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06. 02. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Gewöhnlicher Besuch aber vor ungewöhnlichem Hintergrund Exklusiv

Schlagwörter: Merkel China Eurokrise EU

III. Neue Schritte zur Weiterentwicklung der 40-jährigen deutsch-chinesischen diplomatischen Beziehungen

In diesem Jahr begehen beide Staaten ihr 40. Jubiläum der Aufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen. Mit ihrem China-Besuch hat Frau Merkel von deutscher Seite aus den Startschuss für alle Feierlichkeiten gegeben.

Die Bundeskanzlerin hat vollkommen recht, als sie hinwies: "Vor 40Jahren, als die Bundesrepublik Deutschland und China diplomatische Beziehungen aufnahmen, war kaum absehbar, dass unsere Länder einmal so eng wie heute zusammenarbeiten würden."

China und Deutschland liegen weit voneinander entfernt, es existieren Unterschiede in Bezug auf die jeweiligen Gesellschaftssysteme, Geschichte, Kultur, Ideologien, Wertvorstellungen und den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung. Auch die Ansichten und Herangehensweisen beider Seiten in manchen Fragen sind deshalb nicht ganz die gleichen. Dies führt ebenfalls hin und wieder zu Krisen zwischen beiden Staaten. Trotzdem gestalten sich die Beziehungen vergleichsweise reibungsarm. In einer vielfältigen Welt sind diese Unterschiede und Differenzen ganz normal. Sie sind notwendige Grundlage für den Austausch miteinander und schaffen Bedingungen für das Lernen voneinander. Da für eine engere politische Koordination gemeinsame Wertorientierungen fehlen, erscheint die deutsche Chinapolitik bislang primär als Resultate der wirtschaftlichen Dynamik und Attraktivität Chinas.

Die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich wirklich in atemberaubendem Tempo. Im Vergleich zu 1972 hat sich das Handelsvolumen um 520fache erhöht. Während der Weltfinanzkrise hat diese rasante Entwicklung auf überraschende Weise nicht nur nicht abgenommen, sondern zugenommen, weil diese beiden Seiten nahgelegt hatte, von ureigenen Staatsinteressen auszugehen, die vergangene Verstimmung vergangen sein zu lassen, aneinander festzuhalten, um sich gegenseitig zu wärmen und im selben Boot den Fluss zu überqueren. 2008 bezifferte sich das Handelsvolumen zwischen beiden Staaten auf 115 Mrd. Euro und übertraf damit zwei Jahre früher das für 2010 festgesetzte Ziel von 100 Mrd. Euro. 2011 haben beide Seiten beschlossen, 2015 das Handelsvolumen noch einmal zu verdoppeln und es auf 280 Mrd. Euro zu steigern.

Beide Seiten kommen auch überein, ihre makroökonomischen Richtlinien und internationalen Strategien verstärkt zu koordinieren. 2011 fanden zum ersten Mal die Regierungskonsultationen zwischen beiden Staaten in Berlin statt. 23 Minister nahmen daran teil.

Anlässlich des China-Besuchs von Frau Merkel in 2010 haben sich China und Deutschland geeinigt, eine strategische Partnerschaft zwischen beiden Staaten aufzubauen, um die beiderseitige Beziehung auf eine neue Ebene heraufzusetzen und eine stabile, nachhaltige Beziehung aus langfristiger Sicht und unter globalen Gesichtspunkten zu etablieren, gegenseitig die Kerninteressen und die wichtigen Anliegen ernst zu nehmen und tatsächlich zu respektieren, womit ein neues Kapitel in der Beziehungsgeschichte der beiden Staaten aufgeschlagen wurde.

Zu dieser Zusammenarbeit sagte Frau Merkel: "Es geht also immer um faire Kooperation, um fairen Wettbewerb, der auf Gegenseitigkeit beruht. Wie ich schon sagte, gerade auch Deutschland ist ein Standort, an dem die chinesischen Unternehmen in Zukunft sicherlich noch mehr investieren werden. Erste große Beispiele gibt es schon, aber hier gibt es noch großes Entwicklungspotential."

Es geht hier um "neue Schritte", so erklärte Frau Merkel, dass es vor allem in den Bereichen des nachhaltigen Wirtschaftens wie bei Energieeffizienz, Ressourcenschutz und Wassermanagement sowie beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme und in Forschung und Entwicklung, großes Potenzial zur Zusammenarbeit gebe. Auch solle der Mittelstand stärker in die Kooperation eingebunden werden. China begrüßt ihre Vorschläge, wird weiterhin mit Deutschland ihre Wirtschafts- und Handelsbeziehungen intensivieren, insbesondere seine Investitionen in Deutschland und EU erheblich ausbauen.

In diesem Zusammenhang lässt sich feststellen, dass die chinesisch-deutschen Beziehungen es wirklich verdienen, ein Vorbild der Kooperation zwischen einem entwickelten Land und einem Schwellenland genannt zu werden.

IV. Förderung des chinesischen Kulturjahres in Deutschland

Entscheidend für die traditionellen Beziehungen zwischen China und dem Ausland ist wohl die Vorstellung vom "Reich der Mitte". Gemäß dem Eurozentrismus verstand sich auch das alte Europa als Mitte der Welt. Mit der Entdeckung Amerikas erwies sich diese Haltung als Irrtum aufgrund von Unwissenheit. Seitdem bemühen sich die Wissenschaftler und Interessierte aller Länder umso mehr, zu untersuchen und zu studieren, was vom Eigenen und was vom Fremden gut und brauchbar ist, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt, letztendlich ob und in welchen Aspekten eine Synthese aus den Kulturen möglich ist. So erlebte man einen Höhepunkt des Kulturaustausches in der Welt.

Der Kulturaustausch zwischen China und Deutschland kann eine lange Geschichte zurückverfolgen und trägt dazu bei, in beiden Ländern Wissen und Verständnis über den Partner zu vertiefen und die Völker einander näher zu bringen.

Aber wenn schon von einem Austausch die Rede ist, so muss er möglichst ausgewogen sein. Ich will hier nicht unhöflich sein, wenn ich sage, dass wir Chinesen heute ein viel realeres Bild von Deutschland haben, als die Deutschen von uns. Das liegt meines Erachtens u. a. daran, dass in China mehr über Deutschland, und zwar überwiegend Positives als in Deutschland über China, meistens Negatives berichtet wird. "Das gegenseitige Verständnis ist mangelhaft. Es gibt in Deutschland zu viele Missverständnisse für China", hört man von Experten. Eine zu einseitige Darstellung in Deutschland wird sicherlich dem Kulturaustausch nicht guttun.

Das chinesische Kulturjahr, das 2012 in Deutschland stattfindet, steht unter dem Motto «CHINAH - China aus der Nähe betrachten», soll das Bild vieler Deutschen von China verbessern. Bemerkenswert ist aber, dass kritische Stimmen schon auftauchten, bevor das Kulturjahr überhaupt stattgefunden hatte: China mache wiederum Propaganda. Das hat mir sehr leid getan. Wenn man stets Kultur und Propaganda in einen Topf wirft, so könnte man auch diejenigen fragen, die sich schon im Vorfeld ihre Meinung gemacht haben, welches Ziel eigentlich mit den dreijährigen Veranstaltungen "Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung" verfolgt wurde. Ich fühlte mich erst getröstet, als ich meinen deutschen Freund Michael Kahn-Ackermann,, früheren Direktor des Pekinger Goethe-Instituts, sprechen hörte: «Es wäre gut, wenn man mit einem Höchstmaß von Offenheit und Bereitschaft zum Dialog aufeinander zugeht», ganz wie die Bundeskanzlerin argumentierte: "Dialog schafft Vertrauen, Dialog schafft besseres Verstehen. Vertrauen ist immer der Grundstock dafür, dass Beziehungen zwischen Menschen Früchte tragen können". Chinas Staatspräsident Hu Jintao unterstrich auch, der Besuch Merkels werde das "gegenseitige Verständnis" zwischen beiden Ländern vergrößern.

 

Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider.

Herr Yin Tongsheng ist Professor an der Beijing Foreign Studies University und bekannter Gelehrter für deutsche Studien in China.

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Quelle: german.china.org.cn

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