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german.china.org.cn | 07. 03. 2013

Die Freundschaft mit China ist Konsens der deutschen Parteien Exklusiv

Schlagwörter: China Deutschland Wahl Shi Mingde

von Wu Qiongjing / Beijing

Der chinesische Botschafter in Deutschland Shi Mingde, der momentan an der 1. Tagung der 12. Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes in Beijing teilnimmt, hat sich am Dienstag in einem exklusiven Interview mit Chin.org.cn über die bilateralen Beziehungen beider Länder geäußert.

Der Botschafter Shi Mingde beantwortete zuerst die Frage, wie die deutsche Wahl im Herbst die Beziehungen zu China beeinflussen wird. Shi Mingde wies darauf hin, dass die chinesisch-deutschen Beziehungen hinsichtlich des Umfangs und der Intimität ein beispielloses Niveau erreicht hätten. Im Rahmen des Chinabesuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel im August 2012 kamen neun Kabinettmitglieder mit. Aus der chinesischen Seite nahmen 13 Minister an den Gesprächen teil. Die beiden Seiten erzielten einen umfassenden Konsens. Das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland macht heute allein etwa ein Drittel des gesamten Handelsvolumens mit allen 27 EU-Ländern aus und ist viel größer als das mit Frankreich oder Großbritannien. Bisher haben sich über 7.000 deutsche Unternehmen niedergelassen, während mehr als 2.000 chinesische Gesellschaften in Deutschland investieren. Was den Personalaustausch betrifft, so besuchen jährlich etwa 400.000 Chinesen beziehungsweise 300.000 Deutsche das jeweils andere Land. „Meiner Meinung nach ist es ein Konsens von allen deutschen Parteien, die Beziehungen zu China zu beachten und zu entwickeln. Das Wahlergebnis im September wird deshalb die deutsche Chinapolitik nicht verändern. Ich bin zuversichtlich, dass die ‚Farbe’ der deutschen Regierung die Freundschaft mit China überhaupt nicht verändern wird“, so der Botschafter.

Pferdefleisch und Lebensmittelsicherheit. China.org.cn: In der letzten Zeit ist eine Reihe von Lebensmittelskandalen in Europa aufgedeckt worden, wie beispielsweise Pferdefleisch und falsch deklarierte Bio-Eier. Was hat Ihrer Ansicht nach zu den Problemen geführt?

Shi Mingde: Die Lebensmittelsicherheit ist eine internationale Herausforderung. Der Hauptgrund für die Probleme liegt darin, dass einige gesetzlose Händler keine Rücksicht auf die Sicherheit der Verbraucher nehmen. Nach der Enthüllung der Skandale hat die deutsche Regierung viele Maßnahmen ergriffen, um unter anderem die Überwachung zu verstärken, Gesetze nachzubessern sowie die Ermittlungs- sowie Fahndungsarbeiten zu verbessern. Die Skandale in Deutschland sollten uns als Lehre und Warnung gelten, denn wir haben auch viele Probleme im Bereich der Lebensmittelsicherheit. So meine ich, dass wir in diesem Aspekt noch viele Zusammenarbeitsmöglichkeiten haben. Zwischen verschiedenen Ländern soll der Austausch bezüglich der Lebensmittelsicherheit noch verstärkt werden.

Umwandlung des chinesischen wirtschaftlichen Modells und Deutschland. Im Tätigkeitsbericht der Regierung von Ministerpräsident Wen Jiabao am 5. März wurde festgelegt, die wirtschaftliche Umstrukturierung zu beschleunigen und die Qualität und Effizienz der wirtschaftlichen Entwicklung zu erhöhen. Es besteht von allen Seiten ein breiter Konsens, die chinesische Wirtschaft umzuwandeln und auf eine höhere Ebene zu stellen. Was bedeutet das Ihrer Meinung nach für die deutsche Wirtschaft?

Shi Mingde: China legt nun mehr Wert auf Kreativität, Energieeinsparung und Umweltschutz. In diesen Bereichen hat auch Deutschland seine Qualitäten. Die Umwandlung des chinesischen Wirtschaftsmodells könnte neue Kooperationsbereiche für beide Länder erschließen. Darauf haben die deutsche Wirtschaft und Unternehmen sehr aktiv reagiert. Im vergangenen Jahr wurden die Investitionen der EU in China um 5 Prozent reduziert, während die Investitionen nach Deutschland trotzdem um 29 Prozent zugenommen haben. Deswegen werden die Bereiche für wirtschaftliche Kooperationen im Zuge der Umwandlung und der Aufstufung des chinesischen Wirtschaftsmodells für beide Länder noch breiter und umfangreicher.

Wird Deutschland beim High-Tech-Transfer offener?

Als sich die Schuldenkrise im Euroraum weitgehend verbreitete, haben die Staatsoberhäupter mehrerer EU-Länder, darunter auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel China gebeten, bei der Finanzierung zu helfen. Im Gegensatz verhält sich die EU beim Transfer mancher Hochtechnologien an China immer noch konservativ. Herr Botschafter, glauben Sie, dass die EU-Länder hinsichtlich ihrer Bereitschaft für Knowhow-Übertragung offener werden?

Shi Mingde: Man muss zugeben, dass die EU, im Vergleich zu den USA, beim Technologientransfer ziemlich offen ist und insbesondere Deutschland als das offenste Land gilt. Einige unserer Industriegebiete wie Fertigungsindustrie, Autobau, Chemie und Maschinenbau haben schon sehr viel von der Kooperation mit den deutschen Partnern profitiert. Als sich die meisten anderen Volkswirtschaften zurück entwickelten, hat sich die deutsche Wirtschaft trotz der internationalen Finanzkrise und der Euro-Krise positiv entwickelt. Dies ist vor allem den Bemühungen Deutschlands zu verdanken, die Realwirtschaft und Fertigungsindustrie zu entwickeln. In dieser Hinsicht haben wir mit Deutschland vieles gemeinsam. Als zwei große Volkswirtschaften und zugleich große Länder bei der Fertigungsindustrie haben die zwei Länder umfangreiche Grundlagen für eine Zusammenarbeit. Während der Stärkung der Konkurrenzfähigkeit unseres Landes wird allerdings die Kooperation mit immer größeren Widerständen konfrontiert. Beim Transfer von High-Tech an China sowie bei der Marktzulassung für die chinesischen Unternehmen kommt der Protektionismus der EU wieder zum Vorschein. Das heißt, je besser wir uns entwickeln und je stärker unsere Konkurrenzfähigkeit ist, desto mehr Schwierigkeiten und Herausforderungen werden uns entgegen gesetzt, worauf wir uns geistig vorbereiten sollen. Dies ist mit dem Bergklettern zu vergleichen: Man hat es in der ersten Phase wohl sehr leicht, aber es wird immer mühsamer, wenn man nach oben geht. Deshalb bin ich der Ansicht, dass China die Phase des Imitierens beenden und die Aussicht auf mehr eigene Innovationen setzen soll, wobei das eigene Entwicklungsniveau erhöht werden muss. Wichtiger ist es, auf eigenen Beinen zu stehen.

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