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02. 04. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Japan will angesichts der wachsenden öffentlichen Besorgnis über die Atomkrise und aus Furcht vor hohen Entschädigungszahlungen die Kontrolle von TEPCO, dem Betreiber der havarierten Atommeiler, übernehmen, wie eine japanische Zeitung am Freitag berichtete.
Die Aktien von Tokyo Electric Power Co. (TEPCO) sanken um zehn Prozent, nachdem die Mainichi Zeitung gemeldet hatte, dass die Regierung plant, öffentliche Gelder in die Firma zu stecken. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass sie einen Anteil von mehr als 50 Prozent übernehmen will. "Wenn das Engagement mehr als 50 Prozent betrüge, würde dies einer Verstaatlichung gleichkommen. Doch dies ist nicht, was wir vorhaben", wurde ein namentlich nicht genannter Offizieller in der Zeitung zitiert.
TEPCO war wegen des Krisenmanagements bei der Katastrophe im Atomkomplex Fukushima Daiichi kritisiert worden. Die Atomkrise war am 11. März in Folge eines Erdbebens und eines Tsunamis, bei denen mehr als 27.500 Menschen umkamen oder vermisst wurden, ausgelöst worden. Mainichi zitierte einen Regierungsvertreter mit den Worten: "Es handelt sich dabei um die Art von Geldspritze, welche es der Regierung erlaubt, sich bis zu einem gewissen Grad in das Management zu integrieren." Eine Reihe von Fehlschritten und Zeichen von Führungsschwäche habe das öffentliche Vertrauen in die Firma erschüttert. Die Aktien von TEPCO sind seit der Beginn der Katastrophe um 80 Prozent gesunken.
Der japanische Kabinetts-Chefsekretär Yukio Edano sagte auf einer Pressekonferenz am Freitag, dass die Regierung erst noch entscheiden müsse, wie sie den Betreiber des Atomkraftwerks unterstützen will. TEPCO hingegen sagte, es wisse nichts von einem Plan der Regierung, öffentliche Gelder in die Firma zu pumpen. Allerdings sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über die künftige Struktur der Firma zu diskutieren.
"Es ist für die Aktionäre der Firma nicht unbedingt gut, wenn TEPCO unter die Kontrolle der Regierung kommt. Denn dann könnte es sein, dass TEPCO lange Zeit Geld an die Öffentlichkeit zahlen muss, wodurch es nicht mehr in der Lage wäre, seinen Investoren Dividenden auszuschütten", erklärt Fujio Ando, ein Berater von Chibagin Asset Management. "Auf alle Fälle muss die Firma klären, wer die Verantwortung für das Unglück trägt und entsprechende Personalentscheide fällen. Sie können das gegenwärtige Management nicht behalten. Die Leute würden dies nicht gerne sehen."
Große Rechnung
Wenn die Atomkrise nicht bald gelöst wird, könnten auf den Energiebetrieb Schadensersatzforderungen in der Höhe von 130 Milliarden US-Dollar kommen, wie die Bank of America-Merrill Lynch diese Woche schätzte. Mehr als 70.000 Menschen waren aus einem 20-Kilometer-Radius rund um das zerstörte Kraftwerk evakuiert worden. Weitere 130.000 Menschen, die weniger als zehn Kilometer von der Sicherheitszone entfernt leben, wurde die Empfehlung erteilt, die Gegend zu verlassen oder in den Häusern zu bleiben.
Bei einer strengen Gesetzesauslegung könnte sich TEPCO zwar vor Kompensationen wegen Atomunfällen drücken, welche auf Naturkatastrophen zurückzuführen sind. Doch Mainichi zitierten einen Beamten, der sagte, dass dies angesichts der öffentlichen Wut nicht realistisch sei. Bereits jetzt demonstrieren Atomgegner vor dem Firmenhauptsitz in Tokyo. Diese Leute fordern den Atomausstieg und bezeichneten die Firma als "kriminell".
Investoren machen sich Sorgen über TEPCO seit der Präsident, Masataka Shimizu, diese Woche aus gesundheitlichen Gründen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde und die Firma sagte, dass die zwei Billionen Yen (24 Milliarden US-Dollar) Notfallkredit von den wichtigsten Banken Japans nicht genug seien, um die steigenden Kosten zu bewältigen.
Die Kompensationszahlungen könnten bis zu elf Billionen Yen (133 Milliarden US-Dollar) teuer werden, was rund dem Vierfachen des Eigenkapitals von TEPCO entspricht, wenn die Atomkrise zwei Jahre lang dauert, wie ein Analyst von Bank of America Merrill Lynch in einem Bericht schrieb.
Mit den jüngsten Krediten und bereits bestehenden Anleihen in der Höhe von 64 Milliarden US-Dollar, steht TEPCO nun mit 115 Milliarden Dollar in der Kreide. Ende Dezember hatte der Kraftwerkbetreiber laut seiner Buchhaltung ein Eigenkapital von 35 Milliarden US-Dollar.
Die Bank of America-Merrill Lynch sagte, die Aktionäre werden voraussichtlich auf eine rasche Lösung der Krise drängen, da dies die einzige Möglichkeit ist, die Kosten niedrig zu halten. Der Analyst Yusuke Ueda schrieb: "Wenn sich die Situation innerhalb der nächsten zwei Monate verbessert, dürften sich die Kompensationszahlen noch unter einer Billion Yen belaufen. Doch wenn sich die Krise über sechs Monate hinzieht, könnten die Kosten leicht auf drei Billionen Yen steigen."
Experten weißen allerdings darauf hin, dass es höchstwahrscheinlich Jahrzehnte dauern wird, bis das Atomunglück endgültig gelöst ist.
Quelle: China Daily
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