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24. 08. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Chinas Entwicklungshilfe in Afrika stößt seit langem in den deutschen Medien auf Kritik. Nebst Zweifel und Vorwürfen kann man kaum andere Stimmen hören. Drei deutsche Gelehrte wollen diese Situation nun ändern.
Philipp Baumgartner von der Abteilung "Economic and Technological Change" beim Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn; Axel Berger von der Abteilung "Ausbildung" beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und Deborah Brautigam bei der Division "Development Strategy and Governance" am International Food Policy Research Institute (IFPRI), Washington, D.C. haben gemeinsam einen Artikel in der Zeit veröffentlicht, in dem sie die deutschen Leser auffordern, sich nicht von verirrten Medienberichten fehlleiten zu lassen und Chinas Engagement in Afrika allseitig zu betrachten.
In dem Artikel "Die Kritik an Chinas Entwicklungshilfe ist übertrieben" erklärten die Experten: "Wir Deutschen verfolgen Chinas Engagement in Afrika mit Skepsis – warum? Chinas wachsende Bedeutung für den afrikanischen Kontinent erregt bei allen traditionellen Geberländern große Aufmerksamkeit. Fast überall in Europa und Nordamerika hat die öffentliche Diskussion einen abwertenden Unterton, in Deutschland jedoch ist die Medienberichterstattung besonders kritisch. Schlagzeilen wie "Waffen, Öl, dreckige Deals – wie China den Westen aus Afrika drängt" des Magazins Der Spiegel suggerieren dem Leser, dass sich Chinas Aktivitäten in Afrika einzig und allein negativ auswirken würden."
"Wir sind anderer Meinung. Trotz aller Herausforderungen, denen sich Chinas Entwicklungszusammenarbeit in Afrika gegenübersieht, hat sie erstaunlich viel für die Entwicklung des Kontinents zu bieten. Die öffentliche Meinung gegenüber Chinas Entwicklungspolitik liegt dabei in dreifacher Hinsicht falsch: dem Umfang der Hilfeleistungen, der Rolle von Rohstoffen und dem Einfluss auf Regierungsführung und Menschenrechte.
Erstens ist die Dimension der finanziellen Zusammenarbeit Chinas viel geringer, als man uns glauben machen will. Die geschätzten 1,6 Milliarden US-Dollar staatlicher Entwicklungshilfe, die China 2009 in Afrika geleistet hat, bleiben weit hinter den Zuschüssen traditioneller Geber wie zum Beispiel Deutschlands zurück. Insgesamt erhielt Afrika 2009 fast 30 Milliarden Dollar öffentliche Entwicklungshilfe (Official Development Assistance – ODA) aus dem Westen.
Wesentlich mehr gibt China für Handelsförderung und andere staatliche Kredite aus, die Peking ebenfalls als Entwicklungszusammenarbeit im weiteren Sinne betrachtet. Westliche Regierungen gewährten nur 3,2 Milliarden Dollar Kredite dieser Art, die allgemein zu weniger günstigen Konditionen als öffentliche Entwicklungshilfe gegeben werden. Nach unseren Schätzungen auf Grundlage chinesischer Angaben hatte China in diesem Jahr dagegen mehr als sechs Milliarden zugesagt, unter anderem zur Finanzierung von Exporten im Wert von 50 Milliarden Dollar. Vor der Finanzkrise überwiesen westliche Privatbanken Milliardenbeträge nach Afrika – seit 2008 sind diese Quellen jedoch vollständig versiegt. Dass China den Zustrom von Geldern aufrechterhalten konnte, war für die afrikanische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.
Diese Zahlen können dennoch kaum als Beleg herhalten, dass China den Westen aus Afrika drängt. Im Gegenteil: Das Engagement der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sollte begrüßt werden, erst recht angesichts der im Westen herrschenden Finanznot.
Zweitens heißt es, dass der angebliche Hunger Chinas nach Rohstoffen die Haupttriebfeder chinesischer Entwicklungspolitik in Afrika sei. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass Chinas Entwicklungshilfe relativ gleichmäßig über den Kontinent verteilt ist und entweder diplomatischen Zwecken dient oder im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gewährt wird. Tatsächlich ergänzt Chinas Engagement westliche Hilfe, denn Sektoren wie Infrastruktur und kleinbäuerliche Landwirtschaft werden von vielen traditionellen Gebern oft vernachlässigt.
Keine Frage: Der Zugang zu Ressourcen, oft als Gegenleistung für Infrastrukturprojekte, ist ein Kernelement des chinesischen – wie auch des westlichen – Engagements in Afrika. Allerdings nutzen die Rohstoff-Infrastrukturpakete, die wir gesehen haben, nur selten chinesische Entwicklungsgelder, sondern meist andere staatliche Mittel. Ob diese Tauschhandelsgeschäfte für die afrikanischen Länder von Nutzen sind, wird sich natürlich erst in Zukunft beurteilen lassen. Letztlich sind chinesische Unternehmen in einer ganzen Reihe anderer Sektoren aktiv, zum Beispiel im Bauwesen, im produzierenden Gewerbe und im Telekommunikationssektor.
Drittens liest man in westlichen Medien oft, China untergrabe die Versuche des Westens, mit Entwicklungspolitik gute Regierungsführung und Menschenrechte in Afrika zu fördern. Bei genauerem Hinsehen würde sich zeigen, dass Peking für Sanktionen gegen Libyen stimmte, den Sudan drängte, eine gemeinsame Friedenstruppe von UN und Afrikanischer Union in Darfur zuzulassen und Robert Mugabe dazu bewegte, gemeinsam mit der simbabwischen Opposition eine Regierung der nationalen Einheit einzugehen. Gaddafis Libyen erhält keinerlei Entwicklungshilfe von China, der Sudan und Simbabwe nur wenig. Gleichwohl ist es chinesischen Unternehmen und Banken nicht untersagt, Geschäftsbeziehungen zu diesen drei Parias zu unterhalten. Generell gibt es keinerlei Belege dafür, dass Peking in Afrika lieber mit autoritären und schlecht regierenden Regimen als mit demokratischen Regierungen zusammenarbeitet. Im Gegenteil, zu den wichtigsten Geschäftspartnern Chinas in Afrika zählen stabile Demokratien wie Südafrika, Ghana und Mauritius."
Nicht zuletzt kommentierten die drei Gelehrten: "Diese drei Beispiele zeigen, dass der öffentliche Diskurs hinsichtlich der Grundmuster des chinesischen Engagements in Afrika irrt. Das soll natürlich nicht heißen, dass Chinas Bilanz makellos wäre. Die Entwicklungspolitik Chinas in Afrika steht einer Reihe von Problemen gegenüber, darunter Auswirkungen auf die Umwelt und das soziale Gefüge, die allgemeine Transparenz von Hilfeleistungen und die Koordination mit anderen Gebern. Und die Klagen afrikanischer Arbeitnehmer über schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen mehren sich in dem Maße, wie die Zahl chinesischer Arbeitgeber wächst."
(Quelle der Zitierung: Zeit-Online)
Quelle: german.china.org.cn
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