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07. 06. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Ursprung der EHEC-Erreger gefunden?

Schlagwörter: EHEC Uelzen

Die Ausbreitung von EHEC-Erregern in Europa nahm scheinbar im Gemüse eines deutschen organischen Bauernhofs seinen Ursprung, wie ein Agrarbeamter am Sonntag sagte. Die Durchfall-Erkrankung hat inzwischen 22 Todesopfer gefordert. Mehr als 2200 weitere Menschen erkrankten bisher.

Vorläufige Tests ergaben, dass Sojasprossen und andere Gemüsearten von einem Bauernhof in der Gegend von Uelzen (zwischen den norddeutschen Städten Hamburg und Hannover gelegen) die Infektionen in fünf deutschen Bundesländern verursacht haben, wie der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann sagte. "In den vergangenen Stunden gab es immer mehr Hinweise auf diesen Bauernhof." Gert Hahne, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, sagte zur Nachrichtenagentur AP, dass auch zahlreiche Restaurants in den tödlichsten E. Coli-Ausbruch in der modernen Geschichte involviert seien. Endgültige Teste stehen jedoch erst seit Montag zur Verfügung.

In den vergangenen Tagen haben die Gesundheitsbehörden verzweifelt versucht, den Ausbruch des Bakteriums mit der ungewöhnlich hohen Sterblichkeitsrate auf seine Quelle zurückzuführen. Dabei fiel der Verdacht zunächst auf Kopfsalat, Gurken und Tomaten, welche möglicherweise aus Spanien kamen. Die dortigen Bauern beschwerten sich allerdings über solche Beschuldigungen und sagten, dass solche Aussagen einen verheerenden wirtschaftlichen Effekt auf ihre Landwirtschaftsbetriebe hätten.

"Zuerst ist von den bösen Spaniern die Rede. Und dann – zu unser aller Überraschung – war es unser Nachbar", sagte Dietrich Benni, der in der Nähe des verdächtigten Hofs lebt. "Dies ist ein bisschen beängstigend, insbesondere deshalb, weil die Krankheit von einem organischen Betrieb stammt." Er fügte hinzu: "Im Moment esse ich keine organische Speisen mehr."

Der betreffende Hof war noch am Sonntag geschlossen und alle seine Produkte zurückgerufen worden. Darunter frische Kräuter, Früchte, Blumen und Kartoffeln. Zwei Mitarbeiter des Betriebs haben sich laut Lindemann ebenfalls mit dem Darmkeimling infiziert. Lindemann sagte, dass 18 unterschiedliche Gemüsearten unter Verdacht stünden, darunter Mungo-Sprossen, Brokkoli, Erbsen, Kichererbsen, Knoblauch, Linsen und Radieschen. AP-Journalisten besuchten den Hof am Sonntagabend, fanden aber niemanden, mit dem sie reden konnten. Auch Nachrichten auf den Anrufbeantworter wurden nicht beantwortet.

Das infizierte Gemüse wurde scheinbar bei 38 Grad Celsius in Fässern mit Dampf gezüchtet – eine ideale Umgebung für Bakterien, um sich zu vermehren. Lindemann sagte, dass es sowohl möglich sei, dass das Gemüse mit kontaminiertem Wasser gegossen wurde, wie auch, dass die in Deutschland und in anderen Ländern gekauften Samen den Keim bereits enthielten. Es sei jedoch bei der Anpflanzung niemals Gülle verwendet worden, was bekanntermaßen bei organischen Bauernhöfen die häufigste Ursache für einen Ausbruch von E. Coli Bakterien ist.

Lindemann empfahl, bis auf Weiteres kein rohes Gemüse mehr zu essen. Da die Behörden noch nicht wissen, ob es noch andere Infektionsquellen gibt, sollten Deutsche weiterhin Tomaten, Gurken und Salat von der Speisekarte streichen.

Für den Ausbruch ist ein besonders aggressiver Stamm verantwortlich. Es könnte sich dabei um einen Stamm handeln, den Wissenschaftler noch nie zuvor gesehen haben. Das Bakterium findet sich häufig in menschlichen und tierischen Fäkalien. Entsprechend kann es durch eine schlampige Hygiene der Arbeiter oder auch über tierische Ausscheidungen in einem Feld oder dem Bewässerungssystem auf das Gemüse gelangen. Organische Bauern verwenden in der Regel mehr Gülle als andere Produzenten.

Der Chef des nationalen deutschen Krankheitskontrollzentrums erhöhte am Sonntag die Zahl der Todesopfer auf 22, davon ist eine Person in Schweden dem Durchfall-Erreger erlegen. Die restlichen 21 Personen starben in Deutschland. Weitere 2153 Menschen sind in Deutschland erkrankt. In diese Zahl sind 627 Menschen eingeschlossen, die eine seltene, aber ernsthafte Komplikation erlitten, welche zu einem Nierenversagen führen kann. Zehn europäische Länder sowie die USA haben von insgesamt 90 weiteren Erkrankungen gesprochen.

Ebenfalls am Sonntag hat der deutsche Gesundheitsminister das Krisenmanagement verteidigt. Daniel Bahr war durch Medienberichte zu einer Stellungnahme gezwungen worden, da es in den Notaufnahmen scheinbar chaotisch zugegangen war und in einem Hamburger Krankenhaus die sanitären Bedingungen nicht ausreichend waren. Noch ein Tag zuvor hatte Bahr zugegeben, dass die Krankenhäuser in Norddeutschland überfordert seien, dass es nicht genügend Betten für die Erkrankten gebe und dass die Opfer nicht gut genug versorgt werden könnten. Er schlug deshalb vor, dass auch andere Regionen in Deutschland die Patienten aus dem Norden aufnehmen.

Nachdem aber eine Frau, die mit blutigem Stuhl und Bauchkrämpfen in ein Hamburger Krankenhaus eingeliefert worden war, der AP berichtete, dass die Bedingungen schrecklich seien, stattete Bahr dem Gesundheitsinstitut einen Besuch ab und sagte anschließend gegenüber Reportern, dass die deutschen Ärzte und die Regierungen der norddeutschen Bundesländer "alles Nötige" tun würden, um den Opfern zu helfen.

Die 41-jährige Nicoletta Pabst sagte zur AP dass die Notaufnahme überfüllt gewesen sei, als sie am 25. Mai dorthin kam. "Sämtliche Wartenden hatten Durchfall und es gab für Männer und Frauen nur jeweils eine Toilette. Alles war schmutzig", sagte sie am Samstag. "Wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht schon erkrankt wäre, dann hätte ich mir spätestens dort etwas aufgelesen."

Ärzte und Krankenschwestern in Norddeutschland schieben seit Wochen Überstunden. Die Krise nahm ihren Anfang am 2. Mai.

Quelle: China Daily

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