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27. 03. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"Grenze zur Kriminalität überschritten" – Kann man den europäischen Eliten noch trauen? Exklusiv

Schlagwörter: Zypernkrise,Eurozone,EZB

Von Marc-Stephan Arnold, Beijing

Der niederländische Finanzminister und neue Chef der Euro-Gruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat die "Lösung" der Zypernkrise (sprich: die Enteignung der Bürger) als geeignete Methode zur Bekämpfung der Eurokrise bezeichnet. Die Märkte reagierten entsetzt, das Vertrauen der Europäer in ihre sogenannten "Eliten" schwindet.

Wenige Stunden, nachdem das Interview mit Dijsselbloem bereits von Reuters und der Financial Times veröffentlicht worden war, ruderte Dijsselbloem zurück und behauptete, er habe nie gesagt, dass "die Haircuts in Zypern eine Blaupause für den Rest Europas" seien. Doch sowohl Reuters als auch die Financial Times hatten genau dieses Zitat unabhängig voneinander abgedruckt. Zusätzlich zu seiner unüberlegten Aussage hat der Euro-Gruppenchef die Medien somit also auch noch der Lüge bezichtigt.

Der EU-Parlamentarier Nigel Farage von der britischen UKIP-Partei hat die Südeuropäer und vor allem auch seine in Spanien lebenden Landsleute (in Spanien leben ca. 600.000 Briten) dazu aufgefordert, schnellstmöglich "ihr Geld aus der Bank" zu holen:

"Ehrlich gesagt, heißt das doch, dass es für jeden, der Geld hat, oder jeden, der große Geldsummen in einer spanischen oder italienischen Bank hat – speziell wenn man für die Finanzen eines Unternehmens verantwortlich ist –, sträflich fahrlässig wäre, das eigene Geld oder das Geld seiner Firma in einer spanischen oder italienischen Bank zu lassen. Ich glaube, was sie heute getan haben, ist einen massiven Ansturm auf diese Banken auszulösen. Ich habe gesehen, dass einige dieser Bankaktien heute Nachmittag um 6 Prozent gefallen sind, und ich glaube, dass sie in ihrer Verzweiflung, die Eurozone zu stützen, damit langfristig gesehen einen absolut fatalen Fehler begangenen haben. Sie haben die Grenze zur Kriminalität massiv überschritten – und davon wird sich ihre Reputation niemals wieder erholen", sagte Farage in einem Interview mit King World News.

Die Führungsetage der Euro-Gruppe erscheint derzeit wie ein ungeordneter Haufen völlig überforderter Zauberlehrlinge, die offensichtlich weder ihre "Zauberkraft" (ihr geldpolitisches Instrumentarium) noch ihr loses Mundwerk (siehe Dijsselbloem) unter Kontrolle haben. Mit ihrem Fehlverhalten in der Zypernkrise haben sie Misstrauen in den Herzen der europäischen Bürger ausgesäht. Was sich in Zypern abspielt, werden die meisten Europäer nicht mehr so schnell vergessen. Die dilettantisch-kriminellen Eliten der Euro-Gruppe dürften ihr Verhalten in der Zypernfrage schon bald bitter bereuen, denn – frei nach Goethe – die "Geister die sie riefen, werden sie nun nicht mehr los".

Die Bilanz der EZB – ein Märchen, aber ohne Moral

Die Zypernkrise macht eines wieder einmal deutlich: das gesamte europäische Bankensystem ist inzwischen derart mit Schulden überlastet, dass es schon bei dem kleinsten Zwischenfall wie ein Kartenhaus in sich zusammenzubrechen droht.

Der Finanzexperte Jagadeesh Gokhale vom Cato Institute drückte es so aus: "Das durchschnittliche EU-Land würde derzeit etwa das Vierfache seines BIPs als Bankguthaben benötigen, um über die Zinsen genug Geld für die Begleichung seiner laufenden Verbindlichkeiten zur Verfügung zu haben."

Das Problem dabei ist allerdings, dass kein Land ein derartiges Vermögen auf der hohen Kante hat – im Gegenteil, selbst ein vergleichsweise starkes Land wie Deutschland ist mit über 70 Prozent seines jährlichen BIPs verschuldet. Und der europäische Schuldenberg wächst und wächst...

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Quelle: german.china.org.cn

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