Abgesehen von Chinas beispiellosem Aufstieg wird seine zunehmende Bestimmtheit in regionalen und globalen Angelegenheiten oft als möglicher Auslöser für Indiens politische Hinwendung zu westlichen Ländern genannt. Modis wiederholte Erwähnung von "Expansionismus" und Terrorismus auf See, mit der Betonung der Notwendigkeit, die Freiheit der Navigation und von Überflugrechten zu wahren, kommt den USA gelegen, die den "Angelpunkt nach Asien" eingeführt und vorgeschlagen haben, die transpazifische Partnerschaft solle als Gegengewicht zu Chinas Aufstieg dienen.

Obwohl Indiens DNA nie zulassen wird, ein enger Verbündeter der USA zu werden und seine Führerschaft nie so unvernünftig sein kann, eine Politik anzunehmen, die darauf abzielt, China in Schach zu halten, gibt es keinen Zweifel daran, dass Chinas andauernder Aufstieg ein Anlass zur Sorge für Neu Delhi geworden ist.

Einer der Hauptgründe, warum Modi die Wahl im vergangenen Jahr gewonnen hat, war sein Versprechen, die Menge an Skandalen und die politische Lähmung zu bekämpfen und sich auf Entwicklung und Gerechtigkeit zu konzentrieren. Aber Modi muss erkennen, dass er sich aufgrund des Wachstums der chinesischen Wirtschaft vom 2,5-fachen der indischen Wirtschaft im Jahr 2000 zum fünffachen heute, auf wirtschaftliche Diplomatie konzentrieren und Partnerschaften mit allen aufbauen muss, um Chinas Politik nachzuahmen.

Obwohl es zu Fehlkommunikation und zu Missverständnissen führen kann, sieht Modi keinen Widerspruch darin, freundschaftliche Beziehungen sowohl mit den USA, als auch mit China, anzustreben. Verschiedene einander widersprechende Interessen in Einklang zu bringen und miteinander konkurrierende heimische Wählerschichten auszubalancieren, erfordert Initiativen im Lande und diplomatisches Fingerspitzengefühl in der Außenpolitik. Und es ist die Pflicht von Indiens Partnern, einschließlich China, sicherzustellen, dass ihr gegenseitiges Vertrauensdefizit nicht dazu führt, die sich entwickelnden Partnerschaften zu gefährden.