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10. 02. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Experten gehen davon aus, dass Chinas momentane Stärke Europa zugute kommt. Tatsächlich sucht man nach Strategien, die zum beiderseitigen Profit führen. Immerhin haben die Hochs und Tiefs der europäischen Wirtschaft großen Einfluss auf die chinesischen Märkte.
Die Schuldenkrisen einiger Länder Europas wirken sich seit Monaten negativ auf die europäische Wirtschaft aus, was wiederum unvorteilhafte Konsequenzen auf die Genesung der Weltwirtschaft nach der Finanzkrise hat. In dieser schwierigen Zeit trat nun am vierten Januar Li Keqiang, der Vize-Premier des Staatsrates, eine Europareise an, die von internationalen Medien genauestens verfolgt wird. In den europäischen Nachrichten wurde sein Besuch sehr positiv aufgenommen. Was genau ist die Nachricht Chinas an Europa anhand dieser Visite? Wie wird Europa dies aufnehmen und reagieren? Welche realen Effekte und strategischen Bedeutungen hat die erneut errichtete chinesisch-europäische Zusammenarbeit in dieser komplizierten Zeit?
Die Leiterin des Forschungsinstituts für Chinas internationale Beziehungen und Weltwirtschaft, Chen Fengying erklärte in einem Interview am siebten Januar, es gäbe zwei hauptsächliche Gründe für Li Keqiangs Europareise. Zum Einen gehe es um eine Einschätzung der europäischen Situation, diese könnte nämlich die Stabilisierung und Erholung der Weltwirtschaft ernsthaft gefährden, sowie Hindernis für Entwicklung hin zu einer dauerhaft stabileren Weltwirtschaft darstellen. Zum Anderen hätten sich die Beziehungen Chinas und Europas in den letzten Jahren im Vergleich zu den chinesisch-amerikanischen Beziehungen stärker intensiviert, im nächsten Schritt müsse nach Wegen gesucht werden, auf denen beide Seiten von diesen Beziehungen profitieren könnten. "Das in einer Krise befindliche Europa empfindet den Besuch eines chinesischen Führungspolitikers als Zuversicht. Für China ist es eine angemessene Gelegenheit zu beweisen, dass es Verantwortung in der Welt übernimmt und dem Image einer Großmacht gerecht wird.", so Chen.
Am 6. Januar verließ Li mit seinem Spanien-Besuch die erste Station der Europareise ab, wo er zuvor eine Kooperationsvereinbarung mit einem Umfang von 7,5 Milliarden Euro unterzeichnete und versprach, China werde weiterhin spanische Schuldscheine aufkaufen. Für ein von der Schuldenkrise besonders getroffenes Land wie Spanien ist ein solches Versprechen von großem Wert. Dementsprechend berichteten die spanischen Medien sehr positiv über den Besuch aus China. Die Information, die man aus dem Spanienbesuch und seiner Rezeption vor Ort ziehen kann ist, dass Europa China braucht und dass die chinesische Führung darauf eingeht und reagiert. Chen Fengying glaubt, dass die Reaktion Chinas viele Aspekte in sich trage, die Hauptbotschaft sei jedoch "Zuversicht".
Zu Beginn der weltweiten Finanzkrise sagte der chinesische Premierminister Wen Jiabao "Zuversicht ist wichtiger als Geld". Heute sind die meisten Länder über die schwerste Zeit der Krise hinweggekommen. Die Schuldenkrise jedoch sorgt dafür, dass Europa nur bedingt an dieser positiven Entwicklung teilhaben kann, der Mangel an Zuversicht ist zum größten Feind der europäischen Wirtschaft geworden. In vielen europäischen Ländern stagnierten aufgrund des
Mangels an Zuversicht die Nachfrage und die Investitionen, das Wirtschaftswachstum verlief dadurch nur schleppend. Außerhalb Europas fielen die Investitionsberichte und Sicherheitsfaktoren positiv aus, während die Attraktivität für Auslandsinvestitionen in Europa abnahm, was vor allem an den hohen Schulden einiger Länder liegt. China hat mittlerweile 2,7 Milliarden US-Dollar an ausländischen Devisen angespart. Unter diesen Umständen, so glaubt Chen, sei China das Versprechen Chinas gegenüber Spanien, weiter Schulden aufzukaufen extrem wichtig für Europa. Es zeige Europa, dass es auf Beistand von außen vertrauen könne und mit China einen verlässlichen Partner in Zeiten der Krise gefunden habe. Die Bedeutung solcher Versprechen lasse sich nicht anhand der Menge des bewilligten Geldes ermessen, der eigentliche Wert liege in der geschaffenen Zuversicht.
Abgesehen von der dringlichen Hilfe bei finanziellem Druck, gibt es aber noch weit mehr, was Europa und China, den derzeitigen Motor der Weltwirtschaft, in Zukunft verbinden wird. Ein Aspekt ist der chinesische Abnehmermarkt mit nahezu 1,3 Milliarden Menschen. Mit der wachsenden chinesischen Mittelklasse, wächst auch der Konsum an Importgütern, was der europäischen Wirtschaft neue Impulse verleihen könnte. Darüber hinaus fehlt es Europa momentan an Kapital, was an der Schuldenkrise überdeutlich wird. Europa braucht daher nicht nur Investitionen seitens der chinesischen Regierung in Schuldscheine, sondern auch Investitionen chinesischer Unternehmen in die eigenen Märkte.
Welche Vorteile bringt es für China mit sich, Europa die helfende Hand entgegenzustrecken? Chen sagt, dass die Unterstützung Europas durch das derzeit starke China notwendigerweise eine Strategie zum beiderseitigen Vorteil sei, da sich die Hochs und Tiefs der europäischen Wirtschaft unmittelbar auf China auswirkten. Auf der ersten Ebene sei daran die Ansicht geknüpft, dass alle betroffenen Länder in Krisenzeiten zusammenhalten müssten, um nicht unterzugehen. Nach der weltweiten Finanzkrise sei immer noch keine letztendliche Stabilität eingekehrt. Die unsicheren Verhältnisse eines Landes könnten sich daher schnell wieder zu einem regionalen Flächenbrand ausbreiten, was die Kooperation zur Absicherung aller Länder notwendig mache. Diese Tatsache ließe sich im Zeitalter der Globalisierung nicht mehr leugnen.
Auf der zweiten Ebene müsse Stabilität in den jeweiligen hochentwickelten Hauptwirtschaftsregionen gewahrt bleiben. Diese bestünden derzeit aus Nordamerika, Europa und Asien. Eine Krise oder ein Zusammenbruch einer dieser Regionen hätte zwingend negative Auswirkungen auf die beiden übrigen, weshalb die Stabilität einer Region im Interesse aller sei. Diese Multipolarität sei mittlerweile auch fester Bestandteil des globalen Währungssystems. Obwohl der US-Dollar nach wie vor als Weltwährung gelten könne, hätte sich der Euro als Alternative etabliert. Nicht auszudenken wären demnach die Verluste, wenn der Euro mit Europa in eine Krise gezogen würde.
Auf der dritten Ebene wäre eine Intensivierung des chinesisch-europäischen Verhältnisse auch hilfreich für bei die Lösung von Problemen im chinesisch-amerikanischen Verhältnis, zum Beispiel in Umweltfragen oder bei der Wahrung und Sicherung chinesischer Interessen. Letztlich ist Europa derzeit Chinas größter Handelspartner, die USA müssten sich bis zu einem gewissen Grad mit der Tripolarität sowie ihrer Abhängigkeiten abfinden und dadurch Kompromisse eingehen.
Die vierte Ebene beinhalte die direkte strategische Partnerschaft zwischen China und Europa. In Bereichen wie Kapital und Technologie bestehe ein großes Potenzial, dass beide Seiten ergänzend zusammenwirken könnten. Europa könne der chinesischen Wirtschaft in vielerlei Hinsicht von Nutzen sein. In der derzeitigen Situation bestehe die Möglichkeit, dass Europa einige Einschränkungen für den Export von Technologie sowie die Auslandsinvestitionen auf dem eigenen Kontinent abschaffen könnte. Für chinesische Unternehmen entstünden somit nie dagewesene Chancen.
Kapitalinvestitionen beinhalten stets ein Risiko, dies gilt gerade für das von Schuldenkrise gebeutelte Europa. Daher gibt es durchaus Personen, die den Aufkauf europäischer Schuldscheine seitens Chinas in Frage stellen. Chen glaubt, dass die Neustrukturierung einiger europäischer Länder nach der Schuldenkrise durchaus auch zu finanziellen Verlusten der Auslandsreserven führen könnte. Daher wollen einige Chinesen in Betracht ziehen für den Kauf von Schuldscheinen Sicherheiten zu fordern, ähnlich einer Hypothek. Chen Fengying jedoch vertritt die Ansicht, China grundlegend davon profitiere, die europäische Wirtschaft zu unterstützen. Dieser Profit überwiege den möglichen Problemen.
Quelle: german.china.org.cn
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