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26. 02. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Europa hat einen neuen Lebensmittelskandal – in verschiedenen, mit der Aufschrift "Rindfleisch" ausgezeichneten Fleischprodukten war Pferdefleisch gefunden worden. Was zunächst auf Großbritannien beschränkt schien, hat sich inzwischen zu einem EU-weiten, handfesten Skandal ausgeweitet.
Es waren zunächst nur einige Supermärkte in Irland und Großbritannien, in denen Mitte Januar als "Hamburger aus echtem Rindfleisch" deklarierte Produkte gefunden worden waren – die aber gar kein Rindfleisch enthielten, sondern Pferdefleisch. Doch der Skandal weitete sich schnell aus und gewann an Intensität. Mittlerweile sind bereits in England, Frankreich, Deutschland, Rumänien, Polen, Schweden, Norwegen und einigen weiteren Mitgliedsländern der EU Fleischprodukte gefunden worden, die ebenfalls Pferdefleisch enthielten.
Der neue Skandal hat die EU mächtig in die Bredouille gebracht: Sie muss nun einerseits falsch deklarierte und verunreinigte Produkte, die bereits in den Handel gekommen sind, aufspüren und aus dem Verkehr ziehen. Andererseits muss sie die Verantwortlichen finden und harte Strafen gegen sie aussprechen. Zu diesem Zweck hatte die EU bereits am 13. und am 15. Februar eine Dringlichkeitssitzung aller EU-Mitgliedsstaaten einberufen, auf der beschlossen wurde, dass künftig die Marktüberwachung in allen Ländern verstärkt sowie regelmäßige DNA-Kontrollen der Fleischprodukte durchgeführt werden sollen.
Es ist der erste große Lebensmittelskandal in der EU, seit vor einigen Jahren BSE-verseuchte Rindfleischprodukte in den Handel gekommen waren. Und dennoch ist der jetzige Skandal von einer anderen Qualität. Bestand bei den BSE-Fällen die sehr reale Gefahr, an den Produkten schwer zu erkranken, geht es bei dem Pferdefleisch-Skandal in erster Linie um etwas ganz anderes: den Betrug am Konsumenten. Oder, wie es der Sprecher der EU-Kommission ausdrückte: Dass im vorliegenden Fall anstelle von Rindfleisch Pferdefleisch verkauft wurde, stellt im Hinblick auf die Gesundheit der Konsumenten keinerlei Risiko dar – es handelt sich lediglich um einen Fall von falscher Produktbeschriftung.
Denn, seien wir mal ehrlich: In unserer heutigen Zeit, in der die Unternehmen aufgrund der ständigen Konkurrenz dazu gezwungen sind, jeder noch so kleinen Gewinnmöglichkeit auf Gedeih und Verderb hinterherzurennen, bieten sich den findigsten und vielleicht auch etwas skrupellosen Charaktern in der Wirtschaft natürlich viele Möglichkeiten, ihre Kunden über’s Ohr zu hauen. Und in einem ansonsten von so hohen Standards und Anforderungen geprägten Markt wie dem europäischen zieht ein derartig großer Betrugsfall natürlich sofort alle Blicke auf sich. Der Ursprung des gegenwärtigen Skandals ist jedenfalls ganz eindeutig im Streben nach Gewinn zu suchen.
Wenn man sich die Preisverhältnisse einmal anschaut, kann man auch schnell verstehen, warum es überhaupt einige Geschäftsleute gibt, die sich auf ein solches Risiko einlassen. In Frankreich beispielsweise kostet nämlich ein Kilogramm Rindfleisch durchschnittlich 14 Euro, während ein Kilo Pferdefleisch nur etwa ein Viertel dieses Betrags kostet. Darüber hinaus gibt zwischen den einzelnen Ländern der EU, hinsichtlich der Überwachung der Lebensmittelzulieferer, große Unterschiede – was die Möglichkeiten für illegale Geschäfte natürlich deutlich erhöht.
Doch eine derartige Profitgier, die mit allen Tricks versucht, auch noch das letzte bisschen Profit aus dem Markt herauszupressen, beschädigt natürlich nicht nur den Namen des Produzenten, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher. Angesichts der nun schon seit Jahren wütenden Staatsschuldenkrise in Europa, die Millionen von Menschen ihren Job gekostet und auf dem ganzen Kontinent zu steigender Armut und Verzweiflung geführt hat, hinterlässt der Pferdefleisch-Skandal bei den Verbrauchern natürlich ein deutlich negativeres Gefühl, als dies unter normalen Umständen vielleicht der Fall gewesen wäre.
Eine Untersuchung in England stellte unlängst fest, dass der Pferdefleisch-Skandal bereits zu einer Änderung des Konsum- und Essverhaltens geführt hat. Doch auf lange Sicht gesehen wird auch der derzeitige Skandal nicht zu einer grundlegenden Änderung des Verbraucherverhaltens führen. Die Europäer werden dem Fleischgenuss sicher nicht abschwören – aber nach diesem schweren Betrugsfall wird es einige Zeit dauern, bis das Vertrauen der Verbraucher wieder hergestellt ist.
Wie lange das genau sein wird, hängt dabei ganz entschieden von den Anstrengungen der EU zur Aufklärung des Falles ab.
Quelle: german.china.org.cn
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