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19. 08. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Absturz von ausländischem Flugzeug in Nordostchina erinnert an Rusts Landung auf dem Roten Platz

von Zhang Jie

Ein "unidentifiziertes Flugzeug" kann einige Kilometer ins Binnenland eindringen, ohne jegliche Abwehrreaktion der chinesischen Luftwaffe hervorzurufen. Man muss sich jedoch die Frage stellen: Was, wenn es sich um einen feindlichen Kampfjet oder gar Bomber gehandelt hätte?

Ein 'unidentifiziertes Flugzeug' kann einige Kilometer ins Binnenland eindringen, ohne jegliche Abwehrreaktion hervorzurufen. Man muss sich die Frage stellen: Was, wenn es sich um einen feindlichen Kampfjet oder gar Bomber gehandelt hätte?
Die Landung von Mattias Rust auf dem Roten Platz 1987

Laut Chinas offizieller Nachrichtenagentur Xinhua ist ein unidentifiziertes Flugzeug, das wahrscheinlich aus Nordkorea kam, am Mittwoch im Kreis Fushun in der nordostchinesischen Provinz Liaoning abgestürzt. Der Pilot soll ums Leben gekommen sein. Chinas Behörden haben angeblich mit Untersuchungen begonnen. Zwar hat die Regierung bisher keine weiteren Informationen über den Absturz bekannt gegeben, aber das Thema wird in mehreren Militärforen im chinesischen Internet heiß diskutiert. Internetnutzer haben sogar Fotos online gestellt und darauf hingewiesen, dass der Jet zur Volksarmee Nordkoreas gehöre. Eine Google-Karte von Internetnutzern zeigt, dass die Maschine bereits 200 Kilometer über die Grenze ins Binnenland vorgedrungen war und weniger als 30 Kilometer vom Shenyang Taoxian International Airport entfernt abstürzte.

Ein "unidentifiziertes Flugzeug" kann also 200 Kilometer ins chinesische Binnenland eindringen, ohne entdeckt und gestoppt zu werden. Man muss sich fragen: Was, wenn es sich um einen feindlichen Kampfjet oder gar Bomber handelte? Bedeutet das nicht, dass das Abwehrsystem der chinesischen Luftwaffe nicht in Gefechtsbereitschaft ist? Oder soll man daraus schließen, dass es ein Geheimnis geblieben wäre, falls die Maschine nicht abgestürzt wäre? Nicht zuletzt müssen wir uns noch fragen, wie viele Flugzeuge bisher erfolgreich über unser Territorium geflogen sind, wovon wir, die normalen Bürger, und sogar die Luftwaffe überhaupt keine Ahnung gehabt haben.


Der Absturz im Kreis Fushun, Provinz Liaoning

Der Absturz geschah kurz vor einem gemeinsamen Militärmanöver der USA und Südkorea. Und es führte selbstverständlich zu Vermutungen auf allen Seiten. Was war der Zweck des Fluges? Eine Aufklärungsmission, eine Provokation oder bloß ein Unfall? Diese Frage soll durch Untersuchungen beantwortet werden. Allerdings empfinden wir große Besorgnis über die chinesische Luftabwehr. Im Nordosten Chinas befindet sich eigentlich seit langem eines der dichtest organisierten Luftabwehrsysteme weltweit: In den 50ern und 60ern schoss die chinesische Luftwaffe hier mehrere US-Aufklärungsflugzeuge ab. Der Fall von Fushun erinnert daher fast an die berühmte Landung von Mattias Rust auf dem Roten Platz 1987.

Mathias Rust, ein deutscher Privatpilot landete im Alter von 18 Jahren am 28. Mai 1987 (dem Tag des Grenzsoldaten in der Sowjetunion) auf einer Brücke unweit des Roten Platzes in Moskau mit einem Flugzeug vom Typ Cessna 172 P. Er startete in Hamburg-Fuhlsbüttel, flog über Westerland/Sylt und Norwegen nach Finnland, wo er auf dem Flughafen Malmi in Helsinki am 25. Mai 1987 einen Zwischenstopp einlegte. Von dort aus flog er am 28. Mai über die finnisch-russische Grenze Richtung Leningrad und folgte der Eisenbahnlinie nach Moskau. Er wurde dabei frühzeitig von der sowjetischen Luftabwehr erfasst. Eine unmittelbare Abwehrreaktion blieb jedoch aus. Im Fernsehen ausgestrahlte Beiträge zeigten parallel mitfliegende MiG-23-Kampfflugzeuge. Vom Militär wurde keine Entscheidung getroffen und Rust erreichte schließlich nach etwa fünfeinhalbstündigem Flug Moskau, wo er gegen 18:15 Uhr mehrere Runden über dem Roten Platz und dem Kreml drehte. Da auf dem Platz zu viele Menschen waren, musste er gegen 18:40 Uhr auf der nahen Moskwa-Brücke landen. Auf dem Parkplatz für Reisebusse am Wassilij-Abhang (Wassilewski spusk) neben der Basilius-Kathedrale direkt am Roten Platz brachte er das Flugzeug zum stehen.

Sein Flug sorgte international für Aufsehen und führte zu innenpolitischen Konsequenzen in der Sowjetunion. Der sowjetische Verteidigungsminister Sergei Leonidowitsch Sokolow und der Chef der Luftabwehrtruppe Alexander Koldunow sowie weitere Offiziere, die den 700-km-Flug über sowjetisches Territorium zugelassen hatten, wurden von Michail Gorbatschow verantwortlich gemacht und "auf eigenen Wunsch in den wohlverdienten, frühzeitigen Ruhestand" entlassen.

Zwar ist der Kreis Fushun nicht Beijing oder Moskau, und das Dorf, wo der Jet abgestürzt ist, auch nicht der Platz des Himmlischen Friedens oder der Rote Platz. Grundsätzlich ähneln sich die Ereignisse dennoch sehr stark. Welche Auswirkungen der Absturz auf die chinesische Landesverteidigung und die Außenpolitik ausüben wird, sollte daher aufmerksam beobachtet werden.

(Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider)

Quelle: german.china.org.cn

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