzelas im Stadionrund erheblich leiser und das Schicksal des Gastgebers der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ hängt am seidenen Faden. Der sechste Spieltag der WM-Endrunde war der bisher spannendste. Nicht nur, weil Uruguay den Gastgebern den Spaß verdorben hat, sondern auch, weil Spanien völlig überraschend der Schweiz unterlag und Chile nach langer, langer Zeit endlich einen Sieg auf der weltgrößten Fussballbühne einfahren konnte.
Im Loftus-Versfeld-Stadion dominierte Uruguay die Südafrikaner über volle 90 Minuten. Anders als die Mexikaner im Auftaktspiel erzielten die Uruguayer einen Führungstreffer, den sie aufgrund ihrer drückenden Überlegenheit über die Bafana Bafana in der ersten Spielhälfte verdient hatten. Torschütze war Diego Forlan, der den südafrikanischen Schlussmann Itumeleng Khune mit einem abgefälschten Schuss aus etwa 25 Metern überwand. Aber für Khune sollte es an diesem Abend noch viel schlimmer kommen. Er wurde nämlich nach 80 Spielminuten des Feldes verwiesen, nachdem er Luis Suarez von den Beinen geholt hatte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Forlan sicher zum 2:0 für Uruguay. In der Nachspielzeit erzielte Alvaro Pereira dann noch das 3:0. Nun stellt sich die Frage, ob es Südafrikas Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira vor dem letzten Gruppenspiel gegen Frankreich gelingen wird, seine Schützlinge noch einmal aufzubauen. Hier werden sie alles geben müssen, wenn sie nicht als erster WM-Gastgeber in die Geschichte eingehen wollen, der in der ersten Runde ausscheidet. Diese Sorgen haben die von Oscar Tabarez trainierten Uruguayer nicht, die zum ersten Mal seit 1990 wieder bei einer WM-Endrunde dabei sind und zum ersten Mal seit damals wieder gute Chancen haben, ins Achtelfinale des Wettbewerbs einzuziehen.
Genau wie für die Südafrikaner war es auch für die Spanier ein Tag, den sie sicher am liebsten aus dem Kalender streichen würden. Sie mussten sich der Schweiz geschlagen, gegen die sie in den vorherigen 18 Begegnungen noch nie unterlegen waren. Der amtierende Europameister hatte von den letzten 48 Partien vor dem Auftaktspiel der Gruppe H in Durban nur eine einzige verloren. Die von Ottmar Hitzfeld trainierten Schweizer gingen jedoch sehr hartnäckig zu Werke und sorgten schließlich für die erste große Überraschung dieses Turniers. Die Spanier waren den Schweizern eigentlich in jeder Hinsicht feldüberlegen. Sie konnten mehr Schüsse verbuchen (28:8), mehr Torschüsse (8:3) und holten auch mehr Eckbälle heraus (12:3). Aber das alles entscheidende Tor wollte einfach nicht gelingen, unter anderem auch deshalb, weil der Schweizer Torhüter Diego Benaglio diverse Glanzparaden ablieferte. Stattdessen gelang Gelson Fernandes kurz nach der Halbzeitpause im Nachsetzen ein unwahrscheinlicher Treffer, mit dem die Schweizer den schönen Kombinationsfussball der Spanier fast zu verspotten schienen. Die Schweiz hatte zuvor seit fünf Spielen keinen Sieg mehr eingefahren und stellte nach der Partie in Durban doch den WM-Rekord der Italiener aus dem Jahre 1990 ein, die ihren Kasten fünf Spiele in Folge saubergehalten hatten.
Der Tag hatte mit einer weiteren beeindruckenden Leistung einer südamerikanischen Mannschaft begonnen. Die von Marcelo Bielsa trainierten Chilenen sicherten sich mit dem 1:0 gegen Honduras ihren ersten WM-Sieg nach 48-jähriger Wartezeit. Kurioserweise hatten sie ihren letzten Sieg bei einer WM-Endrunde 1962 genau am selben Tag erreicht. Damals belegten sie am Ende den dritten Platz, ein Ergebnis, dass sicher selbst der optimistischste Fan von La Roja für die diesjährige Auflage nicht prognostizieren würde. Allerdings gibt die schöne heutige Vorstellung der Chilenen mit geschicktem und schnellem Passspiel, durch das es wiederholt gelang, Lücken in die honduranische Abwehr zu reißen, durchaus Anlass zur Hoffnung auf den Einzug in die nächste Runde. Sie wurden mit einem Glückstreffer von Jean Beausejour für ihre Anstrengungen belohnt und wären nach Waldo Ponces Kopfball aus kurzer Distanz fast noch ein zweites Mal erfolgreich gewesen. Das wusste Noal Valladares im Tor der Honduraner jedoch mit einer Glanzparade zu verhindern.
Ergebnisse
Honduras – Chile 0:1
Spanien –Schweiz 0:1
Südafrika – Uruguay 0:3
Das Tor des Tages
Honduras – Chile (1:0, Beausejour, 34. Min.)
Der erste Siegtreffer eines Chilenen bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft, seit Eliado Rojas am 16. Juni 1962 gegen Jugoslawien erfolgreich war. Das Tor fiel nach einer flachen Hereingabe, ein Klärungsversuch der Honduraner misslang. Der Torschütze wird mit diesem Treffer zwar keinen Schönheitspreis gewinnen, doch nach 13 sieglosen WM-Spielen in Folge dürfte das in Chile kaum jemanden kümmern.
Denkwürdiger Moment
Der schweizerische Torhüter Diego Benaglio zeigte in der Partie gegen Spanien Glanzparaden am Fließband. Die Iberer werden den Schlussmann sicher so schnell nicht vergessen, der selbst die besten Chancen vereitelte. Insbesondere Gerard Pique und David Villa werden ihren Gelegenheiten noch nachtrauern. Benaglio hatte außerdem das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, denn als Xabi Alonso ihn mit einem Gewaltschuss überwunden hatte, prallte der Ball von der Latte zurück ins Feld.
Das Zitat des Tages
"Jetzt werden die Leute hoffentlich aufhören mit ihrem dummen Gerede, dass wir die Favoriten sind und diese WM ganz leicht gewinnen werden"
Gerard Pique (Verteidiger, Spanien)
Zahl des Tages
2 – Diego Forlan ist der erste Spieler bei dieser WM, der zwei Treffer in einer Partie erzielen konnte. Der südafrikanische Torhüter Khune wiederum ist der zweite Torhüter in der WM-Geschichte, der eine Rote Karte sah. Nach der Niederlage in Tshwane/Pretoria ist Südafrika die erste Gastgebernation, die in den beiden ersten Spielen des Turniers keinen Sieg landen konnte.
Quelle: FIFA
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