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10. 05. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"Der tröstliche Geruch von jüdischem Kaffee"

Schlagwörter: Juden Nationalsozialismus Shanghai

20.000 Juden flohen vor dem Nationalsozialismus nach Shanghai. In den Köpfen vieler alteingesessener Shanghaier Familien im Stadtteil Hongkou – dem damaligen jüdischen Ghetto – sind die einstmaligen Nachbarn noch sehr präsent.

An einem Abend des Jahres 1945 brach in einer Gasse in Shanghai lautes Getöse aus. Li Huirong – damals sechs Jahre alt – blickte aus dem Fenster und sah wie ihre jüdischen Nachbarn aus den Häusern auf die Straße rannten, lauthals sangen, tanzten und vor Freude weinten.

Es war der 15. August 1945. Der Tag an dem Japan kapitulierte und der Zweite Weltkrieg in Asien sein Ende fand. Für Einwohner wie Li und 20.000 jüdische Flüchtlinge bedeute dies das Ende des Schreckens durch die japanische Besatzung.

Shanghai war eine der weltweit wenigen Städte, die eine so große Anzahl an aus Europa geflohenen Juden aufnahm. 70 Jahre später erinnert sich Li noch genau an die Zeit, in der die meisten ihrer Nachbarn Juden waren. Auch der Duft von frischem jüdischen Kaffee, den sie in den damaligen Zeiten als etwas sehr Tröstliches empfand, liegt ihr noch in der Nase.

Ihre Kindheit hat Li im Shanghaier Stadtbezirk Hongkou verbracht – dort wo die meisten jüdischen Flüchtlinge unterkamen und was ab 1942 von den japanischen Besatzern zum jüdische Ghetto ernannt wurde. Li sind ihre jüdischen Nachbarn als höfliche und freundliche Menschen in Erinnerung geblieben, die die Gemeinde stets sauber und ordentlich hielten.

„Ein jüdisches Ehepaar lud uns Kinder oft zu sich nach Hause ein. Immer wenn wir bei ihnen zu Besuch waren, bekamen wir Süßigkeiten und Desserts. Als sie nach Ende des Krieges weggingen, schenkten sie uns ein Bild von sich. Ich habe das Bild heute noch“ erzählt Li.

Genau diese fragmentierten Erinnerungen möchte die Stadt Shanghai wahren, um die chinesisch-jüdische Freundschaft zu würdigen und ihrer anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismsus und des Endes des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.

Bereits letzten Februar hat die Stadt Shanghai den Antrag auf Aufnahme des jüdischen Ghettos in die UNESCO Welterbeliste gestellt, nachdem sie zuvor über mehrere Jahre hinweg Flüchtlingslisten sowie Audio,- Video und schriftliches Material aus dieser Zeit gesammelt und archiviert hatte.

Auch das „White Horse Cafe“, ein damals beliebter sozialer Treffpunkt der Shanghaier Juden wird derzeit rekonstruiert und voraussichtlich im September eröffnen. Das Café war eines von vielen Kaffeehäusern, die die jüdischen Auswanderer aus Heimweh in „Little Vienna“ – wie der Stadtteil Hongkou in den 30er und 40er Jahren gennant wurde – eröffneten. Die jüdische Gemeinde in Übersee zeigt sich erfreut über die Restauration des Cafés. Insbesonders die Familie des Gründers Rudolf Mossberg, die bereits 20 alte Fotografien für das „Shanghai Jewish Refugees Museum“ gestiftet hat. Der Kurator des Museums, Chen Jian, erzählt, dass das „White Horse Cafe“ eine beliebte Hochzeitslokalität innerhalb der jüdischen Gemeinde war. Neben dem Sohn des Besitzers, Kurt Mossberg, hätten dort zahlreiche jüdischen Hochzeiten stattgefunden.

Das besagte Kaffeehaus ist jedoch nicht das einzige Vermächtnis der Shanghaier Juden. Viele Shanghaier Familien hegen bis heute die Geschenke, die sie von ihren jüdischen Nachbarn bei deren Abreise erhielten.

Wie beispielsweise die Familie von Ge Zhengrong, dessen Eltern damals einem jüdischen Paar Zuflucht gewährten. Als es Shanghai nach dem Krieg wieder verließ, hat es Familie Ge ein Ölgemälde als Zeichen ihres Dankes hinterlassen.

„Auf seinem Totenbett bat uns mein Vater darum, gut auf das Gemälde aufzupassen“ erinnert sich Ge. Und fügt hinzu: „Bereits seit 70 Jahren wird es in unserer Famile wie ein Erbstück gehütet“.

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Quelle: people.cn

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