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| 12. 08. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Eine Insel aus von einem Gletscher in Grönland abgebrochenem Eis mit einer Größe viermal von der Manhattans treibt im Arktischen Ozean. Potentiell in der Route dieses unaufhaltbaren Eisgiganten sind Ölplattformen und Schifffahrtswege – und jegliche Kollision könnte zu unsagbaren Schäden führen.

Eine Insel aus von einem Gletscher in Grönland abgebrochenem Eis mit einer Größe viermal von der Manhattans treibt im Arktischen Ozean. Potentiell in der Route dieses unaufhaltbaren Eisgiganten sind Ölplattformen und Schifffahrtswege – und jegliche Kollision könnte zu unsagbaren Schäden führen. Im schlimmsten Falle könnten Eisbrocken die stark befahrenen Gewässer erreichen, in denen 1912 ein anderer Eisberg in Grönland die Titanic zum Sinken gebracht hatte.
Es war ein Sommer mit nahezu biblischer klimatischer Zerstörung auf dem ganzen Planeten: Lauffeuer, Hitze und Smog in Russland und tödliche Überschwemmungen in Asien. Doch der Moment, in dem der Petermann-Gletscher vergangene Woche abbrach – und die größte arktische Eisinsel seit einem halben Jahrhundert entstand – könnte eine Klimaerwärmung wie keine andere symbolisieren. "Die Insel ist so groß, dass man sie nicht stoppen kann", warnt Jon-Ove Methlie Hagen, Gletscherforscher an der Universität Oslo.
Die weltneueste Eisinsel wird bereits als schlagkräftiges Symbol in der Debatte über die Klimaerwärmung genutzt – US-Abgeordneter Edward Markey von Massachusetts schlägt vor, sie könne als Heimat für Klimawandelskeptiker dienen. Forscher befinden sich in einem Gerangel, die Route des treibenden Eises festzulegen, das sich in Richtung der Nares-Straße, die die Nordwest-Küste Grönlands und die kanadische Ellsemere-Insel voneinander trennt, bewegt. Sollte das Eis den Weg in die Nares-Straße vor dem Winterfrost schaffen, der nächsten Monat beginnen müsste, wird es wahrscheinlich von Ozeanströmen nach Süden getrieben und um Kanadas Ostküste schwimmen, bis es in Gewässer vor Neufundland eintritt, in denen es von Bohrinseln und Schiffen wimmelt. "Dann wird es gefährlich", so Mark Drinkwater von der Europäischen Weltraumorganisation.
Die Kanadische Eisbehörde schätzt, dass der Weg ein bis zwei Jahre dauern wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Route unterbrochen wird, weil die Eisinsel gegen andere Eisberge oder Inseln stößt. Die Bruchstücke würden von Wind und Wellen weiter getrieben und würden beginnen zu schmelzen, wenn sie in wärmere Gewässer kommen. "Aber auch die Bruchstücke können immer noch ziemlich groß sein", warnt Trudy Wohlleben, kanadische Eisexpertin, die den massiven Eisblock am vergangenen Donnerstag zuerst auf Satellitenbildern entdeckte. Die Brocken könnten groß genug sein, um die Plattformen vor Kanadas Küste in den Grand Banks vor Neufundland zu bedrohen, meint Wohlleben. Zwar sei es möglich, kleinere Eisberge umzulenken, indem man sie abschleppt oder mit Wasserwerfern besprüht, jedoch glaube sie nicht, dass man dies mit einem so riesigen Eisberg machen könne. "Man wäre gezwungen, die Bohrinseln zu verlegen", erklärt sie. Eine Küstenplattform zu verlegen, ist jedoch zeitaufwändig und kostspielig – und äußerst kompliziert in Fällen, bei denen diese am Grund des Ozeans befestigt sind.
Während jedes Jahr tausende von Eisbergen von Grönlands Gletschern in arktische Gewässer brechen, sind sich Wissenschaftler einig, dass die jetzige Eisinsel die größte in der nördlichen Hemisphäre seit 1962 sei. Sie enthalte genügend Frischwasser, um den Hudson River über zwei Jahre lang am Fließen zu halten, so Andreas Muenchow von der Universität Delaware.
Die treibende Eisfläche wird wahrscheinlich während ihrer Reise im Mittelpunkt der Diskussion um die Klimaerwärmung bleiben. Während Experten meinen, dass es schwierig sei, den Eisgiganten direkt mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, da es so viele Faktoren gebe, die die Gletscher in diesem Gebiet beeinflussen, fällt der ungewöhnliche Vorfall mit Sorgen bereitenden Anzeichen einer Erwärmung in der Arktis zusammen.
Seit 1970 sind die Temperaturen in großen Teilen der Arktis um über 2,5 Grad Celsius gestiegen – viel schneller als der globale Durchschnitt. Im Juni befand sich die arktische Meereisdecke auf ihrem niedrigsten Stand, seit die Aufzeichnungen darüber 1979 begannen, gab die US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) bekannt. Der Rückgang von Grönlands Gletschern, der sich in den vergangenen Jahren beschleunigt hat, ist einer der am wenigsten verstandenen Teile des Klimaproblems.
Ein Team an Klimawissenschaftlern, die den Petermann-Gletscher im vergangenen Jahr besucht hatten und damals erwartet hatten, dass er abbricht, plant innerhalb der kommenden Wochen eine weitere Reise dorthin. „Wir haben einige Zeitraffer-Kameras und elf GPS-Vorrichtungen dort gelassen. Nun drängen wir darauf, die Daten dort zu sichern“, erzählt Jason Box, ein Experte für Grönlandgletscher vom Forschungszentrum Byrd Polar an der Staatlichen Universität Ohio. Box und zwei britische Forscher waren im vergangenen Jahr mit Greenpeace-Aktivisten zu dem Gletscher gereist, die Wissenschaftlern einen Platz auf ihrem Schiff, der Arctis Sunrise, angeboten hatten, um über den Klimawandel zu forschen. Sie hatten gehofft, den Vorfall mit Kameras einfangen zu können, was ein gewaltiges Bild nur wenige Monate vor den Klimaverhandlungen in Kopenhagen gegeben hätte, bei denen der Abschluss eines verbindlichen Abkommens zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen gescheitert war.
"Es wäre besser gewesen, wenn der Gletscher vergangenes Jahr abgebrochen wäre", meint Melanie Duchin, die die Greenpeace-Expedition leitete. Dennoch findet sie es ironisch, dass der Bruch des Petermann-Gletschers mit einer anderen Katastrophe zusammenfällt, die mit fossilen Brennstoffen zu tun hat. Die Arctic Sunrise ist derzeit im Golf von Mexiko, um die Ölkatastrophe durch die Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon zu untersuchen.
Quelle: China Daily
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