Seit einigen Jahren gehen immer mehr Ausländer für Schönheitsoperationen nach Südkorea. Gleichzeitig reißt dort seit einiger Zeit die Serie an Unfällen bei solchen OPs nicht ab. Dies hat Kritik in der südkoreanischen Gesellschaft hervorgerufen.

Gegen Ende des letzten Jahres ist ein 18-jähriges Mädchen für eine Schönheitsoperation nach Seoul gegangen. Kurz zuvor hatte es die Schule abgeschlossen, das Mädchen stand kurz vor einem Studienbeginn. Sie hat sich nicht nur Doppelfalten in ihren Augenlidern schneiden lassen, sondern hat auch ihre Nase größer machen lassen. Allerdings bekam das Mädchen während der Operation einen plötzlichen Schock. Daraufhin hat die Klinik das Mädchen in ein großes Krankenhaus überstellt. Aber es war schon zu spät, die Schülerin hatte einen Hirntod erlitten. Kurz danach erwachte eine Frau zwischen 30 und 40 Jahren nicht wieder aus der Narkose, als sie sich einer Operation zur Rhinoplastik und Unterbauch-Fettsaugung unterzog. Die zwei Unfälle haben in der südkoreanischen Gesellschaft viel Staub aufgewirbelt. Beide passierten in den Kliniken des Distrikts Gangnam in der Hauptstadt Seoul.

Gangnam ist ein neues Stadtviertel, das nicht einmal 30 Jahre alt ist. Es hat den Ruf eines Reichenviertels. Der "Gangnam Style" Psys spielt auch in diesem Stadtteil. Diese Gegend ist die Hochburg der südkoreanischen Schönheitschirurgie. Hier haben sich unzählige, größere und kleinere Kliniken für Schönheitschirurgie angesiedelt. Die meisten davon sind privat. Viele Kliniken sind berühmt geworden, weil sie Leute aus der Entertainment-Szene operiert hatten.

Seit einigen Jahren kommen auch viele Ausländer hierher für Schönheitsoperationen, da das Viertel immer mehr an Ansehen gewinnt. Viele Kliniken erwirtschaften ihre Einkommen überwiegend mit Operationen an Ausländern.

Vor diesem Hintergrund reichen die Ärzte vieler Kliniken absolut nicht aus. Manche Ärzte, die erst vor kurzem ihren Studienabschluss gemacht haben und noch wenig klinische Erfahrungen haben, werden auch eingestellt. Nach kurzen Schulungen werden sie für Operationen eingesetzt. Ein junger Arzt sagte: "In meinen Augen ist es keine Klinik, sondern eine Fabrik zum Schönmachen. Ich musste von morgens bis abends operieren. Manchmal musste ich mir sogar während einer OP Zeit nehmen, um einen neuen Kunden zu beraten." Dieser Arzt hatte nur ein Jahr in einer Klinik gearbeitet, bevor er kündigte. Außerdem erzählte er, dass er einmal an einem Tag insgesamt 15 Operationen gemacht habe. Die Klinik weise die Ärzte außerdem an, über die Zeiten für die OPs zu berichten. Sie fordere, dass maximal 30 Minuten für eine OP zum Doppelfalten-Schneiden aufgewandt werden dürften und für die Rhinoplastik maximal zwei Stunden. Auch wenn man jeden Tag 15 OPs zum Doppelfalten-Schneiden mache, müsse man acht Stunden durchgehend operieren, ohne zu essen, zu trinken oder auf die Toilette zu gehen. Das hinterlässt natürlich Spuren an den Ärzten. Am Ende fügte dieser junge Arzt hinzu: "Bei so einer Arbeit rutscht die medizinische Moral für Krankheitsbehandlung und die Rettung eines Menschen, die man an der Uni lernt, vollkommen in den Hintergrund."

Eingeweihte Ärzte geben mittlerweile zu: Auch wenn mit dem Patienten abgesprochen werde, dass ihn ein erfahrener Arzt operiere, könne es sein, dass ein anderer, unerfahrener Arzt die OP durchführe, während der Patient in Narkose liege. Dies sei schon zu einem offenen Geheimnis in der Szene geworden.

Da das moralische Problem der Kliniken der Schönheitschirurgie im Distrikt Gangnam zu einem großen Gesellschaftsproblem Südkoreas geworden ist, hat diese Situation Stimmen aufkommen lassen, wonach die Moral der Ärzte gereinigt werden müsse. Zurzeit ist es Standard der südkoreanischen Gesellschaft für Schönheitschirurgie, dass neu approbierte Ärzte ab dem nächsten Jahr speziell im Fach der medizinischen Ethik unterrichtet werden sollen.